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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Geliebte.«
    »Ist er ein Krimineller?«
    »Nein. Er ist ein ganz normaler Mann, sehr reich und gebildet.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nein. Nur Fotos.«
    »Die dir diese Ganoven gegeben haben?«
    »Ja. Willst du sie sehen?«
    »Nein, Wassili, ich will nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Geh auf die Straße, hol dir eine Prostituierte, gib ihr Geld, und dann soll sie mit diesem Typen schlafen. Ich kann das nicht.« Ihre Stimme zitterte, sie befreite sich aus seinen Armen, drehte sich zur Wand, zog sich die Decke über den Kopf und begann zu weinen.
    Er verließ das Zimmer und schlug krachend die Tür zu. Sie hörte, wie er in der Küche auf und ab ging, von einer Ecke in die andere. Der Geruch von Tabakrauch zog zu ihr herüber. Es verging eine Viertelstunde. Er kehrte ins Zimmer zurück, zog mit einem Ruck die Decke weg und stürzte sich auf sie, begann ihr Gesicht, ihren Hals, ihr Ohr zu küssen und wiederholte mit schwerem Keuchen immer wieder: »Warja, mein Mädchen, hilf mir, ich liebe dich, ich habe dir das Leben gerettet, jetzt rette du meins, denn sie werden ja nicht nur mich vernichten, sondern auch dich und deine Mutter. Begreif doch, Warja, wir haben keine andere Wahl. Pnyrja duldet keinen Widerspruch. Er hat das beschlossen, nicht ich. Ich würde niemals, um nichts auf der Welt …«
     
    Ein paar Tage später fuhren sie mit seinem kleinen Shiguli in die eleganten Geschäfte zum Einkaufen. Warja war verblüfft, sie hätte niemals gedacht, daß er so viel Geld hatte. Er kaufte ihr Kleider, Kosmetika, suchte lange und bedächtig Parfum für sie aus.
    »Wassili, warum hast du das nicht getan, als ich bei dir war?« fragte sie leise, als sie nach Hause zurückgekehrt waren und den Berg von schicken Tüten und Päckchen auf der Matratze aufgestapelt hatten.
    »Weil ich dich liebe, wie du bist, mir ist ganz egal, was duanhast.« Er küßte sie zärtlich auf den Hals. Er war überhaupt ungewöhnlich zärtlich und aufmerksam, wie ausgewechselt.
    Eine Woche darauf brachte er sie zu einem Kurhotel. Dort sollte sie einen ganzen Monat in einem Einzelzimmer wohnen und jeden Morgen von sieben bis neun eine bestimmte Route joggen.
    »Und dann, Wassili? Wenn ich ihn kennengelernt habe?«
    »Versuch ihm zu gefallen. Fürs erste ist deine wichtigste Aufgabe, seine Freundschaft und sein Vertrauen zu erringen.«

Kapitel 29
    In der kardiologischen Abteilung des Krankenhauses, das ehemals hohen Militärs vorbehalten war, kostete ein Tag fünfzig Dollar, und das nur für den Aufenthalt, ohne Behandlung und Medikamente. Jelena Butejko hatte Aufenthalt und Behandlung ihres Mannes für zehn Tage im voraus bezahlt. Hauptmann Kossizki kaufte eine Schachtel Mozartkugeln und drei weiße Rosen und machte damit in der Buchhaltung des Krankenhauses seine Aufwartung. Er strahlte die nicht mehr junge Kassiererin an, machte ihr Komplimente und erhielt im Gegenzug erschöpfende Auskünfte.
    Peremyschlew, der behandelnde Arzt, empfing ihn ziemlich mürrisch und bat ihn zu einem vorbereitenden Gespräch ins Sprechzimmer.
    »Er sagt die ganze Zeit, daß er von hier nicht weg will, nicht einmal zum Begräbnis seines Sohnes will er«, teilte ihm der Arzt mit, »er fürchtet sich, behauptet, man wolle ihn umbringen. Schlafen kann er nur mit starken Medikamenten. Seine Frau war bei mir und hat mir versichert, eine Gewöhnung an Schlafmittel könne bei ihm nicht vorliegen, früher habe er nie welche genommen. Aber ich sehe ja, daßeine starke Gewöhnung vorliegt. Eine fast suchtartige Abhängigkeit. Ich habe überprüft, ob er in psychiatrischer Behandlung war, doch da hat es nie irgendwelche Auffälligkeiten gegeben. Was allerdings schwer zu glauben ist.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß er schon vor dem Tod seines Sohnes psychisch krank war?« fragte der Hauptmann.
    »Ich will gar nichts sagen.« Der Arzt schüttelte abwehrend den Kopf. »Sicher weiß ich nur, daß er einen kleinherdigen Herzinfarkt erlitten hat. Wie es um seine Psyche steht, bekomme ich nicht recht heraus. Jedenfalls hat er eine regelrechte Psychose, Halluzinationen, Verfolgungswahn.«
    Ich wüßte gern, woher die Butejko so viel Geld hat, dachte Kossizki plötzlich. Natürlich könnte sie alle ihre Ersparnisse darauf verwandt haben, daß ihr Mann wieder gesund wird, vielleicht hat sie sogar Schulden gemacht. Durchaus möglich.
    »Eigentlich müßte Butejko in die Psychiatrie verlegt werden«, fuhr der Arzt fort, »aber andererseits ist er nicht gefährlich, er randaliert

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