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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Stuhles los. Die Muskeln in seinen Händen schmerzten ein wenig wegen der Anspannung, der er sie ausgesetzt hatte. Er sprang auf.
    »Ay, Khor! Bis ... bis morgen dann!«
    Suvare nickte wortlos. Daniro drehte sich um und verließ die Kajüte.
    Die Dämmerung hatte inzwischen der Nacht Platz gemacht. Zwei Laternen, die Steuerbord und Backbord am Hauptmast befestigt worden waren, schaukelten schwach im Wind. Das Schiff schien völlig verlassen. Daniro vermutete, dass die Mannschaft Freigang hatte. Wahrscheinlich hockten sie im Schwarzen Anker oder in der Fellhandelsstation und vertranken die karge Heuer, die sie verdient hatten. Und warum auch nicht? Das Leben auf dem Meer kennzeichneten harte Arbeit und Entbehrungen, die einem in die Knochen fuhren wie ein schneidender Wind. Wenn man Glück hatte, erwischte man einen halbwegs anständigen Khor, der einem nicht auch noch zusätzlich das Dasein zur Hölle machte. Wenn man Pech hatte, wurde man durch die Schinderei verkrüppelt oder früh ins Grab gebracht – so wie die Männer auf der Nesvaal .
    Daniro blieb stehen und atmete tief die kalte Nachtluft ein. War dies das Leben, nach dem er sich sieben Jahre lang heimlich zurückgesehnt hatte? Wollte er wirklich wieder zur See?
    Für einen Moment herrschte in seinem Kopf völlige Leere, und keine Stimme in ihm wusste etwas auf diese Fragen zu erwidern. Doch plötzlich schlug etwas klatschend von außen gegen den Schiffsrumpf, vielleicht ein tauchender Vogel oder ein großer Fisch, der im Hafenbecken herumschwamm. Das Geräusch der Wellen drang an Daniros Ohr, und mit einem Mal wusste er, dass dies die Antwort war. Er mochte noch so häufig die Bilder jener Nacht vor Augen haben, als sein Schiff untergegangen war, doch das Rauschen der Wellen, die Stimmen des Meeres konnten sie niemals verdrängen. Er gehörte der See. Sie hatte ihn schon für sich gewonnen, als er Schiffsjunge auf seinem ersten Kahn geworden war. Das Leben an Land würde immer nur ein schaler Ersatz für die schwankenden Planken unter seinen Füßen sein. So einfach und zugleich so schwierig war es.
    Ein langer Schatten schälte sich hinter dem eines Stapels aufgerollter Taue heraus und trat auf ihn zu.
    »Lass mich raten«, sagte Teras schmatzend. Seine Wange war immer noch dick vor Kautabak. »Du bist angeheuert.«
    »Ay, ich soll mich morgen Früh zum Dienst melden.«
    Der Alte schnitt ein Gesicht.
    »Ich hätte dich nicht genommen. Aber Suvare ist der Khor, und was sie sagt, das gilt auf diesem Kahn.«
    Er beugte sich ein wenig vor. Der scharfe Geruch des Tabaks stieg Daniro unangenehm in die Nase. Er bemühte sich, keine Miene zu verziehen.
    »Vergiss das nicht, Kleiner! Die ist mehr Mann als die meisten Khorin, die ich in meinem Leben kennen gelernt hab. Entweder du glaubst mir das, oder du findest es auf die harte Art raus.«
    »Ich glaub es dir, Kamerad«, gab Daniro zurück.
    »Nenn mich nicht Kamerad! Du bist angeheuert, also bin ich der Bootsmann für dich, verstanden? Ich sorge auf diesem Kahn dafür, dass alles läuft wie Butter in einer heißen Pfanne. Wenn es Ärger gibt, dann kommst du als Erstes zu mir. Nicht zum Khor, nicht zu jemand anderem.«
    »Ay, Bootsmann. Nur eine Frage noch.«
    »Na?«
    »Ist es nicht etwas ungewöhnlich?«, fragte Daniro. »Seeleute, die keine Angst vor einer Frau an Bord haben?«
    Teras verzog das Gesicht zu einem Grinsen.
    »Normalerweise würde jeder von denen lieber auf einem Geisterschiff segeln als mit einem Weibsstück. Aber sie führt den Kahn besser als mancher Kerl. Und es gefällt den Männern, dass ihr Schiff denselben Namen trägt wie ihr Khor. Es bringt Glück, sagen sie. Verrückter Haufen – selbst wenn sie mal nicht abergläubisch sind, sind sie‘s doch!«
    Immer noch grinsend drehte er sich um und spuckte ins Wasser. Eine Windbö fuhr durch das Hafenbecken. Die Suvare schwankte leicht, als antwortete sie leise darauf, dass über sie gesprochen worden war. Jetzt erst dachte Daniro daran, dass diese Tjalk von morgen an für die nächsten Wochen und Monate sein Zuhause sein würde, seine Welt auf dem Meer. Es war eine andere Welt als die an Land, mit anderen Gesetzen und anderen Sitten. Das enge Zusammenleben der Mannschaft musste strengen Regeln unterworfen werden, um Gefahren zu vermeiden. Aber gleichzeitig war dieses Leben auch frei. An Bord eines Schiffes kam man in ganz Runland herum, vom Wildland bis zu den Südprovinzen. Das war mehr, als sich ein Stadtbewohner, der das feste Land nie

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