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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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danken? Ich lag ja in dem Sarge, welchen du im Meere auffangen und am Ufer begraben ließest, und wenn du nicht wärest, so wäre ich vielleicht ewig auf dem Meere herumgeschwommen.« — »Aber wie kamst du in diesen Sarg?« fragte Sila Zarewitsch. »Ich will dir Alles erzählen,« antwortete Iwaschka. »Ich war ein großer Zauberer; meine Mutter erfuhr, daß ich durch meine Zaubereien den Menschen großen Schaden thue, und befahl deßhalb, mich in jenen Sarg zu legen und auf‘s Meer zu treiben; und über hundert Jahre bin ich geschwommen, und Niemand hat mich aufgehoben; aber euch danke ich meine Rettung, und ich will dir dafür dienen und in allen Fällen behülflich sein. Noch frage ich dich, ob du nicht Lust hast zu heirathen: ich kenne die schöne Königin Truda, welche verdient, deine Gemahlin zu sein.« — Sila Zarewitsch antwortete ihm, wenn diese Königin schön sei, so wolle er sie wol heirathen. Iwaschka mit dem weißen Hemde sagte zu ihm, daß sie die erste Schönheit in der Welt sei. Als Sila Zarewitsch dies vernahm, bat er Iwaschka, mit ihm in das Reich zu gehen. Und so machten sie sich auf den Weg und kamen an das Reich. Dieses Reich war umgeben von einem Zaune, wie von Pallisaden, und auf jeder Zaunstange stak ein Menschenkopf, nur auf einer war kein Kopf aufgesteckt. Als dies Sila Zarewitsch sah, entsetzte er sich und fragte Iwaschka, was dies zu bedeuten habe, und Iwaschka sagte zu ihm, dies seien lauter Köpfe von Helden, welche um die Königin Truda geworben. Sila Zarewitsch erschrak, als er dies Wunder vernahm, und wollte schon in seine Heimath zurückkehren, ohne sich dem Vater der Truda zu zeigen; aber Iwaschka sagte zu ihm, er solle nichts fürchten und dreist mit ihm zusammen gehn. Sila Zarewitsch folgte ihm, und sie gingen mit einander.
    Als sie in das Reich eintraten, sagte Iwaschka zu ihm: »Höre, Sila Zarewitsch, ich werde bei dir als Diener bleiben, und wenn du in die königlichen Gemächer kommen wirst, so grüße den König Salom demüthig, dann wird er dich fragen, woher du kommst, aus welchem Reiche, und welches Vaters Sohn du bist, wie du dich nennest, und wornach du gekommen. Da sage ihm Alles und verhehle ihm nichts, selbst nicht, daß du gekommen, um seine Tochter zu werben, welche du zur Gemahlin haben wollest: er wird sie dir mit großer Freude geben.« — Sila Zarewitsch ging in das Schloß, und sobald ihn der König Salom erblickte, kam er ihm selbst entgegen, nahm ihn bei den weißen Händen, führte ihn in seine weißsteinernen Zimmer und begann ihn zu fragen: »Ach! du guter Jüngling, woher bist du, aus welchem Reiche, welches Vaters Sohn, wie nennest du dich, und wornach bist du gekommen?« — »Ich bin aus dem Reiche des Zaren Chotei, ich werde Sila Zarewitsch genannt, und bin zu dir gekommen, um deine Tochter, die schöne Königin Truda, zu werben.«
    Der König Salom war sehr froh, daß so eines berühmten Zaren Sohn sein Eidam werden wolle, und befahl sogleich seiner Tochter, sich zur Hochzeit zu bereiten. Und als der Tag kam, wo Sila Zarewitsch getraut werden sollte, da gebot der König allen seinen Fürsten und Bojaren, sich im Schlosse zu versammeln, und als sich alle versammelt hatten, fuhren sie in die Kirche, und Sila Zarewitsch wurde mit der schönen Königin Truda getraut. Dann kehrten sie zurück, setzten sich an die Tische und aßen und belustigten sich mit allerlei Kurzweil. Als aber die Zeit kam, wo Sila Zarewitsch in die Brautkammer gehen sollte, da führte ihn Iwaschka auf die Seite, und sagte leise zu ihm: »Höre, Sila Zarewitsch, wenn du dich mit deiner Gemahlin zu Bette legest, so berühre sie nicht, denn wenn du sie berührest, so wirst du nicht am Leben bleiben, und dein Kopf wird auf den leer gebliebenen Pfahl gesteckt werden. Sie wird dich küssen und liebkosen, aber du darfst nichts mit ihr sprechen.« Sila Zarewitsch fragte ihn, weßhalb er ihm alles dies beföhle? »Deßhalb,« antwortete Iwaschka, »weil sie mit einem Geiste Bekanntschaft hat, welcher jede Nacht in Gestalt eines Menschen zu ihr kommt; aber in der Luft fliegt er in Gestalt eines sechsköpfigen Drachen; und wenn sie ihre Hand auf deine Brust legt und dir beklommen wird, so springe auf und schlage sie so lange mit einem Stocke, bis sie alle Kräfte verliert. Ich werde um diese Zeit bei der Thüre deiner Schlafkammer auf der Wache stehen.«
     
    Als Sila Zarewitsch diese Worte gehört hatte, ging er in die Brautkammer mit der Königin Truda und legte sich mit ihr auf‘s

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