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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Floskel mit russischem Akzent aus, »lonkh«. Sein Bass rumpelte aus der Tiefe seines Körpers herauf wie ein Grubenwagen aus dem Schacht.
    »Kolja, mein Kleiner!« Ich musste lächeln. Kolja nahm mich in die Arme und beugte sich aus seiner Höhe nieder, um mich auf beide Wangen zu küssen.
    »Was ist denn das für ein hohes Tier?«, lallte Korhonen. Er hatte unsere Reisetaschen aus dem Wagen genommen und gab sich alle Mühe, aufrecht zu stehen. »Ist Barry White nach Russland übergesiedelt? Ach nein, das ist ja ein Schwarzer, schwant mir, der White, nicht dieser. Der hier ist weiß, dieser Recke. Der Ritter von der hohen Gestalt, ein richtiger Etzel, nein Hagen, ein Edelhagen ist das. Und stolz wie Robert, was?«
    Korhonen trat gegen eine der Taschen, stimmte eine Melodie an und machte Tanzschritte, als wäre er auf einer Bühne.
    » Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist, was kann der Sigismund dafür, dass man ihn LIEBT «, schmetterte er und brüllte das letzte Wort heraus. »Die Liebe … Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unser Breitband nicht, Baby bye-bye. Ein Netz geht um die Welt, starring Ringo Starr. Rring-rring, Flatrate plus hundert Euro, saubillig. Für Neukunden ein Bettlerstabmixer und kostenlose Redezeit als Dreingabe. Wollt ihr nicht den Anbieter wechseln, Jungs, und habt ihr euch schon überlegt, welcher Anschluss der beste ist …«
    Ich baute mich vor Korhonen auf, packte ihn an den Schultern und stoppte seine Pendelbewegung.
    »Hör auf zu labern, Teppo. Du hast dein Konto überzogen, die Redezeit ist alle«, sagte ich in ruhigem Ton und sah ihm fest in die Augen.
    Korhonen wehrte sich, kniff mir in die Backe wie einem Kind.
    »Hat der liebe Viktor Nörgelkekse gegessen und Meckermeckermilch getrunken?«, brabbelte er schlurrend.
    Ich schlug seine Hand weg und presste einen Finger auf einen Punkt hinter seinem Ohr. Korhonen stöhnte vor Schmerz und ging in die Knie.
    »Teppo, du hältst jetzt dein Schandmaul, oder es gibt wirklich Zoff. Ich kann dir versichern, dass Kolja ein Provider ist, der deinen Anschluss ganz schnell kappt, und zwar endgültig. Diese Männer waren früher meine Freunde, aber ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Und du bist ein völlig Unbekannter, tauchst hier auf und fängst als Erstes an, Kolja anzupflaumen. Du redest so wüst, wie ein Fuchs kackt … Denk doch mal nach!«
    »Gulp«, imitierte Korhonen ein Schluckgeräusch, kicherte dann aber wie ein Erstklässler. »Hat der wirklich schon Leute umgebracht?«
    »Ja. Genauer habe ich nie nachgefragt, und du solltest es auch lieber sein lassen. Jetzt kratzt du alle Höflichkeiten zusammen, die du auf Russisch parat hast, und sagst Nikolai Medwedkin Guten Tag.«
    »Dann ist der also das Superhirn, mit dem wir uns hier treffen wollten?«, fragte Korhonen.
    »Nein«, sagte ich und machte die Männer miteinander bekannt. Sie schüttelten sich die Hand. Medwedkin lächelte sanftmütig.
    »Ich habe Korhonen gerade erklärt, dass du ein alter Freund von mir bist, Kolja, und dass Oka mein ehemaliger Chef ist«, dolmetschte ich für Medwedkin.
    »Ehemaliger?«, hörte ich eine vertraute, leise Stimme von der Treppe. »Ich kann mich nicht erinnern, dass du den Dienst quittiert hättest. Und auch jetzt hat man mir mitgeteilt, dass du die Hilfe deines alten Arbeitgebers in Anspruch genommen hast«, stellte der Sprecher fest, wusste mehr als erwartet, wie immer. »Aber wer ist dein Freund da? Ein Mann wie eine Ziehharmonika. Von außen prächtig, spielt eine fröhliche Melodie und jault dann plötzlich auf.«
    Der Mann auf dem Treppenabsatz wirkte so wohlwollend, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er war etwas kleiner als das Durchschnittsmaß und ein wenig korpulent, ein Mensch, an dessen Gesicht man sich erst wieder erinnert, wenn man es auf einem Klassenfoto sieht, obwohl man weiß, dass er in die gleiche Schule gegangen ist.
    »Korhonen, das ist Oka. Oka Andrejewitsch Sorokin«, sagte ich.
    Korhonen machte einen tiefen Bückling.
    Ich hatte den damaligen Major O. A. Sorokin bei der Spezialausbildung kennengelernt. Er hatte unsere Abteilung geleitet, theoretischen Unterricht erteilt und die praktischen Übungen abgehalten, auf dem gleichen Flur gewohnt, wenn auch in einer eigenen Stube.
    Nach Abschluss der Ausbildung hatte Sorokin mir unter vier Augen eröffnet, dass er mich in seine eigene operative Einheit gewählt hatte. Über ihn würde ich Anweisungen und Befehle und eventuelle Aufträge erhalten.

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