Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Nicht, dass meine Mutter das täte. Sie war selbst mal Debütantin, und wenn man sie so darüber reden hört, könnte man meinen, sie wäre damals zur Königin von England gekrönt worden!«
Nach dieser Erklärung blickte ich dem Abend keineswegs optimistischer entgegen. Im Gegenteil.
»Nan ist nun einundzwanzig, wird also auch unter den Debütantinnen sein. Rush wird ihr Begleiter sein. Das entspricht auch der Tradition, nach der entweder der Vater oder der ältere Bruder die Debütantin begleitet. Außerdem muss er Mitglied des Clubs sein. Ich weiß ja nicht, was zwischen dir und Rush läuft, aber ich weiß, dass Nan dich hasst. Und ein Drama ist das Letzte, was ich heute Abend brauche. Dich allerdings schon. Du bist eine unserer Besten! Die Frage ist: Kriegst du das ohne Zickenkrieg hin? Nan wird alles daransetzen, dich zu piesacken. Und dir bleibt nichts anderes übrig, als einfach darüber hinwegzugehen. Du magst zwar ein Clubmitglied daten, aber du arbeitest in erster Linie hier. Sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, wird sich der Club auf Nans Seite stellen. Denn es ist nun mal so, dass das Clubmitglied immer recht hat.«
Was erwartete er eigentlich? Das hier war schließlich keine Highschool. Wir waren alle erwachsen! Wenn es sein musste, konnte ich Nan und Rush den ganzen Abend ignorieren.
»Ich schaffe das schon. Kein Problem.«
Woods nickte energisch. »Gut. Die Bezahlung ist nämlich super, und du brauchst die Erfahrung.«
»Bekomme ich hin, wirklich«, versicherte ich ihm noch einmal.
Woods stand auf. »Ich bin da auch ganz zuversichtlich. Dann hätten wir das also geklärt. Dann kannst du jetzt Jimmy mit dem Frühstück helfen. Der verflucht uns wahrscheinlich schon.«
D er restliche Tag verflog im Nu, und ich war so mit den Vorbereitungen beschäftigt, dass ich gar keine Zeit hatte, an Nan oder die Rückkehr meines Vaters zu denken. Oder an Rush. Doch als ich schließlich mit allen anderen vom Service in der Küche stand, ganz in Schwarz-Weiß gekleidet und das Haar zu einem Knoten frisiert, wurde es mir plötzlich mulmig zumute.
Heute würde ich mich mit den Unterschieden zwischen Rush und mir richtig auseinandersetzen müssen. Seine Welt gegen meine. Heute Abend prallten sie aufeinander. Auf fiese Seitenhiebe von Nan war ich gefasst. Und Jimmy hatte mir sogar schon versprochen, als Puffer zu dienen, damit ich mich gar nicht erst in Nans Nähe zu begeben brauchte. Doch ich wollte Rush sehen und auch mit ihm sprechen, hatte aber das Gefühl, dass man darüber die Stirn runzeln würde.
Darla zog im Hintergrund die Fäden. »Showtime! Zunächst gibt’s Hors d’œuvres und Aperitifs, Leute. Ihr wisst, was ihr zu tun habt! Auf geht’s!« Ich nahm mein Tablett mit Martinigläsern darauf und stellte mich an die Tür. Alle bewegten sich zügig auf verschiedenen Wegen durch die Menge. Meiner ging im Uhrzeigersinn. Außer ich entdeckte Nan, dann drehte ich mich gegen den Uhrzeiger und Jimmy im Uhrzeigersinn. Ein guter Plan. Ich hoffte nur, er funktionierte auch.
Das erste Paar, das ich ansteuerte, nahm sich zwar ein Getränk vom Tablett, mich aber überhaupt nicht zur Kenntnis. Na also, alles kein Problem! So arbeitete ich mich durch etliche weitere Grüppchen hindurch. Manche der Männer und Frauen erkannte ich vom Golfplatz wieder. Wenn sie mich bemerkten, nickten sie mir freundlich zu, aber das war es auch schon.
Auf halbem Weg durch den Raum war mein Tablett leer. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, wie weit ich gekommen war, und eilte zur Küche zurück, um Nachschub zu holen. Dort wartete Darla schon auf mich, drückte mir ein neues Tablett mit Martinis in die Hand und scheuchte mich wieder in den Saal.
Ich bahnte mir den Weg an die Stelle zurück, wo ich aufgehört hatte, musste allerdings zweimal stehen bleiben, weil sich jemand einen Drink nehmen wollte. Mr Jenkins entdeckte mich, rief meinen Namen und winkte. Ich erwiderte sein Lächeln. Er spielte jeden Freitag und Samstag achtzehn Löcher. Für einen Neunzigjährigen war er noch erstaunlich fit! Von Montag bis Freitag bestellte er sich im Clubrestaurant außerdem täglich eine Tasse Kaffee und zwei pochierte Eier.
Als ich mich lächelnd von ihm abwandte, fing ich aus einiger Entfernung Rushs Blick auf. Ich hatte alles versucht, um nicht nach ihm zu suchen, obwohl ich ja wusste, dass er da war. Schließlich war es Nans großer Abend.
Er sah mich mit gequälter Miene an und lächelte gezwungen. Ich erwiderte sein Lächeln
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