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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Fremden Tränen in die Augen schossen. Der Schmerz drängte die Erinnerungen in die Schatten ihres Verstandes, und sie holte tief Luft. »Also gut, Arcad. Ich komme mit Euch zur Ratsversammlung.«
    Der Gesichtsausdruck des Elfen entspannte sich ein wenig, doch seine Augen funkelten noch immer hart. Er nickte knapp.
    »Ich werde Euch nicht versprechen, dass ich tatsächlich so viele Leute an Bord nehmen kann, wie Ihr plant«, sagte Suvare. »Unser Frachtraum ist nicht besonders groß. Aber ich höre mir an, was der Rat der Stadt über diese angebliche Gefahr zu sagen hat.«
    »Das ist alles, worum ich Euch bitte.«
    Die beiden verließen die Kajüte und traten auf das Deck der Tjalk. Die nächtliche Frühlingsluft strich kalt über Suvares Gesicht, aber wenigstens hatte es nicht mehr angefangen zu regnen, so wie am Tag zuvor. Die Planken auf Deck waren trocken. Lautes Gelächter drang aus der Mannschaftsmesse zu ihnen empor und mischte sich mit den leisen Geräuschen, die aus der Richtung der Hafenmauer zu den Pieren hinüberdrangen.
    Teras stand alleine auf dem Oberdeck. Er lehnte an der Reling nahe der Bordplanke und schien die ganze Zeit über Suvares Kajüte im Auge gehabt zu haben. Als sein Khor mit dem Elfen auf ihn zukam, richtete er sich auf.
    »Ich gehe zu einer Versammlung in der Halle des Rates«, sagte Suvare zu ihm. »Kümmere dich inzwischen darum, dass niemand an Bord geht, der hier nichts zu suchen hat.«
    »Was für eine Versammlung?«, wollte Teras wissen und sah verständnislos von seinem Khor zu dem Elfen.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit!«, drängte Arcad.
    Suvare nickte und wandte sich an Teras. »Ich erzähl es dir später. Ich bin bald wieder zurück.«
    Der Alte öffnete seinen Mund. »Aber ...«, begann er, bevor Suvare ihm das Wort abschnitt.
    »Du hast mich gehört. Solange ich fort bin, hast du das Kommando, verstanden?«
    »Verstanden«, murmelte Teras unwillig.
    »Eine Sache noch«, ließ sich Arcad vernehmen. »Ihr solltet zumindest die Vordersegel anschlagen lassen, damit ihr schneller aus dem Hafenbecken herauskommt, falls ... für alle Fälle.«
    »Was? Jetzt Segel anschlagen?«, brach es aus Teras heraus, der mit dem Rat des Elfen an seinen Khor eine Grenze erreicht hatte. »Mitten in der Nacht? Was für eine Verrücktheit ist das denn?«
    Er trat einen Schritt näher an Arcad heran, als vermutete er, der Endar würde einen unheimlichen magischen Einfluss auf die Frau ausüben, unter der er diente. Der kleine Mann wich nicht zurück, aber Suvare stellte sich zwischen beide.
    »Das ist keine schlechte Idee. Teras, geh unter Deck und gib den anderen Bescheid. Sie sollen alles so weit fertig machen, dass wir ohne Verzögerung auslaufen können, wenn ich es sage.«
    »Aber ...«
    »Ich will jetzt nichts mehr von dir hören«, schnitt sie ihm das Wort ab und musterte ihn streng, während er hilflos und wütend zurückstarrte. Beinahe tat er ihr leid. Sie wusste, dass es ihn schmerzte, von ihr gemaßregelt zu werden, doch so sehr sie ihn mochte, konnte sie nicht zulassen, dass er ihr das Ruder aus der Hand nahm. Als Bootsmann war er es gewohnt, alle anderen aus der Mannschaft von Bug nach Heck und wieder zurück zu scheuchen, aber bei ihr hatte es aufzuhören. Die Suvare konnte nur von einem Khor gesteuert werden. Es gab Zeiten, in denen der alte Seebär daran erinnert werden musste.
    »Du kennst meine Befehle. Sorg dafür, dass wir bereit zum Auslaufen sind.«
    Sie ließ Teras stehen, um ihm zu zeigen, dass es für sie nichts weiter zu bereden gab und betrat die Bordplanke. Arcad folgte ihr. Dann aber fiel ihr plötzlich noch etwas ein und sie drehte sich zu ihrem Bootsmann um. »Kümmer dich darum, dass die Männer heute Nacht nicht zu betrunken sind. Sie sollen einen klaren Kopf haben. Sag Calach, eine Kelle Branntwein für jeden reicht.«
    Teras nickte. Er hatte immer noch eine verletzte Miene aufgesetzt, die sein wettergegerbtes Gesicht mit den tiefen Furchen auf beiden Wangen seinem Alter zum Trotz in das eines schmollenden Jungen verwandelte. Er blickte beiden nach, während sie das Schiff verließen und auf dem Pier in der Dunkelheit verschwanden, ohne sich zu rühren. Erst nach einer Weile ging er unter Deck, als hätten die Befehle seines Khors nur mit Verspätung sein Ohr erreicht.

3
    »Steh hier nicht rum wie eine Statue. Lass mich vorbei!«
    Der kleine, stämmige Mann mit dem bartlosen Kindergesicht und den dicken Schweißperlen auf seiner Stirn sah verärgert aus

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