Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
begann er in einem leicht veränderten Tonfall, den Margon kannte. Es war ein Ton, in den sein alter Freund Callis immer verfallen war, wenn er angefangen hatte, eine längere Geschichte zu erzählen, die er irgendwann von einem seiner Lehrer oder einem anderen Geschichtenerzähler gehört hatte.
    Aber für Arcad sind es mehr als nur Geschichten , durchfuhr es den Magier. Für ihn sind es die Erinnerungen seines Volkes.
    »Unter einem scharlachfarbenen, heißen Himmel schweben dort gewaltige Felsen über einem Abgrund, dessen Tiefe von keinem der Drachen jemals völlig ergründet wurde, da seine Hitze wächst und wächst, je tiefer man hinabschwebt, bis sie sich schließlich ins Unerträgliche steigert.
    Einige der Felsen sind flach wie die große Hochebene von Tool im Westen Runlands, andere wiederum voller Gebirge, höher als die Meran Ewlen . Auf vier dieser über dem Abgrund schwebenden Felsen bauten die Serephin gewaltige Städte aus weißem Stein: Ascerridhon , wo der Drache der Luft verehrt wird, Gotharnar , die Heimat des Feuertempels, Sovornilar , die Stadt des Wassers, und Nurdupal , wo sich der Tempel der Erde ansiedelte.
    Jeder der vier Stadtstaaten wird von einem Rat der Ältesten geleitet, der sich in regelmäßigen Abständen trifft und die Gesetze ersinnt, nach denen sie ihr Leben ausrichten. Denn die sechs Götter der Ordnung, von denen die Serephin erschaffen wurden, sagten ihnen, dass sie selbst bestimmen sollten, welchem Ziel ihre Wünsche und Bestrebungen zusteuern würden. Da sie nie zuvor neues Leben mit eigenem Willen erschaffen hatten, waren die Serephin für sie wie Kinder, deren Handlungen untereinander für sie wie harmlose Spiele anmuteten und die sie nicht als bedrohlich für sich selbst empfanden. Deshalb geboten sie ihrem Tun zunächst keinen Einhalt.
    Die Ältesten jedes Hauses sind jene, die in der Dämmerung der Zeit von den Göttern erschaffen wurden. Sie werden die Lamazhabin , die ohne Eltern, genannt, und sie sind die Stammväter und – mütter ihrer Sippen, verehrt und geachtet wie die Götter der Ordnung selbst.
    Der Mittelpunkt jeder Stadt ist der Hohe Tempel, in dem die Serephin ihre Riten abhalten. Diese bestehen vor allem darin, sich mit dem heiligen Drachen des jeweiligen Elements zu verbinden, das ihrer Stadt den Namen gab.
    Vovinadhár ist keine große Welt. Nach einigen Zeitaltern, in denen die vier Städte gewachsen waren und die Anzahl ihrer Bewohner sich vermehrt hatte, erwachte in vielen der jüngeren Serephin der Wunsch, neue Welten zu entdecken und zu erforschen. Immer schon war der Drang nach Neuem eine Antriebsfeder in den Serephin gewesen. So machte sich eine große Anzahl von ihnen in die Fremde auf.
    Da sie aber zu keiner Zeit ein übermäßig kriegerisches Volk gewesen waren und sie keinen Ehrgeiz besaßen, andere Welten zu erobern, wurde es bei ihnen bald Brauch, ihre Gestalt dem Aussehen der Völker in der jeweiligen Welt anzupassen, die sie bereisten, um nicht aufzufallen und ungestört ihr Wissen vergrößern zu können. Sie wurden darin schließlich so geschickt, dass es nur noch den Augen besonders wachsamer und willensstarker Geister gelang, ihre wahre Form zu erkennen.
    Darüber hinaus geschah es im Laufe der Äonen, dass das Wandeln der Gestalt für sie zu einer Kunst wurde, einer Art, sich schöpferisch auszudrücken, ja mehr noch: Indem die Serephin die Kunst vervollkommneten, jemandes Gestalt anzunehmen, lernten sie sein Wesen kennen. So vergrößerten sie auf ihren Reisen ihr Wissen über viele Zeitalter hinweg. Manches Volk, an dessen Entwicklung sie Anteil nahmen, lehrten sie ihr Wissen und leiteten es an, sodass sie, wenn man sie erkannte, oft wie Götter verehrt wurden.«
    Arcad schwieg und griff nach seinem Becher, um einen Schluck daraus zu trinken. Seine drei Zuhörer saßen reglos auf den Stühlen, als könnte jede ihrer Bewegungen die Erzählung des Elfen wieder beenden.
    Durch Margons Geist rasten unterschiedlichste Gedanken.
    Das konnte unmöglich ein Zufall sein! Nein, kein Zufall, auch keine Sinnestäuschung! Auf seiner letzten Reise in die Geistwelten hatte er jene Welt unter einem blutroten Himmel gesehen, von der dieser Elf gerade gesprochen hatte! Bilder blitzten in seiner Erinnerung auf: die weiße Stadt; der unterirdische Raum, den er betreten hatte; die pupillenlosen Augen der Statue mit dem Speer, bereit zum Wurf; ihr kaltes, metallisches Summen, das sich in seinem Kopf zu Worten verändert hatte.
    DER VERRÄTER IST UNTER

Weitere Kostenlose Bücher