Ryan Hunter - This Girl Is Mine
ich eine bessere Idee. Es war genau das Richtige, um Liza von ihrem Kummer abzulenken. Ich tippte eine weitere Nachricht.
KANNST DU DICH RAUS SCHLEICHEN, WENN ES DUNKEL WIRD?
Diesmal kam innerhalb weniger Sekunden eine Antwort. VERMUTLICH. ABER WARUM SOLLTE ICH?
Ich grinste ins Leere, als ich schrieb: ABLENKUNG. ;-)
Das Display blinkte bald wieder. ICH HAB EHRLICH KEINE LUST AUF MEHR FOLTER.
Das war zwar nicht gerade sehr vielversprechend, aber es war auch kein definitives Nein .
Ich stand von meinem Bett auf und ging zum Kleiderschrank, wo ich durch die vielen Hemden wühlte, bis ich das richtige gefunden hatte. Heute Abend war ein weißes Shirt genau richtig. Neutral und ein klein wenig unschuldig. Ich rollte die Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch, schlüpfte in zerschlissene Bluejeans und hellgraue Turnschuhe und griff nach meiner Indians-Baseballmütze, die über der Schreibtischlampe hing. Die Kappe hatte mir in der Vergangenheit schon einige Male Glück gebracht und ich würde sie heute Nacht keinesfalls zurücklassen.
Voll Vorfreude auf den heutigen Abend mit Liza eilte ich die Treppe hinunter. Mom kam gerade aus dem Esszimmer und ich ließ sie wissen, dass ich vorhatte, Rachel und Phil zu besuchen, und dass sie nicht auf mich warten sollte. Ich nahm den Audi und fuhr zu Lizas Haus.
Es war bereits dunkel, als ich den Motor abstellte und in ihren Garten schlich. Licht brannte in ihrem Zimmer und aus dem weit offenen Fenster drang schwermütige Musik. Ich dankte dem Himmel für die hohen Temperaturen in Kalifornien, als ich etwas lauter als üblich sagte: „Komm runter, Matthews!“
Die Musik wurde leiser und zwei Sekunden später erschien Liza im Fenster. Sie rieb sich die Tränen von den Wangen. „Was machst du hier?“ Ihre Augen waren rot vom Weinen und wurden schmal. „Kannst du nicht lesen? Ich sagte nein.“
Sie klang heiser, traurig, geschwächt und vielleicht auch ein bisschen zermürbt. Doch nicht annähernd so ärgerlich, wie sie es wohl gerne getan hätte. In Wahrheit war da diese achtzig-zu-zwanzig Chance, dass sie sich sogar freute, mich zu sehen.
„Du sagtest keine Folter . Ich habe nicht vor, dich zu quälen. Jetzt zieh’ dir was Nettes an, wasch’ dein Gesicht und komm endlich raus.“
„Ich habe keine Lu…“
Bla bla bla . Ich sprang hoch, klammerte mich an einem dicken Ast fest und schwang mich weiter auf das Dach des Schuppens. Das brachte sie schlagartig zum Schweigen. Und es war mir egal, ob sie Lust hatte oder nicht. Ich würde sie schon in die richtige Stimmung bringen, wenn sie mir nur eine Chance ließe.
„Was dagegen, wenn ich reinkomme?“, fragte ich auf dem Weg über das Dach zu ihr und kletterte dann durchs Fenster, ohne auf eine Extraeinladung zu warten.
Nach Atem ringend, stolperte Liza rückwärts, weg von mir, und landete schließlich auf ihrem Bett, das mit der Stirnseite an der Wand stand und in die Mitte des Zimmers ragte. Gegenüber stand ein cooler Schreibtisch aus hellem Holz mit einem Computer und tonnenweise Büchern darauf. Ein Hello Kitty Poster klebte an der Tür, gegenüber dem Fenster.
Ich setzte mich aufs Fensterbrett und stützte mich mit den Händen auf die Kante. „Nettes Zimmer“, sagte ich. Dann verzog ich das Gesicht. „ Du siehst allerdings furchtbar aus.“
„Wow, danke für das Newsupdate“, gab sie bissig zurück.
Offen gesagt war ich nicht darauf vorbereitet, sie derart niedergeschlagen vorzufinden, obwohl ich wahrscheinlich damit hätte rechnen sollen. Mir wurde auf einmal ein wenig unbehaglich zumute und ich wünschte, wir wären nicht in einem Raum mit gedämpftem Licht und Musik aus Der Herr der Ringe . Ich nahm kurz meine Kappe ab und fuhr mir nervös mit einer Hand durchs Haar. „Hör’ zu. Ich bin echt nicht besonders gut in diesem Willst-du-darüber-reden -Schrott.“
„Warum bist du dann hier?“ Sie versuchte eindeutig, mich mit ihrem Zynismus zu erschlagen, doch das ließ ich nicht gelten.
Ich zuckte locker mit den Schultern. „Vielleicht, weil ich gut darin bin, Spaß zu haben und weil ich dich von deinem Kummer abzulenken kann. Also, was sagst du? Willst du mitkommen und dich ein wenig amüsieren? Lass uns ein bisschen Party machen.“
„Ich denke, ich bleib lieber zuhause und höre Musik.“
In diesem Moment sah sie aus, als wäre eine weitere Party mit mir das Letzte, was sie in ihrem Leben brauchte. Mein hervorragender Plan begann den Bach runter zu gehen. Verdammt, ich musste sie irgendwie dazu
Weitere Kostenlose Bücher