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Russisches Requiem

Russisches Requiem

Titel: Russisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Ryan
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einiges. Sie sind ein echter Terrier. Terrier - so nennen uns doch die Banditen. Auf Sie passt diese Beschreibung genau. Sobald Sie die Spur aufgenommen haben, kann der Kriminelle eigentlich gleich die Hände ausstrecken, um sich fesseln zu lassen. Und herausragende Leistungen verdienen Anerkennung und Belohnung. Darauf hat Genosse Stalin persönlich immer wieder hingewiesen, und der Generalsekretär weiß Bescheid über das Leben. Daher habe ich mich mit Genossin Kurilowa vom Wohnungsamt unterhalten und sie gebeten, etwas für meinen besten Mann aufzutreiben. Ich kann doch nicht zulassen, dass Sie sich irgendwo dort draußen am Ende der Welt bis in alle Ewigkeit ein Zimmer mit Ihrem Cousin teilen müssen. Ich will Sie in der Nähe haben, wenn ich Sie brauche. Und da Genosse Stalin möchte, dass die besten Arbeiter belohnt werden, habe ich im Grunde sowieso keine andere Wahl.«
    Koroljow spürte, wie jäh Hoffnung in ihm aufkeimte. Seit seiner Scheidung vor zwei Jahren lebte er bei Michail, dessen Bleibe zwei Straßenbahnfahrten und einen langen Fußweg von der Petrowka-Straße entfernt lag. Er mochte seinen Cousin, aber dieses Arrangement stellte nicht nur seine Schuhsohlen auf eine harte Probe, sondern auch seine Leber.
    »Sehr verbunden, Genosse General. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich für mich bemühen.«
    »Bemühen? Ich habe mich nicht nur bemüht. Genossin Kurilowa hat mich heute Morgen angerufen und mir mitgeteilt, dass es für den Mann, der den gemeinen Vergewaltiger Woroschilow gefasst hat... wie ihr das übrigens zu Ohren gekommen ist, weiß ich nicht. Diese Frau erfährt es wahrscheinlich sogar, wenn auf den Leninbergen ein Spatz furzt. Doch für Sie war das von Vorteil, Alexei. Für den Mann, der Woroschilow zur Strecke gebracht hat, darf es nämlich nichts Geringeres sein als ein großes Zimmer in der Bolschoi-Nikolo-Worobinski-Gasse. Vierzehn Quadratmeter. Dazu noch ein paar Möbel. Hier.«
    Der General schob ihm ein Anforderungsformular des Wohnungsamtes zu, das von Genossin Kurilowa unterzeichnet war. Als Koroljow es in die Hand nahm, spürte er, wie sich sein Gesicht erwärmte. Selbst mit zweiundvierzig Jahren errötete er noch. Er war froh, dass Jasimow das nicht gesehen hatte.
    »Ich habe nur meine Pflicht getan, Genosse General«, stammelte er.
    Der General schnitt ihm das Wort ab. »Genug. Sie müssen sich die Wohnung teilen, bilden Sie sich also nicht zu viel darauf ein. Aber Sie haben ein eigenes Zimmer, und der Stadtteil Kitai-Gorod ist auch nicht zu verachten. Voller Prominenz und Parteikader. Denen schadet es bestimmt nicht, wenn sie zur Abwechslung mal einen echten Arbeiter zu Gesicht kriegen.«
    Der General lächelte über Koroljows Unbehagen. »Keine Sorge, Alexei, vor Larinin und seinesgleichen rede ich nicht so. Außerdem wird er sowieso schon bald wieder auf der Twerskaja stehen und den Verkehr regeln, wenn er nicht endlich den Hintern hochkriegt und uns einen Verbrecher bringt. Wir müssen unsere Quoten erfüllen, genau wie alle anderen, und er ist seinen Beitrag bisher schuldiggeblieben. Wie auch immer, am besten gehen Sie gleich rüber, bevor die es sich anders überlegen. Den Schlüssel bekommen Sie bei der Hausverwaltung. Und melden Sie sich, sobald alles geregelt ist. In der Rasin-Straße ist ein Mord passiert. Klingt wie das Werk eines Wahnsinnigen, also genau das Richtige für Sie. Ich möchte mir das persönlich anschauen.«
    Koroljow erhob sich so schnell, dass ihn ein leichter Schwindel überfiel. »Genosse General.« Vor Dankbarkeit fehlten ihm die Worte.
    Fast verlegen schüttelte der General den Kopf. Er packte Koroljows Hand mit festem Griff und hielt sie eine Weile fest, während er seinen Untergebenen wohlwollend betrachtete. Dann wurde seine Miene wieder ernst, wie es sich für einen sowjetischen Führer gehörte, und er wandte sich zum Fenster. »Genug gesagt, Genosse, Sie müssen keine Reden halten. Also los, holen Sie Ihre Sachen und ziehen Sie um. Sie haben es verdient. Beeilen Sie sich, bevor
ich
es mir anders überlege.«
    So kam es, dass Alexei Dimitrijewitsch Koroljow stolzer Besitzer eines Zimmers an der Straße des Großen Nikolo und der Spatzen wurde.
     

2
    Die Petrowka-Straße lag nur eine halbe Stunde Fußweg von seiner neuen Adresse entfernt, aber Koroljow brauchte drei Stunden, um zu seinem Cousin hinauszufahren, seine wenigen Sachen zusammenzupacken und dann mit der Straßenbahn zurück nach Kitai-Gorod zu gelangen. Koroljow besaß nicht

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