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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Köder.
    Doch obwohl wir uns mehr schlecht als recht am Leben halten konnten, sank unsere hoffnungsvolle Stimmung mehr und mehr, als kein Schiff am Horizont auftauchen wollte, und auch am folgenden Tag nichts anderes als Meer und Himmel in der Ferne zu erkennen war.
    Dann, in der Abenddämmerung, geschah das Entsetzliche, das ich nie vergessen werde.
    Ich war eingenickt, wie es uns immer wieder passierte, trotz unseres Hungers und unseres Vorsatzes, die Augen offen zu halten und nach Rettung auszuspähen, als ich von entsetzlichen Schreien aufgeweckt wurde. Ich fuhr hoch und sah Jalcar, der fast bis zum Bauch ins Meer gerutscht war und sich krampfhaft am Holz unseres Floßes festkrallte. Das Wasser um ihn herum spritzte und schäumte. Ich war noch benommen und begriff erst nicht, warum er so fürchterlich schrie. Dann sah ich den Schatten dicht unter der Oberfläche, und die Rückenflosse, wie sie die Wellen durchschnitt.
    Rasch sprang ich auf Jalcar zu und packte seine Arme. Er kreischte, dass ich ihn hochziehen solle. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Jalcar brüllte auf. Endlich schaffte ich es, mich mit meinen bloßen Füßen gegen den Untergrund zu stemmen, so dass ich Jalcar aus dem Wasser und auf die Bretter bekam. Als ich sah, was mit ihm geschehen war, hätte ich um ein Haar das bisschen rohen Fisch, der in meinem Magen steckte, über meinen Freund gespuckt.«
    »Oh nein!«, entfuhr es Enris. Seine Stimme klang bestürzt. »Doch nicht etwa ein Hai?«
    Suvare hob eine Hand, um ihm zu bedeuten, dass er still sein solle. Unwillig presste er die Lippen aufeinander.
    »Genau«, bekräftigte Daniro düster. »Ich kann bis heute nicht sagen, was ihn angelockt hatte. Ich dachte immer, die Gier würde sie nur dann packen, wenn ihre Beute zappelt oder sie Blut riechen. Vielleicht war er nur neugierig gewesen. Jalcar hatte jedenfalls tief geschlafen. Dabei war eines seiner Beine über den Rand der Bretter hinaus und ins Wasser gerutscht. Der Hai hatte zugebissen und ihn fast vom Floß gezogen. Jalcars Bein war dicht unterhalb des Knies abgetrennt.«
    Daniro schwieg kurz, als überließe er es seinen Zuhörern, sich das Aussehen seines unglücklichen Kameraden vorzustellen. Dann hustete er ein bitteres Lachen heraus.
    »Das verdammte Vieh schwamm sogar noch eine Weile neben uns her, als würde es erwarten, dass wir es weiter fütterten!«
    Er schüttelte unwillig seinen Kopf. »Jedenfalls riss ich mir so schnell wie möglich meinen Gürtel herunter, um Jalcars Bein abzubinden. Als ich das Leder um den Stumpf legte und zuzog, brüllte er vor Schmerzen so laut, dass ich vor Schreck fast losgelassen hätte. Aber er verlor nicht das Bewusstsein. Er starrte die ganze Zeit aus weit aufgerissenen Augen an sich herab. Wahrscheinlich konnte er es selbst nicht glauben, wie plötzlich er von einem Moment zum nächsten zum Krüppel geworden war.
    Ich sagte ihm nichts von dem, was mir durch den Kopf ging, als ich mir den zerfetzten Beinstumpf ansah. Aber das war auch nicht nötig. Wir wussten beide, dass es das Ende für ihn bedeuten würde, wenn man uns nicht so schnell wie möglich fand. Eine so große Wunde, noch dazu vom Biss eines Tieres, muss ausgebrannt werden. Die Möglichkeit hatten wir nicht. Uns blieb nichts weiter übrig, als die Götter von Wind und Meer anzuflehen, uns ein Schiff zu senden.«
    Daniros Stimme war mit den letzten Worten leiser geworden. Enris durchfuhr ein Schauder. Er unterdrückte den unwillkürlichen Drang, sich zu schütteln. Eine unangenehme, nagende Ahnung machte sich in ihm breit, dass Daniro nun endlich bei dem angelangt war, was er all die Jahre mit sich geschleppt und niemandem verraten hatte.
    »Jalcar blieb auch weiterhin bei Bewusstsein. Er lag auf dem Rücken und stöhnte vor Schmerzen. Inzwischen versuchte ich, etwas zu fangen, das wir essen konnten. Außerdem lenkte es ab, wenn man etwas zu tun hatte. Die Gedanken kreisten dann nicht andauernd um unsere elende Lage. Doch diesmal schaffte ich es nicht. Ich starrte auf den Zwirn im Wasser, hoffte einen Fisch herbei, aber ständig schob sich das Bild von Jalcars Beinstumpf dazwischen, dieses zerfetzte Stück Fleisch, das aus seiner zerrissenen Hose herausragte, und aus dem das Blut hervorpumpte.
    Dazu kam das Stöhnen. Seine Schmerzen müssen unerträglich gewesen sein, nicht so stark, dass er in Ohnmacht fallen durfte, aber schlimm genug, um ihn leiden zu lassen wie ein Tier. Der Himmel verdunkelte sich zur Nacht, und er stöhnte neben

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