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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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dich eben auf den Boden setzen, Hausherr.«
    Warja hatten sie offenbar ganz vergessen. Sie saß reglos da und atmete fast gar nicht. Nur ihr Herz schlug so laut wie eine Glocke bei einer Feuersbrunst.
    Wassili hockte sich gehorsam auf den Fußboden, neben die Spüle.
    »So ist’s recht«, sagte Pnyrja zustimmend.
    Petja ließ sich auf einem Hocker nieder und zündete sich eine Zigarette an.
    »Kann ich auch eine haben?« fragte Wassja heiser.
    »Bedien dich.« Pnyrja warf ihm Schachtel und Feuerzeug zu. »Hast du selber keine? Wirklich, Wassili, du bist ein Geizkragen. Da hast du dir so ein Schnuckelchen zugelegt, so ein hübsches Ding, und gibst ihr kaum was zu essen und noch weniger anzuziehen, läßt sie nicht aus dem Haus, weil du vermutlich Angst hast, jemand könnte sie dir wegschnappen. Zu Recht. Augen hat sie, die können einen um den Verstand bringen.« Er wandte sich zu Warja um, lächelte ihr freundlich zwinkernd zu. »Keine Angst, Mädel, Onkel Pnyrja paßt schon auf dich auf.«
    Warja spürte, wie ihr unter der alten karierten Flanellbluse eiskalter Schweiß kitzelnd über den Rücken rann. Die Stecknadelaugen musterten sie, tasteten sie ab. Wassili kauerte in der Ecke und starrte zu Boden.
    »Gut, Mädel, geh du vorläufig mal raus«, sagte Pnyrja schließlich.
    Warja rutschte vom Fensterbrett und huschte ins Wohnzimmer,schloß leise die Tür hinter sich, verkroch sich unter ihre Decke und weinte. Sie verstand nichts, spürte aber, daß etwas Furchtbares geschah.
    Aus der Küche waren gedämpfte Stimmen zu hören, die Wände in dem Neubau waren dünn. Ihr wurde klar, daß sie lauschen und verstehen mußte, worüber gesprochen wurde.
    »Ich habe keine Eile«, drang Pnyrjas Stimme herüber, »die Zeit arbeitet für mich. Soll er leben und reich werden, soll er sich um seine Sammlung kümmern. Du wirst ihn einfach beobachten und uns berichten, was sich bei ihm tut. Am besten, du heuerst bei seinem Sicherheitsdienst an. Ich brauche einen Mann in seiner Nähe, der sein volles Vertrauen hat.«
    »Aber er hat doch schon seine Leibwächter, wie soll ich denn da bei ihm anheuern? Ich brauche Empfehlungen …«, wandte Wassili ein, immer noch mit dieser fremden, hohen Stimme.
    »Es kann ja auch erst mal jemand anders sein, der das macht, nicht gleich du selber. Deine Warja ist doch ein pfiffiges Mädchen, und noch dazu so ein hübsches, frisches Ding. So einem Schnuckelchen kann kein normaler Mann widerstehen. Erst recht nicht einer, der schon über fünfzig ist und eine dicke, dumme Ehefrau hat. Und später, wenn’s bei den beiden gut läuft, kann sie dich dann empfehlen.«
    »Aber wenn sie nicht einverstanden ist?« fragte Wassili erschrocken.
    »Das ist nicht unser Problem.«
    Bald darauf machten die Gäste Anstalten zu gehen, man hörte Füßescharren in der Diele. Warja stürzte zurück zur Matratze und lag schon wieder unter der Decke, als Wassili leise, auf Zehenspitzen, zu ihr ins Zimmer kam.
    »Schläfst du?« fragte er, setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
    Sie wandte ihm das Gesicht zu. Seine Augen blickten ruhig und aufmerksam, wie gewöhnlich.
    »Warja, folgendes«, begann er, »diese beiden, die hier waren, sind Kriminelle. Pnyrja gehört der Diebsgesellschaft an. Als ich dreizehn war, hat er mich geködert. Ich war eine unerfahrene Rotznase. Jetzt bin ich von ihm abhängig.«
    »Aber du bist doch kein Krimineller. Du bist Milizionär.«
    »Hör auf.« Wassili runzelte die Stirn. »Spiel nicht die Unschuld vom Lande. Jeder Milizionär hat seinen Kriminellen, der hinter ihm steht, und meist nicht nur einen. Aber darum geht es jetzt nicht. Sondern darum, daß sie mich umbringen können oder es so drehen, daß ich für lange Zeit ins Gefängnis komme. Was schlimmer ist, weiß ich nicht.«
    »Schlimmer ist, wenn sie dich umbringen. Aus dem Gefängnis kommt man zurück.«
    »Andere ja. Ich wohl kaum. Eben weil ich Milizionär bin. Alles hängt jetzt von dir ab, Warja. Verstehst du? Mein Leben hängt von dir ab.« Er umarmte sie noch fester, drückte ihren Kopf an seine Brust, strich ihr übers Haar und flüsterte heiser: »Wir beide müssen uns für eine Weile trennen. Du wirst einen Mann kennenlernen. Du wolltest doch immer Schauspielerin werden? Jetzt wirst du eine Rolle spielen, aber nicht im Film, sondern im wirklichen Leben.«
    »Was für eine Rolle?«
    »Was ist, willst du mich nicht verstehen?« Er schob sie jäh von sich und schaute ihr in die Augen. »Du wirst seine

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