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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Umgebung ein Schnippchen schlugen. Wie oft hatten wir es in der Schule getan, wenn eine von uns in Gefahr stand, aufgerufen zu werden und die andere mehr Zeit für das Lernen gehabt hatte!
    In der Schule waren sie eines Tages dahintergekommen, und von jenem Tag an mußten wir verschiedene Schulkittel tragen! Dann gingen wir in der Pause auf „Für Mädchen“ und wechselten die Kittel!
    Heiko kam zurück und stellte die Melone vor mich hin... und nahm sie wieder fort.
    „Ach so, ihr habt die Plätze getauscht“, sagte er ruhig und setzte sich.
    Senta sah ihn an mit offenem Mund.
    „Wie in aller Welt können Sie das wissen?“
    Heiko schmunzelte.
    „Ich weiß nicht so recht. Ich bin es gewohnt, Tiere zu beobachten. Die einzelnen Tierkinder aus einem Wurf kann ich ziemlich schnell auseinanderhalten, vielleicht hängt es damit zusammen.“
    Senta beugte sich über ihre Melone, und Heiko sah nicht das kleine Lächeln um ihren Mund. Ich wußte genau, was sie dachte. Was hatte sie damals in Deutschland gesagt?
    „Vielleicht sind es nur die, die uns lieb haben, oder der, der eine von uns lieb hat, der den Unterschied sieht.“
    „Sonja, komm zu dir“, sagte ich streng zu mir selber. „Gestern abend um zehn Uhr hast du Heiko kennengelernt. Wer spricht hier von liebhaben? Bleiben wir bei seiner Erklärung: Senta und ich sind zwei Junge aus demselben Wurf!“
    Wir tranken Kaffee in der Halle zusammen mit Herrn und Frau Dieters.
    „Haben Sie Frau Tiger bewundert, Herr Dieters?“ fragte Senta auf norwegisch.
    „Ich bin überwältigt“, schmunzelte Herr Dieters. „Aber vielleicht hat meine Frau doch recht. Das hat sie nämlich beinahe immer. Sie sagt, daß die Dame irgendwie etwas Rührendes an sich hat. Vielleicht ist diese Reise die erste, sogar die einzige in ihrem Leben. Sie möchte sie nun richtig auskosten, ein einziges Mal in ihrem Leben mondän sein und sich jung fühlen. Das wollen wir ihr gönnen.“
    Ich übersetzte es ins Englische. Heiko nickte und sah Frau Dieters an.
    „Sie haben viel Verständnis für die Menschen, gnädige Frau!“
    „Sonst könnte sie es nicht mit mir aushalten!“ sagte Herr Dieters.
    - „Aber ich glaube, daß meine Verständnisvolle jetzt ein Mittagsschläfchen braucht, und die Jugend auch. Sind Sie nicht todmüde?“
    „Doch“, gab Senta zu. „Ich muß nur ganz schnell zwei Postkarten schreiben.“
    „An die Eltern und an den Freund“, sagte Herr Dieters.
    „Wie können Sie das wissen?“
    „Ich bin doch nicht von gestern! Ich verstehe auch etwas von Menschen!“ Herr Dieters lachte. „So, und dann ins Heiabettchen! Sie auch, wenn Sie das Notwendige geschrieben haben: Gut angekommen, sehr schöner Flug, herrliches Hotelzimmer, sehr nette Menschen getroffen - das sind wir beide, Eddalein!“
    Senta und ich lachten laut. Herr Dieters war köstlich. Wie schön, daß wir dieses nette Ehepaar kennengelernt hatten!
    Senta holte Postkarten und Briefmarken. Heiko sah mich an.
    „Sehr müde, Sonja?“
    „Nein - und ja. Ich bin schon müde, aber es wäre jammerschade, etwas von diesem wunderbaren Tag zu verschlafen.“
    „Nicht wahr? So denke ich auch. Kommen Sie mit zum Strand? Es wird höllisch heiß sein, aber vielleicht werden wir da unten einen barmherzig schattenspendenden Baum finden!“
    „Fein“, sagte ich. „Aber dann schnell, bevor Senta zurückkommt! Sonst gibt sie ihren unbarmherzigen Senf zu der Unvernunft ihrer Schwester.“
    Auf den Zehenspitzen schlichen wir aus der Halle und verschwanden Richtung Strand.
    Es war dort ganz menschenleer. Vor dem kleinen Strandcafe döste ein Hund in einem spärlichen Schattenstreifen. Die Liegestühle unter den kleinen Sonnendächern waren leer und verlassen. Der Strand schien endlos und war blendend weiß.
    „Haben Sie sich mit Sonnenöl eingerieben?“ fragte Heiko.
    „Ja, tüchtig!“
    „Bleiben Sie trotzdem nicht in der prallen Sonne! Sie ahnen nicht, wie schnell Sie sonst einen Sonnenbrand mit Fieber und scheußlichen Schwellungen erwischen. Gucken Sie mal, Sonja, hier unter dem Baum ist es fein - wir klauen eben die Stühle von drüben! Sehen Sie - hier ist es beinahe kühl!“
    „Kühl“ war entschieden übertrieben. Wir hatten bestimmt dreißig Grad Wärme. Aber jedenfalls brannte uns die Sonne nicht direkt auf den Kopf.
    „Wir hätten die Badeanzüge mitnehmen sollen“, meinte ich. „Aber, aber, was denken Sie? Jetzt baden! Damit warten wir bis nach dem Tee. Bleiben Sie nun schön hier, und erzählen

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