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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Alte an der rechten Hand nur vier Finger besaß. Der kleine Finger fehlte.
    »Das Zeug ist das Beste, um müde Lebensgeister zu wecken. Du taust langsam wieder auf, was?«
    Neria nickte zitternd und versuchte erfolglos, sich aufzusetzen. Angst schoss in ihr hoch, kalt wie ein eisiger Wasserguss. »Ich kann ... mich nicht bewegen.«
    »Kein Wunder. Der verfluchte Gorrandha hätte dich beinahe umgebracht. Er hat dir soviel Kraft ausgesaugt, dass ich mich wundere, wie du das überhaupt überleben konntest. Als ich dich hier unten liegen sah, dachte ich für einen Moment, du wärst totes Fleisch. Aber ihr Wolfsleute seid wohl wirklich zäher als gewöhnliche Menschen.«
    »Woher wisst Ihr, was ich bin?« Trotz ihrer Verblüffung gelang es Neria diesmal, nicht vor Kälte zu stottern.
    Sarn stieß ein belustigtes Grunzen aus, als amüsiere sie sich trotz der unheimlichen Lage, in der sie sich befanden. »Denkst du, ich bin blind? Deine Augen, Mädchen! Du wirst doch wohl die Farbe deiner Augen kennen.«
    Natürlich. Wie hatte sie das nur vergessen können! Wie bei allen Voron leuchteten Nerias Augen in einem tiefen Bernsteinrot. Nur die Wolfsmenschen besaßen diese Farbe. Im Dämmerlicht hätte man sie mit den braunen Ton mancher Menschenaugen verwechseln können, aber nicht an diesem Ort. Das Licht hier war zwar trübe, aber dennoch gerade noch so hell, dass man den Unterschied aus großer Nähe erkennen konnte.
    »Außerdem hörst du dich anders an als die Wildlandmenschen«, fuhr die Alte fort. »Hast mehr Glück als Verstand gehabt, Kleine. Du warst schon mit einem Fuß auf dem Totenboot, oder woran ihr Wolfsleute glaubt, wohin ihr euch aufmacht, wenn es mit euch zu Ende geht. Die Starre wird noch eine Weile anhalten. Wollen wir hoffen, dass mein guter Larnys den Gorrandha bis dahin ablenken kann, damit wir von hier verschwinden können. Ich habe keine Lust, von ihm überrascht zu werden.«
    Wieso diese fremde Menschenfrau gegenüber einer der Voron weder Abscheu noch Hass empfand, und wer oder was dieser Larnys sein mochte, von dem sie da redete, war Neria völlig egal. Der Gedanke, ihre Glieder nicht rühren zu können, hatte ihr nicht nur einen fürchterlichen Schrecken versetzt, er war ihr regelrecht unerträglich. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang sie sich erneut, ihren Kopf zu heben. Sofort überfiel sie ein starkes Schwindelgefühl. Ihr Körper schien sich trotz seiner Bewegungslosigkeit zu drehen, als hätte man sie im Liegen auf ein Rad geflochten, das einen Hang hinabrollte. Schmerzhaft ließ sie ihren Kopf wieder auf den steinernen Untergrund zurückfallen und stöhnte.
    »Müh dich nicht gleich zu sehr«, raunte Sarn bestimmt. »Sonst fällst du mir noch in Ohnmacht, und nichts ist gewonnen.«
    Mit harten, entschlossenen Bewegungen begann sie die Beine der jungen Frau zu massieren. Neria beobachtete aus den Augenwinkeln, wie faltige Hände energisch ihre Muskeln durchwalkten. Das rechte Handgelenk der Alten war von einem breiten, rissigen Lederriemen umschlossen. Doch Neria fühlte weder die Finger ihrer Retterin noch die Berührung des Riemens auf ihrer Haut. Das Einzige, was sie spüren konnte, war ein dumpfes Kribbeln, als ob ihre Gliedmaßen eingeschlafen seien. Im Augenblick war sie so hilflos wie ein Kleinkind.
    »Wo bin ich?«, fragte sie. Verzweiflung lag in ihrer Stimme.
    »In der innersten Kammer von einem Cairan . Einem Hügelgrab unter den Riesenfelsen«, setzte Sarn hinzu, als Neria sie verständnislos ansah. »Der Gorrandha hat dich hierher gebracht. Danke der Träumenden und dem Schicksal, das sie für dich gewebt hat, dass ich in der Nähe war, als er dich umgarnt hat. Ich hab so was noch nie mit eigenen Augen gesehen. Was für eine Kraft von diesem Ungeheuer ausgeht!«
    In Sarns Worten schwang fast ein Ton von Bewunderung mit, während sie sich nun Nerias Arme vornahm. »Dieser Gorrandha ist alt, älter als alle die Eiben, die um die Riesenfelsen herum stehen. Wenn einer von denen so alt geworden ist, kann er seinen Hunger lange zurückhalten. Dann schläft er in seinem Versteck, so wie eine Zecke im Winter, bis er aufgeweckt wird, weil er etwas Warmes und Lebendiges in seiner Nähe fühlt.«
    Neria versuchte, die Muskeln in ihren Beinen anzuspannen. Jetzt, da Sarn diese massiert hatte, war ein wenig von der lähmenden Kälte aus ihnen gewichen. Aber noch immer fühlte sie sich so schwach, dass sie ihre Füße nur kurz anheben konnte, bevor ihre Kräfte sie wieder verließen.
    Sarn hielt

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