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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Zuerst fragte ich wegen des Smokings, und du sagtest ja, und Beatemutti sollte ein Abendkleid mitnehmen. Und dann sagtest du, ja, halt, jetzt hab’ ich’s. Du sagtest, es sei gut, daß ich angeläutet hätte, du hättest selber anklingeln wollen und Bescheid sagen, daß du die Flugkarten bekommen hättest, und ihr würdet Samstag das frühe Morgenflugzeug nehmen.“
    „Ist es sicher, daß ich das alles gesagt habe?“
    „Todsicher, Papa.“
    „Und was noch?“
    „Ja - und dann sagtest du, der Schlüssel zu dem braunen Koffer liege in der Nachttischschublade zusammen mit dem Reserveautoschlüssel.“
    „Stimmt“, sagte Beate. „Genau denselben Bescheid gab Senta mir.“
    „Und damit ist es erwiesen, daß mich die ganze Schuld trifft“, sagte Dr. Rywig. „Als Senta anläutete, saß ein Patient bei mir, ich mußte mich sogar bei ihm entschuldigen, weil ich ans Telefon gehen mußte. Dadurch erfuhr er, daß wir beide wegreisen wollten, er wußte, wann wir reisten, und er wußte, daß wir flogen und nicht das Auto nahmen. Und ich, ich Hornvieh, ich erzählte obendrein auch noch, wo der Autoschlüssel war.“
    „Bist du sicher, Papa, daß das der war?“
    „Ich möchte zehn gegen eins wetten. Als ich den Hörer aufgelegt hatte, mußte ich einen Abszeß bei ihm inzidieren - “
    „Papa meint, er mußte eine Eiterbeule aufschneiden“, verbesserte Senta ihn.
    „Also, in seinem Genick eine Eiterbeule aufschneiden, und das Pflaster, das Sie gesehen haben, Katrin, das hatte ich höchst eigenhändig dort hingeklebt.“
    „Aber die Autowerkstatt“, sagte Katrin, „wie konnte er wissen....“
    „Das kann man doch ganz leicht herauskriegen“, sagte Herr Rywig. „Vielleicht hat er die mal durch einen Zufall erfahren, vielleicht hat er mich da hineinfahren sehen - ja, es ist höchstwahrscheinlich, daß er gerade dadurch die Idee zu diesem feinen Plan bekommen hat. Aber er hatte nicht mit unseren geistesgegenwärtigen Mädchen gerechnet.“
    „Aber eins verstehe ich nicht“, sagte Beate. „Weshalb hast du die tutige Hausangestellte gespielt, Katrin?“
    „Damit er sich sicher fühlen sollte. Verstehst du, ich hätte mich natürlich weigern können, den Schlüssel herauszugeben, ich hätte sagen können, das hinge nicht richtig zusammen, da wäre der Kerl verduftet. Ich wollte ihn doch festhalten, bis die Polizei käme. Und Senta hat das fabelhaft verstanden. Sie hat soviel Kohl geredet und ohne Pause, daß der Mann den Eindruck bekommen mußte, die Tochter des Hauses wäre ein verworrenes Spatzenhirn und die Hausangestellte die Dummheit in Person.“
    „Aber es war doch gut, daß ich die Telefonnummer aufgeschrieben hatte“, sagte Hans Jörgen. Es wurde jetzt Zeit, daß sein Anteil an dem Erfolg auch erwähnt wurde.
    „Ja, das war wirklich gut“, pflichtete Katrin ihm bei. „Sonst hätte ich verzweifelt im Telefonbuch geblättert, und ich hätte vielleicht so lange gemacht, daß der Mann Verdacht geschöpft hätte.“
    „Im Grunde“, sagte Senta nachdenklich, „im Grunde hat die ganze Geschichte nur eine einzige weiche Stelle.“
    „Und die wäre?“ Senta drehte sich zu Katrin um. „Kannst du mir eine einzige Hausangestellte auf der Welt nennen, die zu einem
    sechzehnjährigen Mädchen Fräulein und Sie sagt?“
    Katrin lachte hellauf. „Keine Ahnung. Ich habe nicht die geringste Erfahrung mit Hausangestellten. Aber ich fand, es hörte sich irgendwie so fein und vornehm an!“
    Herr Rywig hatte recht gehabt. Es war sein Patient, der die geniale Idee gehabt hatte, den Wagen zu stehlen.
    Am selben Abend las Beate die Abendzeitung. Mit einemmal lachte sie laut auf: „Schaut mal her, ihr beiden Detektive.“
    Wahrhaftig, dort stand eine Überschrift in fetten Buchstaben:
    AUF FRISCHER TAT ERTAPPT. ZWEI GEISTESGEGENWÄRTIGE JUNGE MÄDCHEN ENTLARVEN AUTODIEB.
    Katrin schnaubte ein bißchen und lächelte ein bißchen, aber sie war trotz allem nicht so blasiert, daß sie nicht insgeheim die Notiz ausschnitt und mit einem langen Brief zusammen Andreas schickte.
    Die Zeit verflog und Weihnachten kam heran.
    Es wurde gründlich reingemacht, es wurde gebacken und Sülze zubereitet, Hammelrolle und Fleisch in Aspik. Im Hause herrschte eine fröhliche Geschäftigkeit, und Katrin nahm mit Leib und Seele daran teil.
    Im Eßzimmer saß Hans Jörgen mit Lieselottchen von nebenan und klebte Weihnachtsbaumschmuck. Stephan half ihm und legte dabei mehr Eifer als Geschicklichkeit an den Tag. Auf Beates Schreibtisch lag

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