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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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mehrere kleine grauweiße Fischstückchen, die mit einer trüb-orangefarbenen Sauce übergossen waren. Dem Geschmack nach erinnerte der afrikanische Fisch an trockenen Kabeljau in Tomatensauce. Warja war so enttäuscht, daß sie fast geweint hätte. Sie hatte etwas ganz besonders Leckeres, Ausgefallenes wählen wollen, und nun so etwas.
    »Beim nächsten Mal bist du klüger«, sagte Malzew und bestellte ihr Bliny mit Kaviar. »Ein Freund von mir hat sich einmal in Marseille, in einem afrikanischen Restaurant namens ›Guinea‹, die Nationalspeise dieses Landes bestellt, das teuerste Gericht auf der Karte. Unter Schellengeläut und Trommelwirbeln wurde ihm ein riesiger Kessel an den Tisch gebracht, in dem eingeweichte rohe Hirse, bestreut mit gekochten Möhrenscheibchen, war. Also merk dir, Warja, du mußt immer die Gerichte bestellen, die du kennst, sonst bleibst du hungrig.«
    Sie mochte es, wenn er lustige Geschichten erzählte. Aber heute war er schweigsam und finster. Die Probleme des langen, schwierigen Arbeitstages ließen ihm keine Ruhe. Zweimal klingelte das Handy, er antwortete knapp und ärgerlich, verzog das Gesicht, weil er wegen der Musik schlecht verstehen konnte.
    »Ich glaube, ich nehme Schaschlik vom Stör.« Warjaklappte die Speisekarte zu und zündete sich eine Zigarette an.
    Das Essen wurde mit der üblichen Feierlichkeit serviert. Die großen, auf einen silbernen Spieß gesteckten Scheiben des bernsteingelben und rosafarbenen Schaschliks waren mit einer dünnen goldenen Kruste bedeckt, wie sie nur gelingt, wenn der Fisch auf einem richtigen Holzkohlengrill gebraten wird.
    Dmitri Malzew aß rasch und gierig und trank sehr viel Wasser dazu. Der Chef des Clubs trat an ihren Tisch und fragte, ob sie mit allem zufrieden seien oder ob vielleicht die Musik zu laut sei.
    »Hör mal, Stas«, sagte Malzew, »du weißt doch immer alles. Wer war dieser Journalist, der kürzlich ermordet wurde?«
    »Wo soll das gewesen sein, Dmitri Wladimirowitsch? Wenn es an einem der Krisenherde war, dann …«
    »Nein. In Moskau.«
    »Von den prominenten Reportern ist meines Wissens niemand getötet worden. Oder nein, warten Sie. Einen haben sie doch umgebracht. Allerdings war es keiner von den ganz bekannten, sicher haben Sie von ihm noch nie gehört. Artjom Butejko.«
    »Was hast du gesagt? Butejko?« Malzew erstarrte für einen Augenblick.
    »Ja, er hat erst vor kurzem auf Kanal Sechs eine Nachtshow bekommen. Wissen Sie, so eine Klatsch-und-tratsch-Sendung.«
    »Danke, Stas. Bring doch bitte einen Kaffee für Warja und für mich wie immer grünen Tee.«
    Der Clubchef nickte ehrerbietig und entfernte sich. Malzew zog sofort sein Telefon heraus und wählte eine Nummer.
    »Weißt du, wie der ermordete Journalist heißt?« sagte er ohne Einleitung. »Butejko. Natürlich, der Sohn …«
    Er steckte das Telefon zurück in die Tasche. Stas brachte Kaffee und Tee. Schweigend tranken sie. Warja nahm eine Zigarette aus der Schachtel.
    »Laß sie stecken. Wir fahren«, sagte Malzew.
    Im Foyer kämmte sich Warja vor dem Spiegel, nahm dann ihre Autoschlüssel aus der Handtasche und warf sie dem Bodyguard Serjosha zu, wobei sie riskierte, die Spiegelwand oder die chinesische Bodenvase zu treffen. Aber Serjosha fing das schwere Bündel geschickt im Fluge auf.
    »Mach keinen Unsinn.« Malzew wuschelte ihr lässig durch die gerade gekämmten Haare.
    »Versprochen.« Warja lächelte schuldbewußt, fuhr in die Ärmel ihres blaß-türkisfarbenen Pelzmantels, knöpfte die goldenen Knöpfe mit den großen echten Perlen zu und griff wieder nach ihrem Kamm.
    »Rasch, steh nicht so lange vor dem Spiegel herum«, mahnte Malzew.
    Sie traten in den dichten, feuchten Schneesturm hinaus. Die Jeeps und Mercedeslimousinen schimmerten weiß. Warjas Renault war völlig eingeschneit. Aber das beunruhigte sie nicht weiter. Serjosha, der Bodyguard, würde den Wagen sauberfegen und wegfahren. Viel ärgerlicher fand sie, daß ihr Gesicht vom Schnee naß wurde und die Wimperntusche zu zerlaufen drohte. Sie rannte fast über den feuchten Teppichläufer, der vom Eingang des Clubs bis zum Fahrdamm, wo der Jeep stand, ausgelegt war.
    Der gepanzerte Jeep von Dmitri Malzew funkelte bereits wieder in makellosem Schwarz. Der Chauffeur Kolja und der Bodyguard Fjodor fegten eilig die letzten Schneereste von der Windschutzscheibe. Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Jeep, da tauchte plötzlich aus dem Nichtsein riesiger Schäferhund auf. Er hatte ein Halsband,

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