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Rushdie, Salman

Rushdie, Salman

Titel: Rushdie, Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luka und das Lebensfeuer
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in hohem Tempo dahin. Dann sah er den Abgrund.
    «Wenn du
Pech hast», pflegte Raschid Khalifa zu sagen, «siehst du hinter den
Wissensbergen einen tiefen Höllenschlund, bekannt als Aller Zeiten Abgrund. Das
reimt sich übrigens, doch ist's für dich kein schöner Fund und eigentlich recht
ungesund, denn fällst du hinein, dann wird ein Reim bei aller Pein das
Geringste deiner Probleme sein.»
     
    Unterdessen
donnerte die Schar der Ex-Götter zu den Wissensbergen und traf bei ihrer
Ankunft auf zwei der größten Stars des GroRiFe, des Großen Rings des Feuers,
von Captain Aags inzwischen aufgelöstem Zirkus: routinierte Künstler, die sie
gelassen erwarteten und ihrem Publikum höflich bedeuteten, unter freiem Himmel
Platz zu nehmen. Bär, der singende Hund, und Hund, der tanzende Bär, hatten
ebenso ihre Ausgangsposition eingenommen wie ihr Background-Chor, die
Wandlerinnen, ein Quartett gigantischer Metallschweine. Sie boten einen derart
ungewöhnlichen Anblick, dass die abgehalfterten Götter abrupt stehen blieben.
Ra, der Allerhöchste, hob eine Hand, und die ehemaligen Götter aller Zeiten
und Nationen, die ägyptischen, assyrischen, norwegischen, griechischen,
römischen, aztekischen, die der Inka und der gesamte Rest, kamen mit lautem
Gekreisch, mancherlei Rempeleien und vielerlei Flüchen zu einem scheppernden,
schwerfälligen Halt. Die Zyklopen stießen sich versehentlich gegenseitig die
Ellbogen ins Auge, die brennenden Schwerter der Feuergötter sengten die Haare
der Schatznymphen an, ein Basilisk blickte wütend zu einem Greif hinüber und
verwandelte ihn ungewollt in Stein. Die Schönheitsgöttinnen - Aphrodite, die
kuhohrige Hathor und der Rest - beklagten sich am lautesten, denn offenbar
nutzten die unteren Ränge der übernatürlichen Wesen das Gedränge der
Unsterblichen, um den Schönen absichtlich-unabsichtlich an den Hintern zu
grabschen. Und mussten die Minotauren den lieblichen Damen denn auch unbedingt
auf die Füße treten? Außerdem wussten die Schönheiten es überhaupt nicht zu
schätzen, dass ihnen die schlangenköpfigen Gottheiten rivalisierender
mythologischer Glaubenswelten unter die Toga lugten. Ein bisschen Platz, bitte,
verlangten sie, ein bisschen Respekt. Und pssst, zischelten sie. Da drüben
standen Schauspieler, die Show sollte beginnen.
    «RxSöSEl»,
sagte Ra, « ♦ ^K» <8TO>*TO.n Sl\ YJoDD^^D.»
    «Was um
alles in der Welt war das denn?»,
fragte Bär der Hund.
    «Er
spricht hieroglyphisch», erklärte Nuthog, «und sagt: Wenn das hier nicht gut
ist, dann gibt's Ärger.»
    «Fang an
zu tanzen», murmelte Bär der Hund dem Bären zu. «Und tanz, wie du noch nie
getanzt hast.»
    «Sing du
lieber», knurrte Hund der Bär dem Hund zu. «Und sing, als hinge dein Leben
davon ab.»
    «Was ja
auch zutrifft», riefen Nuthog, Sara, Badlo und Jinn im Chor. «Unseres übrigens
auch», fügte Nuthog noch hinzu. «Aber nur keinen Stress. Und jetzt Hals- und
Beinbruch.»
    Also
begann Hund der Bär zu tanzen, erst einen langsamen Stepptanz, dann einen
Rhythm Tap und danachden Afrikanischen Gummistiefeltanz. Kaum hatte er seinPublikum
aufgewärmt, wechselte er zum Broadwaystilund zeigte schließlich seinen
absoluten Publikumshit, denkaribischen Juba, den lebhaftesten aller Stepptänze.
DasPublikum tobte. Er hatte seine Zuschauer genau da, wo er sie haben wollte;
wenn er steppte, zuckten die Füße derEx-Götter, wenn er klatschte, klatschten
die entrückten Gottheiten mit, und wenn er seine Juba-Wirbel wirbelte,tja, dann
merkten die alten Relikte, dass sie immer nocheine flotte Sohle aufs Parkett
legen konnten. Selbst Ra, er Allerhöchste, stimmte ins allgemeine Klatschen
ein. «□ ♦ OöcSöm.OB ♦ □ y )olTl> ♦ □ 23m£k £ö«!fl )in .£öi», brüllte er, und Gyara-Jinn übersetzte: «Mann, das
ist nicht zu toppen, da will sogar meine Hose steppen.» Hund der Bär schüttelte
erstaunt den Kopf. «Aber er hat doch gar keine Hose an», sagte er. «Bloß dieses
winzige Lendentuchding, was nicht gerade viel verdeckt», gab ihm Bär der Hund
recht, «aber lass uns nicht kleinlich sein.»
    «Jetzt
bist du dran», sagte Hund der Bär zu Bär dem Hund, und der Hund murmelte:
«Probieren wir es mal mit ein bisschen Beweihräucherung. Ist schließlich eine Weile
her, seit die Jungs und Mädels so richtig angehimmelt wurden.» Also räusperte
er sich, stimmte eine jaulende Melodie an und sang den Göttern Babylons, Ägyptens,
Asgards, Griechenlands und Roms eine Abfolge honigsüßer Oden

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