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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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ignoranten, ungeschlachten Mann aufnehmen.»
Die Konkubinen waren zu einer einzigen, übernatürlichen Frau verschmolzen, einer vielfachen Konkubine,
und SIE hüllte die beiden Männer ein, umlagerte sie mit
Liebe. Der Eunuch war aus den Umlaufbahnen der Planeten des Verlangens geschlüpft. Die eine Frau der vielen
Arme und unendlichen Möglichkeiten, die Konkubine
schlechthin, ließ ihre Münder verstummen, IHR sanfter
Leib berührte ihre Härte. Mogor überließ sich IHR Er
dachte an Begegnungen mit anderen Frauen, weit fort
und lange vorbei, an Simonetta Vespucci und Alessandra
Fiorentina, und an die Frau, deren Geschichte ihn nach
Sikri gebracht hatte. Auch sie waren Teil dieser Konkubine.
«In meiner Stadt», sagte er viel später und lehnte sich
inmitten der Melancholie von Frauen nach dem Liebesspiel in die Kissen zurück, «sollte eine Frau von edler
Abkunft besonnen und keusch sein und für keinen
Klatsch sorgen. Solch eine Frau muss bescheiden sein,
still, freimütig und gütig. Wenn sie tanzt, sollte sie keine
allzu abrupten Bewegungen machen, und wenn sie Musik
spielt, sollte sie das Laute der Laute und das Trommelige
der Trommeln meiden. Sie sollte sich nur dezent schminken und nicht allzu auffällig frisieren.» Obwohl der Herrscher schon fast eingeschlafen war, gab er ein abschätziges Geräusch von sich. «Dann müssen Eure Edlen an
Langeweile sterben», behauptete er. «Ach, aber die Kurtisanen», sagte Magot; «die erfüllen all Eure Ideale, vielleicht bis auf die Sache mit dem Buntglas.» - «Liebe
niemals eine Frau, die nicht mit Buntglas umgehen
kann», verkündete der Herrscher feierlich und schien dies
nicht im Geringsten komisch zu finden. «Eine solche
Frau ist eine ignorante Vettel.»
In jener Nacht verliebte sich Agostino Vespucci zum
ersten Mal, und er begriff, dass die Verehrung einer Frau
auch einer Reise gleichkam. So fest er sich auch vornahm, seine Heimatstadt nicht verlassen zu wollen, war
er doch vom Schicksal auserkoren, wie seine rastlosen
Freunde unbekannte Wege einzuschlagen, Bahnen des
Herzens, die ihn verleiteten, an gefährliche Orte vorzudringen, sich Dämonen und Drachen zu stellen und das
Risiko einzugehen, nicht nur sein Leben, sondern auch
seine Seele zu verlieren. Durch eine sorglos geöffnete
Tür erhaschte er einen Blick auf La Fiorentina in ihrem
Privatgemach, wie sie sich inmitten einer kleinen Gruppe
der edelsten Herren der Stadt auf vergoldetem Sessel
rekelte und träge ihrem Gönner Francesco deI Nero gestattete, ihr die linke Brust zu küssen, während ein kleiner pelziger weißer Schoßhund ihre rechte Brustwarze
beschlabberte. Im selben Augenblick war es um Ago
geschehen; er wusste, für ihn kam nur diese eine Frau in
Frage. Francesco del Nero war ein Verwandter von Il
Machia, dem sie vermutlich die Einladung zu verdanken
hatten, doch das kümmerte Ago in diesem Moment nicht;
er hätte diesen Bastard am liebsten auf der Stelle erdrosselt und, ja, den verdammten Schoßhund gleich mit.
Wollte er La Fiorentina erobern, würde er gewiss viele
Rivalen besiegen müssen, dabei aber auch sein Glück
machen, und während der Weg in die Zukunft sich wie
ein roter Teppich vor ihm ausrollte, fühlte er die Sorglosigkeit der Jugend von sich abfallen. An ihrer Stelle
machte sich eine neue Entschlossenheit breit, scharf und
so vielfach gehärtet wie eine Klinge aus Toledo.
«Sie wird mir gehören», murmelte er Il Machia zu, und
sein Freund betrachtete ihn amüsiert. «Eher werde ich
zum Papst gewählt», sagte er, «als dass Alessandra Fiorentina dich in ihr Bett lässt. Schau dich doch an. Du bist
kein Mann, in den sich schöne Frauen verlieben. Einer
wie du macht für sie den Botenjungen und dient als Fußabtreter.»
«Scher dich zum Teufel», erwiderte Ago. «Es ist dein
verdammter Fluch, dass du die Welt zu deutlich und ohne
einen Funken Güte siehst, dass du deine Einsichten nicht
für dich behalten kannst, dass du sie ausspucken musst
und die Gefühle anderer Menschen dich einen Dreck
kümmern. Warum verschwindest du nicht und befriedigst
einen kranken Ziegenbock?»
Il Machias Brauen, breit wie Fledermausflügel, zuckten
in die Höhe, als wollte er gestehen, zu weit gegangen zu
sein, dann küsste er seinen Freund auf beide Wangen.
«Entschuldige», sagte er reumütig. «Du hast recht. Ein
junger Mann von achtundzwanzig Jahren und nicht besonders großer Statur, dem bereits das Haar ausfallt und
dessen Leib einer

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