Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Taille zu einer Faust ballen. »Noch ein Wort, und du hast diesen Club die längste Zeit von innen gesehen, ist das klar?«
Sie japste nach Luft. »Aber, Rush, ich bin Nans Freundin. Ihre älteste Freundin! Das würdest du mir nicht antun. Vor allem, wenn’s nur um eine kleine Hilfskraft geht!«
»Probier’s aus!«, erwiderte Rush.
Er sah zu mir herunter. »Du kommst mit mir.«
Ehe ich etwas erwidern konnte, wandte er sich über meine Schulter hinweg an Bethy. »Ich hab sie, Bethy. Alles okay mit ihr. Kannst wieder zu Jace gehen!«
Rush drehte mich um und schob mich sanft aus dem Saal. »Pass auf, dass du nicht auf den Schnecken ausrutschst.«
Zwei der Hilfskellner kamen mit Putzzeug herbeigeeilt und nahmen sich der Bescherung an. Auch wenn die Musik weitergespielt hatte, war es im Saal still geworden. Nun nahmen die Ballgäste ihre Gespräche langsam wieder auf. Ich hielt meinen Blick auf die Tür gerichtet, bis ich draußen war.
Wenn die da drinnen nicht gewusst hatten, dass wir miteinander schliefen, so wussten sie es jetzt. Immerhin hatte Rush gerade gezeigt, dass ihm bis zu einem gewissen Grad an mir lag, wenn er auch nicht direkt mit mir am Arm herumgehen wollte. Mir wurde schwer ums Herz.
Ich brauchte Abstand. Es wurde Zeit, dass ich in meine eigene Welt zurückkehrte, die, in der ich mich auf mich verließ, und zwar nur auf mich. Auf niemanden sonst.
Sobald wir den Ballsaal verlassen hatten und keinen neugierigen Blicken mehr ausgesetzt waren, riss ich mich von Rush los und entfernte mich ein wenig von ihm. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf meine Füße. Vermutlich wäre es keine gute Idee gewesen, ihn anzuschauen. Ich hatte mir noch gar nicht die Zeit genommen, seinen umwerfenden Anblick in dem schwarzen Smoking zu genießen.
Nun, da wir uns direkt gegenüberstanden, er in seinem schicken Anzug und ich in meiner bekleckerten Kellnerinnenkluft, war es doch sehr augenfällig, aus welch unterschiedlichen Welten wir kamen.
»Blaire, es tut mir leid. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren würde. Ich wusste ja nicht einmal, dass sie Probleme mit dir hatte. Ich spreche mit Nan darüber. Könnte mir vorstellen, dass sie daran nicht ganz unschuldig ist …«
»Die Rothaarige hasst mich, weil Woods sich für mich interessiert. Nan hatte damit nichts zu tun und du genauso wenig!«
Rush antwortete nicht gleich. Ich fragte mich, ob ich nicht einfach kehrtmachen und zur Küche zurückgehen sollte.
»Ist der etwa immer noch hinter dir her?«
Ging’s noch? Ich stand hier, völlig eingesaut, und überlegte, ob ich gerade meinen Job losgeworden war, und er wollte wissen, ob ein anderer Typ hinter mir her war? Na, der hatte Nerven. Mir reichte es! Ich wirbelte herum und lief los. Weit kam ich nicht. Blitzschnell hatte er mich am Arm gepackt.
»Blaire, warte! Es tut mir leid. Das hätte ich nicht fragen sollen. Das ist ja gerade völlig egal. Ich wollte mich vergewissern, dass mit dir alles in Ordnung ist, und dir dabei helfen, dich zu säubern.« Bei seinen letzten Worten klang seine Stimme gequält.
Seufzend drehte ich mich zu ihm um und sah ihm diesmal direkt in die Augen. »Alles bestens! Ich muss jetzt herausfinden, ob ich meinen Job noch habe. Woods hat mich heute Morgen nämlich gewarnt, dass etwas in der Art passieren könnte und die Schuld dann mir zugeschoben würde. Ich habe also gerade größere Probleme als deinen plötzlichen Impuls, mich zu vereinnahmen. Der einfach lächerlich ist. Schließlich hast du mich bis zu diesem Vorfall nach Kräften ignoriert. Entweder du kennst mich, Rush, oder du lässt es bleiben. Such’s dir aus!« Ich hoffte, er hörte nicht heraus, wie verletzt ich war.
Ich riss mich wieder von ihm los und marschierte zur Küche zurück.
»Du hast gearbeitet. Was hätte ich deiner Ansicht nach denn tun sollen?«, rief er mir hinterher, und ich blieb stehen. »Hätte ich mich zu dir bekannt, hätte das Nan Grund geboten, dir das Leben schwer zu machen. Ich habe dich beschützen wollen!«
Die Tatsache, dass er das überhaupt gestand, verriet mir schon so viel. Nan stand an erster Stelle. Er übersah mich, um sie bei Laune zu halten. Er zog sie ja zu Recht vor. Wie konnte er schließlich mehr in mir sehen, da ich so bereitwillig mit ihm ins Bett gegangen war?
»Du hast recht, Rush. Dadurch, dass du mich ignorierst, geht Nan nicht auf mich los. Ich bin ja auch nur das Mädchen, das du in den letzten beiden Nächten gevögelt hast.
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