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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Es ist verboten, die Frauen auf den Mund zu küssen und ihre Haare anzufassen. Gewaltanwendung und Körperverletzung werden strafrechtlich verfolgt …«
    »Haben Sie alles gelesen, Sir?« fragte der Wachmann. »Sind Sie mit den Bedingungen einverstanden?«
    »Ja.«
    »Bitte die Vorauszahlung und eine Unterschrift.«
    »Zuerst muß ich kurz mit der Dame sprechen.«
    »Haben Sie irgendwelche Sonderwünsche, die nicht in der Liste stehen?«
    »Ja.«
    »In einem solchen Fall müssen Sie zuerst mit dem Geschäftsführer sprechen. Ich bringe Sie in sein Büro.«
    Es blieb Krassawtschenko nichts anderes übrig, als dem Wachmann ans Ende der Galerie zu folgen. Dort befand sich ein großes, gemütliches Büro, das teuer und geschmackvoll eingerichtet war. Ein kleiner, rundlicher älterer Mann mit einem schneeweißen Bärtchen und einer rosigen, spiegelblanken Glatze erhob sich zuvorkommend von seinem Schreibtischstuhl.
    »Nehmen Sie Platz, Sir. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte gern ein Video von der Dame machen.«
    »Kein Problem.« Der Geschäftsführer lächelte liebenswürdig. »Wir stellen Ihnen einen Kameramann mit Videokamera zur Verfügung, dreißig Minuten Film kosten bei uns fünfundsiebzig Dollar zusätzlich zum Grundpreis. Die Kassette erhalten Sie eine Stunde nach Abschluß der Aufnahme.«
    »Darf ich darum bitten, auch noch ein paar Polaroidbilder zu machen?«
    »Selbstverständlich.«
    Der Wachmann führte ihn zu der blonden Frau zurück. Als sich das Eisengitter vor der Schaufensterscheibe geschlossen hatte, zog Krassawtschenko aus seiner Tasche eine kleine Schachtel mit Theaterschminke.
    »Vor den Aufnahmen muß ich erst noch Ihr Make-up etwas auffrischen, Kindchen.«

Kapitel 17
    Pawel Malzew hatte bereits sein geliebtes Omelett mit Parmesankäse verspeist und ein zweites Glas Orangensaft getrunken, und Krassawtschenko war immer noch nicht aufgetaucht. Malzew bestellte sich eine Tasse koffeinfreien Kaffee und schaute auf seine Uhr.
    Das kleine Café, in dem sie sich verabredet hatten, befand sich ganz in der Nähe des Hotels »Queen Elizabeth«. Aus dem Fenster hatte man einen ausgezeichneten Blick auf den Hoteleingang und den Platz davor. Krassawtschenko hätte schon vor zwanzig Minuten aus dem Hotel kommen und den Platz überqueren müssen. Malzew war ernstlich beunruhigt.
    Pünktlichkeit war der einzige zuverlässige und erfreuliche Charakterzug seines Helfers. Wenn er sich verspätete, konnte das nur bedeuten, daß etwas passiert war. Wenn man sich mit einem Halunken zusammentut, muß man mit unangenehmen Überraschungen rechnen.
    Was, wenn Krassawtschenko herausbekommen hatte, was sie schon so lange wissen wollten, und sich mit dieser Information still und leise aus dem Staub gemacht hatte? Was, wenn er überhaupt nicht Krassawtschenko war und sein Auslandspaß eine Fälschung? Es gab mehr als genug solcher Gauner auf der Welt, und kein Fragebogen, keine Grenzkontrolle hinderte sie daran, ihren Namen zu wechseln, zu verschwinden und am anderen Ende der Welt wieder aufzutauchen, um dort eine neue Staatsangehörigkeit anzunehmen, Immobilien zu kaufen und Bankkonten zu eröffnen. Gestern hieß jemand noch Machmud Ibragimow und war ein tschetschenischer Terrorist, heute nannte er sich Herr Stolz und war Deutscher, Besitzer eines Pferdegestüts, einer Spielhalle und eines kleinen Schlosses am malerischen Ufer des Rheins. Gestern kannte man ihn noch unter dem Spitznamen Wasska Totenkopf, und er war der Anführer einer kriminellen Bande in Ljuberzy, morgen gab er sich als russischstämmiger Amerikaner Vassily Vassilyev aus, der ein Restaurant in Brighton und eine Villa auf Hawaii besaß und sonntags mit dem Polizeichef alkoholfreies Bier trank. Zwar beherrschte er kein Englisch, aber die Verständigung funktionierte trotzdem ausgezeichnet.
    Malzew trank seinen Kaffee aus und bedauerte, daß er nicht rauchte. Es vergingen weitere zehn Minuten. Er wollte schon bezahlen und zu Krassawtschenko ins Hotel gehen, aber da hörte er hinter sich die bekannte Stimme: »Guten Morgen. Entschuldigen Sie die Verspätung.«
    Krassawtschenko trug schwarze Jeans, eine schwarzeoffene Lederjacke und eine Sonnenbrille. Über seiner Schulter baumelte eine teure Sporttasche. Auf seinen schmalen Lippen spielte ein selbstzufriedenes Lächeln. Malzew blickte demonstrativ auf die Uhr.
    »Tja, ich habe verschlafen, das passiert jedem mal.« Krassawtschenko zuckte die Schultern und ließ sich am Tisch nieder. »Ich habe eine

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