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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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kam gerade rechtzeitig, denn kurz nach dem Erscheinen von Qara
Köz in Fatehpur Sikri verließ Kronprinz Salim die
Hauptstadt, um in Allahabad die Fahne der Rebellion zu
hissen; und Blasphemie und Inzest lauteten die Vorwürfe, mit denen er seine Revolte rechtfertigte. Obwohl es
Salim gelang, dreißigtausend Mann um sich zu scharen,
war der Aufstand eine klägliche Angelegenheit. Mehrere
Jahre lang galoppierte er durchs nördliche Hindustan und
behauptete, seinen Vater stürzen zu wollen, wagte es aber
nie, sich dem großen Herrscher tatsächlich in einer
Schlacht zu stellen. Nur ein einziger schrecklicher
Triumph war ihm vergönnt, als er erfolgreich die Ermordung des engsten Beraters veranlasste, der seinem Vater
noch geblieben war, eines Mannes, dem er vorwarf, den
«Verstand meines Vaters zu verderben», ihn zu blasphemischen Taten zu ermuntern und dafür zu sorgen, dass er
seine Liebe von Gott und seinem heiligen Propheten abwende sowie auch, dass er «immer spitze Bemerkungen
mache» und den Herrscher damit gegen den Kronprinzen
aufbringe, gegen seinen Erben, seinen Sohn. Wie Birbal
starb Abul Fazl in einem Hinterhalt. Prinz Salim hatte
seinem Verbündeten Raja Bir Singh Deo Bundela von
Orchha, durch dessen Gebiet das Juwel von Sikri reiste,
die Nachricht gesandt, er möge den Mann ins Jenseits
befördern, eine Bitte, der Raja bereitwillig nachkam. Er
ließ den unbewaffneten Minister enthaupten und schickte
den Kopf zu Salim nach Allahabad, wo der ihn mit gewohntem Anstand und Taktgefühl in eine Feldlatrine
werfen ließ.
Akbar ruhte in der Kammer der Winde auf einem großen
Keilkissen und hatte wohl ein wenig zu viel Wein getrunken, während er dem Abendphantom Qara Köz
lauschte, das ihm traurige Liebeslieder sang und sich
dabei auf einer dilruba begleitete, als Umar der Ayyar die
Nachricht von Abul Fazls Tod überbrachte. Diese
schreckliche Information brachte den Herrscher zu Verstand. Er sprang auf und verließ sogleich Qara Köz’ Gemächer. «Von jetzt an, Umar», schwor er, «werden wir
wieder als ein wahrhafter Herrscher des Universums regieren und aufhören, uns wie ein pickliger, verliebter
Grünschnabel aufzuführen.»
Die Gesetze, die für einen Prinzen gelten, sind weder die
Ge-setze der Freundschaft noch die der Rache. Ein Prinz
muss stets daran denken, was für das Reich am besten ist.
Akbar wusste, zwei seiner drei Söhne durften ihm niemals auf den Thron folgen, da sie allzu sehr dem Trunk
erlegen waren und an diversen Krankheiten litten, an
denen sie sogar sterben könnten. Also blieb nur Salim;
und was er auch angestellt hatte, die Erbfolge musste
gewahrt bleiben. Also schickte Akbar seinem ältesten
Sohn einen Boten, der ihm nicht nur versprach, dass der
Vater davon absehen wolle, Abul Fazls Tod zu rächen, er
erklärte auch des Monarchen unsterbliche Liebe für sein
erstgeborenes Kind. Für Salim hieß dies, dass er recht
daran getan hatte, Abul Fazl ermorden zu lassen. Und
nun, da sein Vater das fette Wiesel los war, nahm er ihn
wieder mit offenen Armen auf. Salim schickte Akbar
Elefan-ten zum Geschenk, dreihundertfünfzig an der
Zahl, um den Elefantenkönig zufriedenzustellen. Dann
willigte er ein, nach Sikri heimzukehren, und im Hause
seiner Großmutter Hamida Bano sank er dem Herrscher
zu Füßen. Der hob ihn auf, nahm sich seinen Turban ab
und drückte ihn dem Kronprinzen aufs Haupt, um ihm zu
zeigen, dass ihm nichts nachgetragen wurde. Salim weinte; er war wirklich ein jämmerlicher junger Mann.
Was jedoch Salims geistigen Ziehvater Badauni betraf,
so wurde er in die schmutzigste Zelle des tiefsten Verlieses in Fatehpur Sikri geworfen, und außer seinen Wärtern
hat ihn kein Mann und keine Frau jemals wieder zu Gesicht bekommen.
    Nach dem Tod von Abul Fazl wurde der Herrscher streng
und unnachgiebig. Er hatte festzulegen, wie sein Volk
leben sollte, und allzu lange war diese Pflicht vernachlässigt worden. Also verbot er den Verkauf von Alkohol ans
gemeine Volk, sofern dieser nicht vom Arzt verordnet
wurde. Er ging gegen den großen Schwarm Prostituierte
vor, die wie Heuschrecken in die Stadt eingefallen waren,
ließ sie nach außerhalb in ein Lager namens Teufelsstadt
bringen und verordnete, dass jeder Mann, der zu einem
Teufel ging, Namen und Wohnadresse zu hinterlassen
habe, ehe er die Sperrzone betreten durfte. Er riet davon
ab, Rindfleisch, Zwiebeln und Knoblauch zu essen, und
empfahl stattdessen Tiger, da er hoffte, mit

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