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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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zumindest einmal anhören?«
    »Gut, ich höre.«
    »Danke.« Er grinste schief. »Ich brauche Sendezeit, sonst nichts. Ich möchte, daß Sie mich in Ihre Sendung einladen.«
    »Das wird nicht möglich sein. Nicht ich plane die Sendung und entscheide, wer eingeladen wird. Dafür sind der Programmchef und der Redakteur zuständig.«
    »Ich weiß.« Krassawtschenko nickte. »Trotzdem hängt viel von Ihnen ab. Wenn Sie jemanden vorschlagen, wird man darauf eingehen.«
    »Gut. Angenommen. Und worüber wollen Sie reden?«
    »Na, sehen Sie, wir kommen doch noch auf einen Nenner. Schließlich sind wir beide Profis. Ich habe eine ziemlich abwechslungsreiche und interessante Biographie. Afghanistan, Tschetschenien. Ich weiß eine Menge spannender Geschichten über die Arbeit der Geheimdienste.«
    »Das fällt nicht in mein Ressort. Spannende Geschichten werden in anderen Sendungen erzählt. Außerdem ist über die Tätigkeit der Geheimdienste schon so viel geschrieben worden, daß man damit keinen mehr hinterm Ofen hervorlocken kann.«
    »Ich weiß Dinge, über die noch niemand geschrieben oder gesprochen hat.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel über den Aufbau eines Agentennetzes in Tschetschenien. Über die Logistik von Entführungen.«
    »Haben Sie denn mit so etwas zu tun?«
    »Ich weiß vieles darüber.«
    »Woher?«
    »Langsam, Lisa. Noch sind wir nicht auf Sendung.«
    »Alle diese Fragen werden mir meine Chefs stellen, sobald ich Sie als Kandidaten für die Sendung vorschlage. Außerdem muß ich unbedingt genaue Angaben zu Ihrer Person haben, Beruf, Titel, falls Sie einen haben, Kurzbiographie.Alle diese Angaben müssen den Tatsachen entsprechen. Man wird sie überprüfen.«
    »Kein Problem«, gab er lächelnd zurück, »aber alles zu seiner Zeit. Wir werden noch Gelegenheit haben, die Einzelheiten zu besprechen.«
    »Und wie soll ich erklären, warum ich ausgerechnet Sie einlade? Über die Tätigkeit der Geheimdienste und über Entführungen kann ich selber viel erzählen, wie jeder, der Zeitungen liest und fernsieht.«
    »Sie können von den Problemen erzählen. Aber über die Methoden, die Logistik wissen Sie nichts«, sagte er rasch und erregt, und sie merkte, daß sie ihn endlich doch an einem wunden Punkt getroffen hatte.
    »Gut. Nennen Sie mir wenigstens ein Beispiel. Etwas, das ich nicht weiß.«
    »Die Methoden der Einzel- und Massenbeeinflussung, die Anwendung von Hypnose und Drogen bei der Anwerbung von Agenten. Die Technik eines Verhörs unter Drogen.«
    »Stop. Zu letzterem bitte Einzelheiten.«
    »Warum gerade dazu?«
    »Über die anderen Dinge weiß ich auch ohne Sie Bescheid.«
    »Ausgezeichnet. Dann unterhalten wir uns über das Verhör unter Drogen in der Sendung. Das war’s, Lisa. In Moskau sehen wir uns wieder. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, daß wir uns einig geworden sind. Ich rufe Sie an.«
    Und mit diesen Worten tauchte er in der Menge unter.
     
    Nach seinem Besuch im Krankenhaus traf sich Hauptmann Kossizki mit dem Untersuchungsführer und erstattete ihm Bericht. Kossizki selber hielt das, was er herausgefunden hatte, für fast wertlos. Nichts als Fieberphantasien. Trotzdemlauschte ihm Borodin sehr aufmerksam und stellte ihm Fragen über Fragen, so daß er sich jedes Detail des Gesprächs ins Gedächtnis zurückrufen mußte. Borodin interessierte sich für alles. Für den unglücklichen Säufer mit dem Katernamen Kusja, der sich vor vierzehn Jahren in dem Juweliergeschäft herumgedrückt hatte und nun Butejko jede Nacht mit einer Plastiktüte auf dem Kopf erschien; für Ljolja alias Jelena Butejko, und sogar für das Huhn, das 1829 im Ural einen gewissen »Pawel« gelegt hatte. Wegen dieses Huhns mußte Hauptmann Kossizki in aller Herrgottsfrühe ins Bergbauinstitut gehen, um dort beim Inhaber des Lehrstuhls für Mineralogie Erkundigungen einzuziehen.
    »Der ›Pawel‹ ist ein Edelstein«, erläuterte der Untersuchungsführer, »genauer gesagt, ein großer Diamant. Die ersten russischen Diamanten wurden im Ural gefunden, Ende der zwanziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts. Was das Huhn angeht, so könnte das eine Legende sein. Um berühmte Edelsteine ranken sich ja oft viele Legenden, deshalb sei unbesorgt, die Mineralogen werden dich nicht auslachen, wenn du sie nach einem Huhn fragst.«
    Tatsächlich lachte ihn niemand aus, ganz im Gegenteil.
    »Sind Sie etwa dem ›Pawel‹ auf die Spur gekommen? Das ist ein ganz ungewöhnlicher Kristall von höchst seltener

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