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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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bekommen hätte.
    Da konnte sie nicht länger stillschweigen, sie mußte jemanden haben, dem sie sich anvertraute. Sie ging mit geheimnisvoller Miene zu Katrin nach oben.
    „Du, Katrin. Wie gefällt dir der da?“ Die Amateuraufnahme eines blonden, hübschen jungen Mannes wurde Katrin vor die Nase gelegt, mitten auf die aufgeschlagene deutsche Grammatik.
    „Blendend. Ein fabelhaft kühnes Gesicht.“ Katrin sah Senta lächelnd und fragend an.
    „Du kannst hoffentlich den Mund halten, Katrin?“
    „Ja, Senta, das kann ich.“ Und nun machte Senta sich Luft. O ja, sie hatte Rolf kurz vor den Ferien kennengelernt, aber sie waren nur ein paarmal zusammen gewesen, sie wollten beide in die Ferien reisen - aber sie hatten sich sehr gern gemocht, und Rolf war einfach prima, und jetzt war er in Deutschland, er wollte Zahnarzt werden und studierte in Kiel. Und er hatte ihr dreimal geschrieben, dies war das vierte Mal - und er schickte ihr sein Bild und bat sie um das ihre, und - . Senta glühte vor Glück und begann, in ihren Amateuraufnahmen herumzukramen.
    „Und du möchtest im nächsten Jahr viel lieber nach Deutschland als nach England“, lächelte Katrin.
    „Ja, das möchte ich allerdings, das walte Gott! Schau her, ob ich ihm dies schicke, was meinst du?“
    Katrin meinte, ja. Und Senta raste nach unten, machte sich an Papas Schreibtisch breit und schrieb einen langen Brief an ihren Rolf.
    „Na, Katrin? Wie ist es gegangen? Ist alles in Ordnung?“ Beate kam ihr in der Wartehalle des Flugplatzes entgegen, strahlend und sanft, ihr Mann folgte ihr auf den Fersen. „Alles in Ordnung, Beatemutti. Wir waren alle brave Kinder, und das Haus steht noch; jedenfalls stand es an seinem Platz, als ich wegfuhr.“
    Beate lächelte. Hatte Katrin doch tatsächlich gelernt, kleine lustige Bemerkungen zu machen! Und wie leicht und gefällig kamen ihr jetzt die Worte über die Lippen.
    „Was macht Stephan?“
    „Er hat mich gefragt, ob es nach Stockholm weiter sei als nach Amerika, und Senta hat ihm einen Klaps aufs Hinterteil gegeben, weil er seinen Roller über den frischgebohnerten Fußboden geschoben hat, aber sonst geht es ihm gut.“
    „Es hat also den Anschein, als wäre das Leben bei euch in vollständig normalen Bahnen gelaufen“, sagte Dr. Rywig trocken. Und dann fuhren sie im herbstlichen Abend heimwärts.
    Sie mußten sofort die Koffer aufmachen, und Senta jubelte vor Wonne über die „prima Lastexhose“, und Katrin errötete vor Freude über eine wunderhübsche Handtasche. Und Hans Jörgen war sprachlos über ein herrliches Modellflugzeug.
    Aber die Sprachlosigkeit währte nicht lange. Es war Hans Jörgen eingeschärft worden, stillzuschweigen, bis die Eltern ein wenig zu sich gekommen wären, bevor sie von dem Autodieb erfahren sollten. Aber nun hielt er es nicht länger aus.
    „Papa, du sollst morgen früh auf die Polizeiwache kommen.“ „Sieh mal an“, lachte Beate. „Hast du gestohlen oder gemordet?“ „Ihr kriegt den Schluß der Geschichte zu früh“, sagte Senta. „Ich werde der Reihe nach erzählen, ihr braucht keinen Schrecken zu bekommen. Es ging alles großartig ab; aber wir hatten Samstag einen recht bewegten Tag.“
    Nun erzählten Senta und Katrin abwechselnd, und Herr und Frau
    Rywig hörten mit offenem Munde zu.
    „Das ist doch wohl nicht möglich.“
    „Meine armen Kinder“, sagte Beate.
    „Katrin war einfach blendend“, schloß Senta. „Wäre sie nicht gewesen, dann hätte ich den Autoschlüssel herausgegeben, gutgläubig wie ich war.“
    „Ihr seid wirklich tüchtig gewesen“, sagte der Vater. „Aber was in aller Welt kann das für ein Kerl gewesen sein? Er hat zweifellos sehr gut Bescheid gewußt, welche Autowerkstatt ich benutze und vor allen Dingen, daß wir verreist waren und das Auto hiergelassen hatten. Wie sah der eigentlich aus?“
    „Ziemlich groß - dunkles Haar - vielleicht Anfang zwanzig.“ „Und mit einem Pflaster im Genick“, sagte Katrin.
    „Einem Pflaster im Genick?“ der Doktor horchte plötzlich auf, dann drehte er sich mit einem Ruck zu Senta um.
    „Senta, entsinnst du dich noch, wie du mich am Freitag in der Sprechstunde anriefst?“
    „Ja, ganz genau. Ich läutete dich an, weil ich von Beatemutti fragen sollte, ob sie deinen Smoking mit einpacken sollte.“
    „Denk nun mal ganz genau nach, Senta. Versuche, dir das ganze Gespräch ins Gedächtnis zurückzurufen, vor allen Dingen, was ich sagte.“
    Senta überlegte angestrengt. „Warte mal.

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