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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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und Enris ab und fuhr fort, als richtete er seine Stimme gegen das tote Holz der Planken zu seinen Füßen. »Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht, als der Sturm direkt über uns tobte. Nie zuvor waren mir solche Brecher untergekommen. Zwei unserer Leute wurden so schnell über Bord gespült, dass meine Augen ihnen kaum folgen konnten, obwohl sie unmittelbar vor mir standen. Da war mir sofort klar, dass es nur noch darum ging, ob wir überleben oder auf dem Grund des Meeres landen würden. Der Sturm hatte uns völlig in seiner Gewalt. Schließlich tauchte die Küstenlinie von Tirona an Steuerbord auf. Unser Steuermann versuchte noch, die Nesvaal irgendwie zwischen den beiden vorgelagerten Riffen hindurch zu steuern, aber ohne Erfolg. Die See war völlig entfesselt. Wir kamen nicht gegen sie an.
    Die Nesvaal wurde durch die Wucht des Sturms gegen eines der Riffe geschleudert. Ihr Bauch riss der Länge nach auf. Ich dachte immer, so ein Kahn bräuchte lange, bis die See ihn sich holt. Ich hatte mich geirrt.«
    Er hielt inne und blickte auf. Enris, dem erst jetzt die kaum vernehmbaren Schritte hinter sich aufgefallen waren, drehte sich um.
    Neria war an sie herangetreten. Sie sagte kein Wort, sondern starrte Daniro nur an. Ihre Augen waren zwei dunkle Punkte in einem Gesicht, dem die Dämmerung einen aschfahlen Glanz verlieh.
    »Unser Khor stand achtern, als wir auf das Riff trafen«, erzählte Daniro weiter. »Die Erschütterung warf mich um. Ich ging zu Boden und schlug mir hart den Kopf an. Alles, was danach passierte, ist für mich heute noch so, als wäre plötzlich dichter Nebel aufgekommen. Meine Erinnerungen tappen darin herum, und sie werden auch nach all den Jahren nicht klarer. Ich kann noch die Schreie meiner Kameraden hören, die Stimme unseres Khors, wie er mir von hinten zubrüllt, dass wir von Bord springen sollen. Dann werden seine Worte von einem Brecher verschluckt, der über das Deck fegt und uns alle ins Reich der Wassergeister spült. Gegen diese Riesenhand bin ich nichts weiter als ein Stück Treibholz. Meine Beine schlagen gegen die Reling, aber ich spür den Schmerz erst viel später. Mit einem Mal bin ich nicht mehr an Bord, sondern mitten im eiskalten Wasser. Wahrscheinlich ist es um diese Jahreszeit gar nicht eiskalt, aber wenn es alles ist, was dich umgibt und dir deine Lungen füllt, sobald du Luft zum Schreien holen willst, dann fühlt es sich so kalt wie der Tod an.
    Das Meer ist über mir, das Meer ist unter mir. Ich reiß die Augen auf und tauche in die Richtung, in der es etwas heller ist. Mein Kopf erreicht die Oberfläche, ich spucke und huste salziges Wasser. Das Heulen des Sturms, das die Tiefe der See für wenige Momente gedämpft hatte, dringt nun wieder mit voller Wucht an meine Ohren.
    Meine Kleider und Stiefel ziehen schwer an meinem Körper, so dass ich mich abmühen muss, um nicht wieder unterzugehen. Ich paddle mit Armen und Beinen, während ich mich hektisch nach der Nesvaal umsehe. Sie ist schon weit von mir entfernt. Das Heck und der Hauptmast sind bereits in den Wellen verschwunden. Nur der Bug ragt noch aus dem Wasser hervor und klagt den Himmel über ihm an, der unser Schicksal mit seinem verfluchten Wetter besiegelt hat. Plötzlich fährt er in die Tiefe, so schnell, als würde ihn ein riesiges, verborgenes Ungeheuer zu sich hinabziehen.
    Von meinen Kameraden höre und sehe ich nichts. Ich weiß nicht, wer es aus dem Sog der untergehenden Nesvaal herausgeschafft hat. In dem Lärm von Wind und Wellen hör ich kaum meine eigenen Schreie.
    Dann seh ich das Dach des Deckaufbaus, und das ist in mehr als nur einer Hinsicht mein Glück, denn es schlägt mir fast den Schädel ein, als ein Brecher es in meine Nähe treibt. Gerade noch rechtzeitig tauche ich unter Wasser. Die zusammengenagelten Bretter ziehen über mich hinweg, aber bevor sie völlig außer Reichweite verschwinden, komme ich wieder hoch und klammere mich an ihrem Rand fest. Das Verrückte ist: Erst jetzt, mit diesem Stück Hoffnung, an das sich meine Finger gekrallt haben, bekomme ich Angst. Zuvor – hilflos der Wut der Elemente ausgeliefert – hatte ich an nichts anderes gedacht als daran, meinen Kopf so hoch wie möglich über Wasser zu halten und zu strampeln, um nicht unterzugehen. Aber nun packt mich die nackte Panik, denn ich versuche, mich auf die Bretter zu ziehen und merke, wie völlig erschöpft ich bereits bin. Meine Beine hängen an mir wie Bleiklumpen, die

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