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Russka

Russka

Titel: Russka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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herauf an.
    Alexander nahm nur wahr, daß noch sechs oder sieben weitere Soldaten herumstanden. Rotgardisten, die ihn beobachteten. Derjenige, der ihn angesprochen hatte, hatte ein unangenehmes Gesicht.
    »Er will also eine Zigarette?« fragte er irritiert. »Leider, ich rauche nicht.« Und damit wollte er seinen Weg fortsetzen. Was, zum Teufel, war mit dem Kerl los? Der packte ihn plötzlich am Mantel, und sein anfangs erwartungsvoller Blick war nun böse. Er rief die anderen Gardisten herbei, die auf ihn zukamen, wobei einer sein Gewehr entsicherte.
    Da wurde Alexander die Situation klar. Er hatte vergessen, seine Stimme zu verstellen, die die unverwechselbare Färbung der oberen Klasse besaß. Er hatte den Mann mit einer gewissen Arroganz angesprochen. Das schlimmste war, daß er dabei die Anrede »Er« benutzt hatte, die zwischen Offizieren und ihren Untergebenen üblich war.
    »Ich bin Offizier. Wie heißt du?«
    »Ivanov. Ich bin kein Offizier.«
    »Aber du warst doch einer, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, Jungs, daß wir hier einen Gegner vor uns haben. Du denkst wohl, daß du ein muschik bist, oder?«
    Alexander krümmte sich vor Schmerzen, als ihm plötzlich der Gewehrkolben in den Magen gestoßen wurde. Er ging zu Boden. »Was machen wir jetzt mit ihm, Jungs?«
    »Vielleicht mal durchsuchen.«
    »Ich glaube, du möchtest dich gern mal mit der Tscheka unterhalten«, meinte der erste lachend. »Auf mit dir, Baron. Kommt schon, Exzellenz!«
    Alexander rappelte sich hoch. Gott sei Dank hatte er keine Papiere bei sich. »Ich heiße Ivanov«, sagte er schwach. Da rief einer der Soldaten: »Hier ist der Mann, den wir brauchen. Er ist vom Komitee. Fragen wir ihn doch!« Als Alexander hochblickte, stand da Jevgenij Popov, der ihn erstaunt ansah.
    »Behauptet, er heißt Ivanov«, sagte der erste Soldat. Ein paar lange Sekunden schwieg Popov. Seine grünen Augen ruhten auf Alexander. Endlich sagte er: »Dieser Mann ist ein guter Bolschevik, Kameraden. Er ist einer von uns.«
    »Aber er spricht wie ein feiner Mann«, widersprach der Soldat. Popov lächelte. »Habt ihr schon einmal Vladimir Iljitsch sprechen hören?«
    Es gab immer wieder Anlaß zur Heiterkeit, daß Lenin seine Schmähreden gegen die kapitalistischen Klassen in einer Sprache hielt, die deutlich der oberen Mittelschicht eigen war. »Außerdem gibt es Offiziere, die in der kaiserlichen Armee gedient haben, Genosse, und jetzt treue Bolscheviken sind. Wir erschießen sie einfach, wenn sie es nicht sind«, fügte Popov aufgeräumt hinzu. Die Männer sahen ihn voller Zweifel an. »Bist du sicher, Genosse?« Popov zuckte die Achseln. »Fragt ihn doch«, antwortete er. Später überlegte Alexander oft, wie er die folgenden Minuten durchgestanden hatte. »Ich heiße Alexander Pavlovitsch Ivanov«, begann er langsam. Er berichtete, daß er im Kampf verwundet worden sei, daß er bei seiner Rückkehr über das alte Regime verärgert war und sich sofort nach der Oktoberrevolution in den Dienst der Bolscheviken gestellt habe. »Ich habe kein Geld bekommen, und leider bin ich immer noch nicht ganz gesund.« Er wollte ihnen seine Verwundungen zeigen.
    »Es lebe die Revolution!« sagte Popov leise. »Es lebe die Revolution!« wiederholte Alexander. »Ihr habt ihn gehört«, wandte Popov sich an die Soldaten. »Ich bürge für ihn.«
    »Na schön, wenn du einer von uns bist«, sagte der erste Soldat, schlug Alexander auf den Rücken, und die Soldaten machten sich davon.
    Als Alexander dastand und sich von Popov beobachtet fühlte, wurde ihm übel. Es war nicht nur der Stoß mit dem Gewehrkolben, auch nicht Furcht; es war die Demütigung, sich vor dem Mann, den er am meisten auf der Welt haßte und verachtete, zu diesen pathetischen Lügen erniedrigt zu haben. Widerstrebend trafen sich ihre Blicke. »Warum hast du das getan?« fragte Alexander schließlich. Popov schwieg. Offensichtlich überlegte auch er. »Erinnerst du dich, daß du mich einmal einen Lügner genannt hast?« fragte er nach einer Weile. »Ich benutzte auch einen falschen Namen. Das hat dich geärgert, weißt du noch? Du hast mich auch als Feigling bezeichnet, fällt mir da ein.« Er nickte langsam. »Und warum hast du eben jetzt so überzeugend gelogen, Alexander Nikolajevitsch? Ich werde es dir sagen. Du hast es nicht für ein bestimmtes Anliegen getan. Du hast kein Anliegen. Du wolltest nur deine Haut retten.« Alexander konnte es nicht abstreiten.
    »Ich wollte es nur mal sehen«, sagte Popov sehr

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