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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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für einen
aufgeblasenen Narren hielt, gedieh die Stadt, die Feinde
zogen sich zurück usw., usw. Für Schwarzseher solch
verbitterter Zunft würde natürlich das Treffen des Papstes
mit dem König von Frankreich im Anschluss an die
Schlacht von Marignano im Vordergrund stehen, ebenso
seine Bündnisse und Verträge, die neuen Territorien, die
er kaufte oder an sich riss und den Florentinern sehr zu
ihrem Gewinn zur Verwaltung überließ, oder die Tatsache, dass er Lorenzo de’ Medici zum Herzog von Urbino
ernannte oder Giuliano de’ Medici mit Prinzessin Filiberta von Savoyen verheiratete, woraufhin ihm Francois 1.,
König von Frankreich, zum Dank das Herzogtum Nemours überließ und ihm überdies vielleicht noch ins Ohr
flüsterte, dass ihm auch bald Neapel gehören würde …
    Diesen Korinthenkackern, die trockner als Staub sind, sei
zugestanden: Ja, die Macht des Papstes war zweifellos
enorm. Ebenso die Macht des Königs von Frankreich
oder auch die des Königs von Spanien, der Schweizer
Armee und des osmanischen Sultans, all diese Herrscher,
die pausenlos miteinander im Krieg lagen, Hochzeiten
abhielten, sich versöhnten, ihres Amtes enthoben wurden,
Siege feierten, Niederlagen erlitten, Ränke schmiedeten,
Diplomatie betrieben, Vergünstigungen kauften und verkauften, Steuern erhoben und Intrigen planten, die
Kompromisse eingingen, in ihren Entschlüssen schwankten und die weiß der Teufel was sonst noch trieben. Zum
Glück ist all dies völlig belanglos.
Nach einiger Zeit machten sich bei Qara Köz erste Anzeichen physischer wie spiritueller Erschöpfung bemerkbar. Ihr Spiegel stellte sie gewiss als Erste fest, beobachtete sie ihre Herrin doch zu jeder Minute jeden Tages:
Also dürfte ihr die leichte Angespanntheit der sinnlichen
Lippen aufgefallen sein, das über die Muskeln ihrer Tänzerinnenarme huschende Zucken, die Kopfschmerzen
und die gereizten Augenblicke, die sie vermutlich ebenso
klaglos erduldet hatte. Vielleicht war es aber auch Argalia, der Türke, der sich um sie sorgte, da sie zum ersten
Mal seit dem Beginn ihrer Romanze seine Annäherungen
abwehrte und Spiegel bat, ihn an ihrer statt zufriedenzustellen. Mir ist nicht danach. Ich bin zu müde. Mein Verlangen hat nachgelassen. Nehmt es nicht persönlich.
Warum versteht Ihr das nicht? Ihr seid schon, wer Ihr
seid, ein mächtiger Kriegsheld”, Ihr habt nichts mehr zu
beweisen. Ich dagegen muss noch zu werden versuchen,
was in mir steckt. Wie könnt Ihr mich lieben und das
nicht verstehen? Das ist keine Liebe, das ist blanker
Egoismus. Der banale Verfall einer Liebe, der bis zum
bitteren Ende zanken lässt. Argalia wollte nicht glauben,
dass es mit ihrer Liebe zu Ende gehen könnte. Er wollte
einfach nicht. Er verdrängte jeden Gedanken daran. Ihre
Liebe war die Liebesgeschichte ihrer Zeit. Sie konnte
nicht in Banalität und Kleinlichkeit versiegen.
Sogar Herzog Giuliano fiel auf, dass dem Zauberspiegel
etwas fehlte, in den er zum großen Ärger seiner Frau,
Filiberta von Savoyen, immer noch jeden Tag stierte. Die
Verbindung mit Filiberta verdankte sich ausschließlich
politischen Überlegungen. Die Dame aus Savoyen war
nicht jung, sie war auch nicht schön. Und nach der Hochzeit fuhr Herzog Giuliano fort, Qara Köz aus der Ferne
zu verehren, doch muss schon aus Fairness gegenüber
dem gebrechlichen, gottesfürchtigen Mann gesagt werden, dass er nie versuchte, sie seinem großen General
abspenstig zu machen, und dass er sich damit zufriedengab, ihr zu Ehren eine festa zu veranstalten, wie sie höchstens noch mit den Feierlichkeiten zum Besuch des Papstes in Florenz vergleichbar war. Als Filiberta bei ihrer
Ankunft in Florenz vom legendären Fest für die Prinzessin der Moguln hörte und verlangte, ihr Mann solle seiner
neuen Braut eine wenigstens gleichwertige Lustbarkeit
ausrichten, erwiderte Giuliano, ein solcher Karneval sei
doch wohl erst angemessen, wenn sie ihm einen Erben
schenkte. Allerdings suchte er nur noch selten ihr Schlafgemach auf, und sein einziger Sohn würde ein Bastard
sein, Ippolito, der einstmals Kardinal werden sollte, wie
es Bastarden gelegentlich gelingt. Nach dieser Schmach
begann Filiberta, die Prinzessin von Herzen zu hassen,
und kaum erfuhr sie von der Existenz des Zauberspiegels,
hasste sie den auch. Als sie dann eines Tages vernahm,
wie Giuliano über das kränkliche Aussehen der dunklen
Prinzessin klagte, hatte Filiberta die Nase voll. «Ihr geht
es nicht gut»,

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