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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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Geld hat, kann der Käufer noch so viel schreien. Glaubst du vielleicht, Maxim zahlt jemandem freiwillig sein Geld zurück.«
    Ich muss die Frage nicht beantworten.
    Der General schwenkt seinen Stuhl herum und wendet mir den Rücken zu. »Übrigens, ich habe einen neuen Job für dich. Du musst einen Politiker töten.« Seine Stimme ist brüchig, als hätte er etwas im Hals stecken.
    »Wen?«
    »Dudajew«, sagt er. »Ein Mitglied der Duma.«
    Den Namen kenne ich, den Mann nicht. Er ist Abgeordneter der Partei Liberales Russland, einer ihrer Vorsitzenden, und offener Kritiker Präsident Putins. »Warum?«
    Der General lässt sich Zeit. Er mag keine Fragen. »Er mischt sich in Putins Geschäfte ein«, sagt er schließlich, was keine Antwort ist.
    Putin leitete verdeckte Operationen für den KGB während der düsteren Zeiten, als der Eiserne Vorhang jede Untersuchung von außen verhinderte. Er hat einen ganzen Stall von Männern wie mich zur Verfügung, wenn er Dudajew aus dem Weg räumen will.
    »Wann?«, frage ich.
    »Bald. Vor Ende der Woche.« Er dreht seinen Stuhl zurück und überreicht mir ein Foto. Es zeigt einen dickbäuchigen Mann in orangfarbenen Laufshorts, der aus einem Haus kommt. Das Foto wurde von einem höheren Standort aus aufgenommen. Dudajews strähniges, übergekämmtes Haar vermag sein blankes Haupt kaum zu bedecken. »Er wohnt in diesem grauenhaften Luschkow-Bau gegenüber vom Sokolniki Park«, sagt der General.
    Luschkow, Moskaus Bürgermeister, hat mit geschmacklosen, von abgezockten Investoren finanzierten Bauprojekten überall in der Stadt seine Duftmarke hinterlassen. Ein hässliches, ausladendes Hochhaus ist wahrscheinlich eine seiner geringsten architektonischen Verfehlungen.
    »Er läuft nachmittags«, fügt der General hinzu. »Jeden Tag außer Sonntags.«
    »Verstehe, General.«
    »Arbeite aus der Entfernung.«
    Mir schnürt sich die Kehle zusammen. Mein letzter Scharfschützeneinsatz liegt mehr als drei Jahre zurück, und das war im ausgebrannten Grosny, wo sowieso andere Maßstäbe galten. »Ja, General.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Ja, General«, antworte ich.
     
    Noch am selben Nachmittag bringe ich dem großen Azeri den falschen Schah-Diamanten in sein Büro im Solsnetskaja-Viertel. Der Stein liegt in einer Holzschachtel, die er nicht mal öffnet, bevor er sie an einen seiner Männer weiterreicht, einen Ukrainer mit schweren Lidern und abfallender Stirn.
    »Was ist mit dem Da Vinci?«, brummt Maxim. Anders als beim letzten Mal benutzt er den Singular.
    »Noch auf der Suche.«
    Seine dicken Lippen vibrieren, als er enttäuscht die Luft ausstößt. Er sieht auf den Flachbildschirmfernseher, der ungefähr so groß ist wie eine Wand in Maschas Wohnung. Eine rothaarige Amerikanerin macht Aerobic an einem Strand. Er holt seinen glänzenden Dolch raus und kratzt sich mit der Spitze unter dem Fingernagel. Plötzlich ist sein Blick auf mich gerichtet. »Hast du Nabi getötet?«
    Ich sehe ihm in die schiefergrauen Augen. »Warum sollte ich meine eigenen Männer töten?«
    Er wirbelt das Messer herum und zeigt damit auf mein Gesicht. »Du. Du bist clever, Volk. Du machst Witze und tust so, als wüsstest du von nichts, aber ich glaube, du hast eine Menge Geheimnisse.«
    Er wendet seinen Blick wieder dem Mädchen im Fernsehen zu. Sie macht einen Spagat, lässt ihren sandigen prallen Hintern auf und ab hüpfen. »Du schuldest mir etwas«, sagt er nach einer Weile.
    Ich frage mich, wie oft ich diese Schuld noch begleichen soll.
    Er hievt sich hoch und stampft zu einem Aluminiumkoffer auf dem Tisch neben dem Fenster. Er dreht am Zahlenschloss und lässt den Koffer aufschnappen. Ohne sich umzusehen, wirft er einen Revolver über die Schulter nach hinten.
    Ich greife die Waffe aus der Luft. Es ist ein Colt, wie der von Gromow, nur dass er Kaliber 38 ist und etwa halb so groß wie seiner aussieht. Der Nussbaum-Griff ist rissig und der stählerne Lauf weist mehrere Beulen und Kratzer auf. Wo vorher die Seriennummer stand, schimmert eine silbern gefeilte Furche gegen die dunklere Oberfläche. Dem Gewicht nach zu urteilen ist die Waffe geladen, aber ich klappe trotzdem die Trommel auf, um sicher zu gehen. Dann lasse ich sie wieder zuschnappen und um sich selbst drehen. Schlecht ausbalanciert, aber was Besseres habe ich nicht.
    »Wer?«, frage ich.
    »Jakowenko.«
    Der Name lässt mich zusammenzucken. Zwei an einem Tag. Jakowenko ist ebenfalls Mitglied der Partei Liberales Russland.
    »Warum?«, frage ich,

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