Runenschwert
an den Seiten und den Keulen vorn. Man sah nur ihre Augen. Selbst ihre Schuhe waren aus Metall, aber Schilde lehnten sie ab. Sie trugen Überwürfe aus Leinen, um die schlimmste Sonnenhitze abzuhalten, aber uns taten diese tapferen Soldaten leid, die die Griechen klibanophoroi nannten – die lebendig Gebratenen.
Ihre Einheiten hießen numeri, bandae, turmae, es gab noch viele andere Namen, manche lateinisch, manche griechisch. Aber so waren sie, sie konnten sich nie richtig entscheiden, was sie waren. Rotstiefel war mit zweien der drei hetaireiai gekommen, den Gardekompanien, den mese und den mikre – die Ersteren waren Fremde, aber Christus-Anhänger, die anderen waren ebenfalls Nicht-Griechen, die aber den Christenglauben ablehnten. Die zweite Gruppe bestand vor allem aus Petschnegen und Rus-Slawen, während die mese zumeist Sachsen waren, die die Griechen Germanen nennen. Obwohl die Herrscher von Miklagard die Germanen als Soldaten und Gefolgsleute akzeptierten, lehnten sie das Reich des Sachsen Otto ab, der jetzt im alten Rom herrschte und sich Kaiser nannte.
Diese Sachsen waren von Statur fast so groß wie wir, und sie stolzierten umher und knurrten sich an wie wütende Kampfhunde. Finn meinte, ein scharfer Tritt in den Hintern würde ihnen schon zeigen, wer die besseren Kämpfer seien.
Doch am eindrucksvollsten waren die Herren der Großen Stadt, die man Comes oder Tribunen nannte, oder auch Duces oder Drungarios. Obwohl sie keinen der Soldaten, die sie anführten, vorher gesehen hatten, brachten sie es mit wenigen Worten und Trommelschlägen fertig, dass alle gehorchten wie ein Mann.
Sie waren wirklich bewundernswert, diese Römer, und zum ersten Mal wurde uns klar, weshalb sie die Welt regierten. Wir kamen uns vor wie dumme Jungs.
Dann lernten wir unseren Tribun kennen: Stefanos, der sich selbst aber nicht Tribun, sondern Taxiarchos nannte. Er kam mit einer berittenen Garde und sprach mit Skarpheddin und Jarl Brand.
Wie mir damals schien, befehligte dieser junge Stefanos mit dem runden Kindergesicht den gesamten rechten Flügel der Armee, einen Großteil der scutatoi, außerdem die Nordmänner und einen ganzen Trupp der berittenen Bogenschützen, denn bei den Römern war es üblich, den eigenen Männern das Kommando zu übertragen.
In Wirklichkeit befehligte er nur den allerletzten Zipfel, nämlich uns Nordmänner und einige der griechischen Bogenschützen und leichten Truppen. Und vielleicht war es uns zu verdanken, dass er danach nie wieder etwas kommandierte.
» So eine Art Erkennungszeichen sollten wir auch haben«, sagte Kvasir und deutete mit dem Kopf auf die bunten Helmbüsche und Schilde, während wir im Sand knieten und den Staub aus der Nase schnaubten und versuchten, dem Ganzen einen Sinn abzugewinnen. Ich gab ihm recht, denn selbst Jarl Brands Gefolgsleute, seine Drenge, hatten rot-schwarze Wollzöpfe an ihren Schwertscheiden und Schilden hängen, alle im gleichen Muster und in denselben Farben – Odins drei Trinkhörner.
Schließlich verfiel ich auf eine Notlösung. Ich trug einen Überwurf aus weißem Leinen, damit mein Kettenhemd nicht zu heiß wurde, von dem riss ich Streifen ab, die die Eingeschworenen um ihre Oberarme banden.
Es schien, dass die Nordmänner eine Einheit bildeten, Brand und Skarpheddin Seite an Seite und drei Reihen tief, denn das war Skarpheddins Befehl für die rechte Flanke gewesen. Er war so höflich, es nicht wie einen Befehl klingen zu lassen, da ich schließlich genauso ein Jarl war wie er, auch wenn ich nur vierundvierzig Mann anführte. Wir formierten uns also in drei Reihen, ganz vorn die Männer in Rüstung – die wir » die Verlorenen« nannten –, die Speere in der zweiten und dritten Reihe, bis auf eine Handvoll Bogenschützen, und sprachen uns ab, dass wir uns nach den Signalen von Skarpheddins Banner richten wollten.
Einige Hundert Schritte hinter uns folgten in einer Staubwolke mehrere Reihen von Bogenschützen aus der Großen Stadt; sie hatten vorn ganze Bündel von Pfeilen stecken, die blitzschnell gezogen werden konnten.
Vor uns waren die leichten Truppen und wirbelten den meisten Staub auf, als sie angetrabt kamen, mit ihren Speeren in weichen Lederhüllen, die mit Bienenwachs eingerieben waren. Auf unserer linken Seite standen Skarpheddins schwitzende Nordmänner. Weiter zu unserer Rechten waren die leichten Reiter, die Bogenschützen und Lanzenträger, deren Pferde am Hals vor Schweiß glänzten, während der Gestank von Pferdemist und
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