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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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Zauber-tricks vorzuführen oder Geschichten zu erzählen.
Der angenehm beeindruckte Herrscher begann, auch die
athletischen und militärischen Fähigkeiten des jungen
Mannes auf die Probe zu stellen, und fand heraus, dass er
ein ungesatteltes Pferd zu reiten, mit dem Pfeil sein Ziel
zu treffen und ein Schwert mit mehr als bloß passablem
Geschick zu führen wusste. Außer für seine Fähigkeiten
im Umgang mit den Waffen war er auch für seine Rede-
kunst bekannt, und er wurde rasch ein Experte in den
beliebtesten Hausspielen des Hofes, etwa dem Brettspiel
chandal mandal oder dem Kartenspiel ganjifa, dem er
eine besondere Note verlieh, indem er die Figuren der
bunten Karten mit hohen Persönlichkeiten von Sikri
gleichsetzte. Ashwapati, der Meister der Pferde, die
höchste Karte im Spiel, war natürlich der Herrscher
selbst. Dhanpati, der Schatzmeister, war selbstverständlich der Finanzminister Raja Todar Mal, und Tiyapati,
die Königin der Damen, war natürlich Jodha Bai. Raja
Man Singh war Dalpati, der Meister der Schlacht, und
Birbal, der von allen Geliebte, der Erste unter seinesgleichen, musste wohl Garhpati sein, Herr der Burg. Akbar
fand diese Zuordnungen höchst amüsant. «Und Ihr, mein
Mogul der Liebe», sagte er, «Ihr seid bestimmt Asrpati.»
Das war der Meister der Flaschengeister, der König der
Zauberer und Magier. Woraufhin sich der Fremdling mit
der Bemerkung vorwagte: «Und Ahipati, der Herr der
Schlangen, ]ahanpanah … könnte das nicht der Kronprinz
Salim sein?»
    Kurz gesagt, dieser Mann war ein Mann mit vielen ehrenwer-ten Eigenschaften, was die erste Voraussetzung
für jeden ehrenwerten Mann war. «Geschichten können
warten», sagte der Herrscher. «Erst müsst Ihr Euer Wissen darüber mehren, wie es hier so zugeht.» Um in die
Geheimnisse der Finanzen und der Regierungsgeschäfte
eingeweiht zu werden, wurde Mogor dell’ Amore daher
erst Raja Todar Mal und dann Raja Man Singh zur Seite
gestellt, und als Birbal gen Westen zu den Burgen von
Chittorgarh und Mehrangarh ritt, nach Ajmer und Jaisalmer, um in jenen Teilen des Reiches bei Untertanen und
Verbündeten nach dem Rechten zu sehen, begleitete ihn
der Fremdling in der Rolle eines hohen Beraters und bewunderte staunenden Auges die Macht des Herrschers,
als er jene unbezwingbaren Palastanlagen sah, deren
Fürsten ausnahmslos ihr Knie vor dem König der Könige
beugten. Die Monate wurden zu Jahren, und bald begriff
jedermann, dass der großgewachsene, gelbhaarige Mann
nicht mehr als Fremdling galt. Der «Mogul der Liebe»
war zum Berater und Vertrauten des großen Moguls geworden.
«Behaltet den Herrn der Schlangen im Auge», wurde
Mogor vom Herrscher gewarnt. «Das Messer, das er mir
gern in den Rücken stoßen würde, könnte den Weg in
Euren Rücken finden.» Dann starb Birbal.
    Der Herrscher machte sich Vorwürfe, da er dem Wunsch
sei-nes Freundes nach einem militärischen Kommando
stattgege-ben hatte. Doch Birbal hatte den Aufstand der
Raushanai, der Illuminati der Afghanen, überraschend
persönlich genommen gleichsam stellvertretend für seinen Herrscher. Ihr Anführer, der Prophet Bayazid, hatte
Hinduismus und Islam zu einem pantheistischen Eintopf
ekelhafter Amoralität zusammen gerührt. Birbal war empört. «Gott ist in jedem und allem, folglich sind alle
Handlungen göttlich, weshalb es, da jegliches Tun und
Treiben göttlich ist, keinen Unterschied mehr zwischen
Falsch und Richtig gibt, Gut und Böse, und wir können
tun, wonach immer uns der Sinn steht?», höhnte er.
«]ahanpanah, vergebt mir, aber dieser unbedeutende
Kriegsfürst macht sich über Euch lustig. Euer Verlangen,
den einen Glauben in allen Religionen zu finden, verkehrt er Euch zum Spott ins Hässliche. Allein für diese
Unverschämtheit gehört er bestraft, selbst wenn er nicht
wie ein Barbar rauben und plündern würde. Plündern ist
in seinen Augen natürlich erlaubt - haI -, da die Raushanai das erwählte Volk sind, von Gott erkoren, die Welt zu
erben. Wer wollte also etwas dagegen einwenden, wenn
sie sich schon ein wenig vorzeitig von ihrem Erbe bedienen?»
    Der Glaube, Plündern sei eine religiöse Pflicht, mittels
deren die Erwählten sich aneigneten, was ihnen dank
eines göttlichen Geschenks sowieso zustehe, fand bald
Gefallen bei den verschiedenen Stämmen des afghanischen Berglandes, sodass die Zahl der Mitglieder dieser
Sekte rasant anstieg. Dann aber starb Bayazid überraschend und wurde als

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