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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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können“, sagte ich. Eis hatte ich zu Hause hin und wieder mal gemacht, und hier hatte ich obendrein einen großen, blitzend modernen Kühlschrank zur Verfügung -wahrhaftig, es war eine gute Idee.
    „Dann mußt du aber die Sahne schlagen, Sonja.“
    „Meinst du die, die du anredest, oder die, die du ansiehst?“ grinsten die Mädchen.
    „Uff, habe ich mich wieder geirrt? Sonja soll also die Sahne schlagen. Binde dir die Schürze um, sonst kriegst du Sahnespritzer auf deinen Rock. Und du, Senta, hilfst mir mit dem Abendbrot, ich dachte, wir essen Schinken und Rohkostsalat.“
    „Hmmmmm!“
    „Kannst du die Mohrrüben schaben? Unterdes schneide ich Sellerie und Äpfel klein.“
    Senta schabte Mohrrüben, ernst und hingegeben, und ahnte nichts von meinem hinterhältigen Plan. Hat man Mohrrüben geschabt, dann bekommt man die Hände drei Tage lang nicht wieder ganz sauber, drei Tage würde ich also die Zwillinge ganz sicher unterscheiden können. Wenn die drei Tage um waren, würde mir wohl etwas Neues einfallen.
    „Das macht mächtigen Spaß, Beate“, meinte Sonja. „Tante Julie ist nie auf so was gekommen.“
    „Ach was, überhaupt Tante Julie“, meinte Senta.
    „So darfst du nicht reden, Senta“, sagte ich. „Du darfst bitte nicht vergessen, daß deine Tante Julie eine ältere Dame ist, und als sie elf Jahre alt war, da war alles anders. Es ist für einen älteren Menschen gar nicht so leicht, sich in die Kinder von heute hineinzuversetzen, will ich dir mal sagen! Und Tante Julie ist einzigartig gegen euch gewesen. Ich vergesse es nie, wie ich herkam und wie gepflegt das Haus war, alles aufgeräumt und blankgeputzt - alle eure Kleider blitzten, frisch gebügelt und sauber und ohne Flecken - ich weiß ganz gut, wieviel Arbeit in so was steckt - jetzt, wo ich das Vergnügen habe, mich damit zu befassen. Ihr haltet sicher, was
    Flecken in Kleidern anbetrifft, den Weltrekord.“
    „Fang jetzt nicht an zu schimpfen, Beate, wo es gerade so gemütlich ist.“
    „Ich habe gar nicht die Absicht zu schimpfen, du Strick. Aber, höre mal, wenn du weiter die Mohrrüben in den Mund steckst, dann haben wir für den Salat nicht genug. Sag mir übrigens mal - das habe ich völlig zu fragen vergessen: Wann habt ihr hier im Hause eigentlich Geburtstag? Ja, ihr beiden - das weiß ich - aber Papa und Bernt und Hansemann?“
    „Bernt kommt zuerst, der hat am vierzehnten November - und dann kommen wir beide, und Papa hat am vierten Februar und Hansemann am dreißigsten Mai.“
    Als die Sahne steif war, wurde das Eis fertiggemacht und in den Kühlschrank gestellt. Mit einem wundersamen Instinkt erschien Hansemann in der Küche, gerade als der Sahneschläger abgewaschen werden sollte. Hansemann durfte ihn ablecken und tat es mit Genuß und Hingabe.
    „Ich hab jetzt ‘n Hund für dich gezeichnet, Beate“, sagte er stolz und reichte mir sein Werk. Ich schaute es mir begeistert an und sagte anerkennend: „Ich danke dir sehr, Hansemann, der ist aber fein. Den hänge ich mir an die Wand in meinem Zimmer.“
    „Ich zeichne auch gern noch ‘ne Katze für dich“, sagte Hansemann großzügig.
    Ich war natürlich höchst entzückt bei der Aussicht, auch eine Katze zu bekommen. Hansemann wischte sich die Sahnefinger an seiner Hose ab und stapfte wieder hinüber, um seine künstlerische Tätigkeit von neuem aufzunehmen.
    Ich blieb einen Augenblick stehen und dachte an die ganze Familie. Da stand der eine blonde Zwilling und band sich die Schürze ab. Der andere holte gerade die Butterdose aus dem Kühlschrank. Hansemann war fröhlich, sanftmütig und vergnügt, und im Arbeitszimmer drinnen saßen Vater und Sohn und arbeiteten in Frieden und Eintracht. Das Haus atmete Harmonie, frohe Zufriedenheit.
    Mit einem Male wußte ich - und ich war nicht etwa stolz, ich wurde deswegen nicht übermütig - mich erfüllte nur so etwas wie ein demütig-dankbares Glücksgefühl -, diese fröhliche Harmonie war mein Werk! Ich hatte es wirklich in der Hand, diesen fünf Menschen ein Glück zu bringen - und ich war tatsächlich drauf und dran, es zu schaffen.
    Meine Gedanken gingen zu Mutti und Vati - meine goldigen, klugen, guten Eltern, die mich für diese Aufgabe erzogen hatten. Und ich dachte an meine Geschwister... ohne die Erfahrungen mit ihnen wäre ich den Kindern hier im Hause gegenüber hilflos gewesen.
    Ich konnte es nicht lassen - ich mußte einen Augenblick meine Arme um die Schultern der Zwillinge legen und sie ganz fest an mich

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