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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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abgenommen. Die anderen gaben mir viele gute Ratschläge, besonders Finn, der wusste, dass ich noch nie einen Holmgang bestanden hatte. Genau gesagt hatte das noch keiner von uns – es kam zu selten vor. Die meisten Streitigkeiten wurden ohne Kampf ausgetragen, und wenn doch, endeten sie selten tödlich.
    Ich erinnerte mich daran, was mein Vater, Gunnar Raudi, mir gesagt hatte: Sieh dir an, welche Waffen dein Gegner hat, und wenn er mehr als eine hat, was erlaubt ist, dann wähle als deine zweite einen guten, kurzen Sax, den du in der Schildhand hältst. Wenn du den Zeitpunkt gekommen siehst, lässt du den Schild fallen und überraschst ihn mit dem Sax – vorausgesetzt, du kannst das, ohne den Sax fallen zu lassen. Das ist ein sehr guter Trick. Bleibe stets mit den Füßen in Bewegung, strecke deinen Fuß nicht zu weit vor und greife Beine und Füße des anderen an, wo du nur kannst. Das ist der Trick der Seeräuber, denn ein Mann mit einem verletzten Bein ist kampfunfähig, und man kann ihn liegenlassen.
    Finn und der kleine Eldgrim steckten die fünf Ellen ab, was die Größe einer Rinderhaut sein sollte, und da wir die Ecken nicht wie vorgeschrieben mit unseren Tjosnur-Nägeln markieren konnten, bekam Finn vier alte römische Nägel aus dem Lager der Garnison, fast acht Zoll lang und mit viereckigen Köpfen, die mit dem vorschriftsmäßigen Ritual eingeschlagen wurden. Dies verlangte, dass man sich vornüberbeugte und durch seine Beine den Himmel ansah, dazu musste man eins seiner Ohrläppchen festhalten und die rituellen Worte sprechen.
    Bruder Johannes runzelte während dieser Vorbereitungen argwöhnisch die Stirn, obwohl ihn die Nägel interessierten, denn sie ähnelten denen, mit denen der weiße Christus ans Kreuz genagelt worden war.
    Jeder von uns hatte zwei Waffen und drei Schilde, und der Herausgeforderte – also ich – schlug zuerst zu. Diesen Teil hatte ich mir sehr genau überlegt.
    Wenn ein Fuß über die Markierung gesetzt wurde – wenn er » wich« – ging der Kampf weiter. Sobald beide Füße den markierten Platz verließen oder Blut floss, war der Kampf beendet.
    Thrain hatte ebenfalls noch nie einen Holmgang gekämpft, ja, er hatte fünf Jahre lang keine Waffe mehr in der Hand gehabt, also war er ziemlich nervös. Er grinste, doch dabei wirkte er wie ein Hund, der den Schwanz einkniff. Er versuchte, sich Feuer unterm Hintern zu machen, indem er seinen Dänen gegenüber damit prahlte, dass dieser Junge es nicht lange machen würde.
    Er hatte Schild, Schwert und einen Lederhelm, genau wie ich, aber man sah, dass er nach fünf Jahren mit Pickel und Hammer das Schwert ungeschickt hielt. Er war sich dessen bewusst und kämpfte gegen seine Angst an, da rief Kvasir: » Kämpft!«
    Er drehte sich halb nach hinten um, wie um sich noch einmal seiner Männer zu vergewissern und sich für den ersten Hieb zu rüsten. Aber ich kämpfte mit Gunnars bestem Rat im Kopf.
    Sei schnell. Sei der Erste.
    Ich hatte den Abstand zwischen uns bereits aufgehoben und mein wunderbares Schwert schwirrte auf wie ein erschreckter Vogel.
    Es war wohl der perfekteste Hieb, den ich je geführt hatte: Die Klinge traf ihn am Riemen seines Helms und durchschnitt ihn, sie drang in das weiche Fleisch unter seinem Kinn und machte selbst an seinen Halswirbeln nicht Halt.
    Ich hatte ihm mit diesem einen Hieb fast den Kopf abgeschlagen, aber nicht ganz. Er muss das Blitzen der Klinge gerade noch gesehen haben und hatte versucht, sich zu ducken und zurückzuziehen, war aber viel zu langsam und das Schwert kam heraus, als er nach hinten taumelte.
    Dann fiel sein Körper nach vorn, doch sein Kopf, nur noch von einem Hautfetzen gehalten, fiel nach hinten. Blut spritzte pulsierend auf und verwandelte den Staub in blutigen Matsch, während er zu Boden fiel und meine Stiefel bespritzte.
    Ungläubige Stille. Dann ein kurzes » Heya!« von Finn.
    Ein einziger Hieb. Meine Mannschaft jubelte, aber ich fühlte nichts. Ich hörte nur das leise Geräusch, das Thrains zuckende Füße noch machten, das Strömen des Blutes, mit dem das Leben seinen Körper verließ, und meine eigenen Atemzüge, die mir unter dem Helm laut wie Meeresrauschen vorkamen.
    » Er hätte weniger reden und sich mehr umschauen sollen«, bemerkte Kvasir, dann stieß er mich an. » Jetzt wäre der richtige Moment, den Schwur zu tun. Ein Tod durch Holmgang, das ist das beste Opfer, das Odin dieses Jahr von uns bekommen wird.«
    Also forderte ich als Jarl und zugleich Godi –

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