Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden
befreites, glückliches Lächeln auf meinem Gesicht erschien.
Eine jahrelang gehegte Angst, eine ganz dumme Einbildung war mir in wenigen Sekunden weggenommen, war verjagt, für immer verjagt!
Kameras surrten, Fotoapparate machten klick, klick.
„Ich schicke Ihnen einen Abzug“, sagte einer der Touristen.
„Zwei, bitte“, sagte Senta. „Ich möchte auch ein paar Menschen mit meinem Mut imponieren!“
Als wir an dem Abend nach Hause gekommen waren und gegessen hatten, gingen Heiko und ich eine kleine Runde durch den Park. Ein strahlendweißer Mond leuchtete über die Palmen, und direkt über unseren Köpfen zeichneten die Sterne im „Kreuz des Südens“ ihr leicht erkennbares Muster.
„Du warst tapfer, Sonnie“, sagte Heiko leise. „Glaubst du, ich weiß nicht, was es dich kostete, die Schlange anzufassen?“
Ich mußte lachen.
„Und wenn du wüßtest, wie glücklich ich war, als ich es schaffte! Ich hätte beinahe die Schlange küssen können!“
Heiko blieb stehen. Behutsam und sanft zog er mich näher an sich.
„Muß es unbedingt eine Schlange sein?“ flüsterte er mir ins Ohr.
Mit Moses am Steuer
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Es war stockfinster.
Was war das bloß für ein Geräusch? Es waren nicht die Wellen, die gegen den Strand schlugen - es war nicht das leise Sausen in den Palmkronen - es war... ja, tatsächlich! Es regnete!
Regen - den konnten wir am allerwenigsten gebrauchen. Das heißt, meinetwegen durfte es ununterbrochen regnen, von jetzt bis Sonntagabend, aber dann brauchten wir schönes Wetter! Und wie wir das brauchten!
Ich wurde unruhig. Bis jetzt war alles märchenhaft schön gewesen. Aber das Allerschönste, der Höhepunkt der Reise, das Eigentliche und Wesentliche, die Safari - die durfte nicht im Regen ertrinken!
Schließlich schlief ich wieder ein, war aber sehr früh wach und ging leise auf den Balkon. Der Regen hatte auf gehört, der Himmel war klar - bald würde die Sonne aufgehen.
Welches Glück! Vielleicht war es heute nacht nur ein kleiner Guß gewesen - nein, der liebe Gott wollte bestimmt nicht, daß wir eine so furchtbare Enttäuschung erleben sollten!
Ich hörte ein leises Pfeifen vom Park und guckte nach unten. Da stand Heiko in der Badehose und mit einem Handtuch um den Hals. Er winkte, ich nickte. Drei Minuten später hatte ich den Badeanzug an - er war noch feucht, in dieser feuchten Luft trocknete er nie so ganz richtig - und schon lief ich die Treppen hinunter.
„Siehst du, jetzt ist das Wasser einigermaßen erfrischend“, erklärte Heiko. „Jetzt ist das Schwimmen schön. Außerdem haben wir den Strand für uns.“
Wir schwammen nebeneinander hinaus, ganz allein, mit dem unendlichen Meer vor den Augen.
„Ist es nicht merkwürig“, sagte ich, „wenn wir so weiter schwimmen würden und immer weiter und weiter, dann würden wir schließlich bei den Känguruhs und Koalabärchen in Australien landen!“
„So wie du es zeigst, landeten wir eher bei den Pinguinen am Südpol“, meinte Heiko schmunzelnd. „Leg dich flach, laß dich treiben, und sieh dir den Himmel an!“
Ich tat es. Wieder erlebten wir diesen märchenhaften Sonnenaufgang, sahen, wie die ganze Natur aufwachte, wie das durchsichtige Blau rot und golden wurde.
Heiko steckte seinen Arm unter meinen Nacken, und so ließen wir uns treiben und von den Wellen wiegen.
„Bist du glücklich, Sonnie?“
„Ja, Heiko. Glücklicher als jemals im Leben.“
„Ich auch - Impala.“
Wir schwammen zurück, ich zog meine Frottierjacke über den nassen Badeanzug, Heiko trocknete sich Gesicht und Arme ab. Dann setzten wir uns auf eine einsame, verlassene Bank.
„Sonnie“, sagte Heiko langsam. „Es ist mir alles unfaßbar. Ich bin fünfundzwanzig Jahre, ich habe viele Mädchen gekannt, viele, die nett waren, viele, die lustig und intelligent waren. Ab und zu war ich auch verliebt. Aber diesmal, Sonnie, diesmal ist es was anderes. Wir kennen uns seit vier Tagen, und ich bin davon fest und heilig überzeugt, daß du für mich geschaffen bist. Kannst du so was verstehen?“
„Ja, Heiko“, sagte ich. „Ich kann es verstehen. Wir dürfen es bloß keinem Menschen sagen, denn niemand wird es begreifen.“
„Doch“, sagte Heiko mit einem kleinen Lächeln. „Ich weiß zwei Menschen, die uns verstehen würden. Meine Eltern. Die lernten sich an einem Freitag kennen, am Sonnabend gingen sie zusammen aus, am Sonntag machte mein Vater den Heiratsantrag, und...“
„Ja, und?“
„Und
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