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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Ich habe schon Schlimmeres erlebt.“
    Dann hielt er. Am Straßenrand stand ein großer Lieferwagen, der hoffnungslos ausgerutscht war und jetzt fest im Lehm steckte. Moses wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer. Auf Suaheli, leider.
    „Was sagt er, Moses?“
    „Es sieht nicht sehr gut aus. Immerhin - wir versuchen.“
    Die Straße wurde noch enger, noch lehmiger. Da trafen wir einen anderen Kleinbus, genauso einen wie unserer. Die Fensterscheiben neben den Führersitzen wurden runtergekurbelt, zwei schwarze Gesichter guckten raus. Heiko, der ja einige Worte Suaheli kannte, beugte sich vor und lauschte.
    „Verstehst du etwas?“
    „Nur das Wort mbaya - das bedeutet schlimm.“
    Moses übersetzte. Der Wagen, der etwa eine Stunde vor uns gestartet war, fuhr zurück. Der Fahrer wagte nicht, es weiter zu versuchen. An einer bestimmten Stelle sei die Straße von einem Flüßchen ganz überspült, und auf beiden Seiten war nur dicker, glitschiger Lehm.
    „Und was nun, Moses?“
    „Wir müssen eben die Schneeketten anlegen.“
    Also wollte er es weiter versuchen! Ich hätte Moses umarmen können!
    Wir stiegen aus. Zum Glück hatten wir alle feste Halbschuhe an, bis auf Frau Tiger, die sich in Nairobi ein seltsames Gebilde aus dünnen Riemen, hohen Absätzen und vielen blanken Steinen zugelegt hatte. Wenn sie je eine zweite Safari mitmachen wird, wird sie ganz bestimmt anderes Schuhzeug anziehen!
    Dann fuhren wir also bei 25 Grad Hitze, in Äquatornähe, mit Schneeketten.
    „Alle Achtung, wie der Mann fahren kann!“ sagte Heiko.
    Wenn es aufwärts ging, hatte Moses eine merkwürdige Zickzack Technik: Andauernd das Steuer hart nach links, hart nach rechts, jedesmal einen halben Meter gefahren - so blieben wir nicht stecken, und wir kamen vorwärts, wenn auch im Schneckentempo.
    Wann würden wir wohl unser Nachtquartier, die Keekorok Lodge, erreichen? Vielleicht zum Frühstück?
    Meinetwegen! Wenn wir bloß nicht umdrehen mußten!
    Es war heller geworden. Wieder warf ich einen Blick gen Himmel. Und siehe da - ein blauer Fleck in der grauen Wolkendecke, und noch einer. Dann brachen die Wolken langsam auseinander... Afrikas glühende Sonne strahlte wieder auf unsere Köpfe!
    „My dear group“, redete Moses uns alle an - „meine liebe Gruppe, ich weiß, daß Sie Hunger haben, und es gibt bald was zu essen, aber wir müssen ein kleines Stück weiter. Eine Schwierigkeit müssen wir noch schaffen, und wenn wir die hinter uns haben, wird das Essen noch einmal so gut schmecken!“
    Ich übersetzte wieder, die liebe Gruppe nickte, und es ging weiter. Wir waren grade auf einem leidlich guten Stück Straße, und es ging flott vorwärts.
    Plötzlich trat Moses auf die Bremse, drehte sich um und legte den Finger auf den Mund.
    Da. keine zehn Meter von uns entfernt. dicht hinter dem Straßengraben. stand eine Giraffe. Wie ein Eiffelturm aus Fleisch und Blut und glänzendem, herrlich gemustertem Fell stand sie da, überwältigend groß, atemberaubend schön - und so nah, unglaublich nahe!
    Sie sah uns an, uns kleine lächerliche Zweibeiner - Senta fummelte mit der Filmkamera, Frau Dieters hatte schon ihren Fotoapparat vor den Augen - da erklang es laut und vernehmbar von Frau Tiger:
    „Aber im Zoo habe ich drei auf einmal gesehen!“
    Aus der Traum! In wiegendem Galopp verschwand das wunderschöne Tier - wenn auch nicht aus Sichtweite, so jedenfalls aus Fotoweite.
    Moses äußerte etwas. Ich kann so viel Englisch, daß ich es verstand, aber ich scheue mich, es wörtlich zu übersetzen. In einer stark gemilderten Form könnte man es vielleicht mit „blöde alte Ziege“ übersetzen.
    „Was sagt er?“ erkundigte sich Frau Tiger.
    Heiko schaltete sich als Dolmetscher ein.
    „Er macht uns darauf aufmerksam, daß wir keine Chance haben werden, wilde Tiere zu studieren und fotografieren, wenn wir nicht alle vollkommen ruhig bleiben. Kein Geräusch, kein Wort - hinterher können wir unsere Meinungen austauschen. Aber so lange die Tiere da sind, kein Wort!“
    Die Straße wurde wieder schlechter. Bald lehmig, bald steinig.
    Nachdem Moses in seiner bewährten Zickzackart eine kurze Strecke bergauf bewältigt hatte, hielt er an und stieg aus.
    Es ging plötzlich steil abwärts, nur wenige Meter, aber die hatten es in sich! Auf der anderen Seite genauso steil aufwärts. Dort hatte schon die Sonne das ihre getan, es schien nicht lehmig zu sein, aber dafür sehr steinig.
    Dort unten, dazwischen - da war keine Straße. Dies war die

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