Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
geht.“
    „Komm, mach es dir bequem.“
    Ja, es war bequem in Heikos Armbeuge. Ich legte den Kopf an seine Schulter und schloß die Augen.
    Schlafen konnte ich nicht. Ich saß nur da, entspannt, dankbar, glücklich.
    Unverdient glücklich. Warum hatte Frau Fortuna plötzlich ihr Füllhorn über mich gegossen - wie kam ich dazu, vom Schicksal so maßlos verwöhnt zu werden? Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein.
    Wir schwiegen alle. Da leuchtete ein Feuerzeug auf. Frau Dieters zündete eine Zigarette für Moses und eine für sich selbst an. Es war so still im Wagen jetzt, daß man das kleine Knipsen des Feuerzeuges beinahe als Geräusch empfand.
    Es huschte etwas vor uns quer über die Straße, aber es war unmöglich zu sehen, was es war.
    „Wie spät ist es?“ fragte ich.
    „Gleich acht.“
    „Oh - ich dachte, es wäre viel später.“
    Dann richtete ich mich auf. Aus dem Dunkel tauchte etwas auf -ein festes Etwas, ein kantiges, von Menschen errichtetes Etwas. Da wurde eine Lampe angezündet. Schattenhafte Gestalten bewegten sich hinter einer geöffneten Tür.
    Das Auto hielt. Moses schaltete die Innenbeleuchtung an. Er drehte sich um. Sein gutes, freundliches schwarzes Gesicht war müde und verschmutzt, aber es hatte einen glücklichen, lächelnden Ausdruck.
    „There we are!“ sagte Moses.

„My dear group"
    Den richtigen Eindruck von der Keekorok bekamen wir erst am folgenden Morgen. Jetzt wurden wir von dem Haupthaus zum Gästehaus geleitet, von dienstbaren Geistern, die unser Gepäck schleppten und uns mit Taschenlampen den Pfad über einen großen Rasen zeigten.
    Das Gästehaus war ein langes, niedriges, bungalowähnliches Gebäude, soviel konnten wir sehen. Und schon wurde eine Tür geöffnet, ein paar Worte wurden auf Suaheli gesagt, ein Shilling wechselte den Besitzer, und Senta und ich waren allein in unserem Zimmer. Was sage ich: Zimmer? Ein Appartement war es, ein entzückendes Appartement. Ein schönes Zimmer mit zwei einladenden Betten, Sessel, reichlich Tischplatz. Dahinter ein Raum für unsere Koffer, man konnte herrlich auspacken und sortieren und einpacken - rechts davon eine ganz europäische Spültoilette, links ein wunderbares Badezimmer.
    „Und dann spricht man von Entwicklungsländern!“ sagte meine Schwester kopfschüttelnd. „Was glaubst du, hätte man in einem europäischen Hotel für eine solche Suite zahlen müssen?“
    „Aber dafür hätte eine europäische Suite eine solidere Außenwand!“ lachte ich. Es zeigte sich, daß die ganze Wand, die uns von unserer kleinen Loggia, von dem grünen Rasen und Afrikas Löwen und Nashörnern trennte, aus Drahtgeflecht bestand! Zu unserer Beruhigung stellten wir fest, daß breite, lichtdichte Vorhänge vorhanden waren, so daß wir nicht vor der Öffentlichkeit ins Bett zu gehen brauchten!
    „Hier möchte ich eine Woche bleiben!“ sagte Senta.
    „Und ich einen Monat! Mach schnell, Senta! Wie lange haben die armen Leute das Essen wohl warmhalten müssen?“
    Zehn Minuten später waren wir wieder im Haupthaus, in einem wunderschönen, rustikal ausgestatteten Speisesaal. Eine Reihe größerer Tische waren entzückend gedeckt, mit bunten Sets auf blankpoliertem Holz, mit hübschem Geschirr, mit Wachskerzen in schönen Leuchtern.
    Sieben Tische blieben unbenutzt. Nur unsere „liebe Gruppe“ war vollzählig da und besetzte den einen Tisch.
    Es war kühl, wir waren froh, daß wir Röcke und warme Pullis angezogen hatten. Frau Dieters trug ein sehr schönes, dezentes Twinset. Frau Tiger dagegen strahlte in ärmellosem Grün und Pelzstola.
    Strahlen - das taten wir alle. Daß wir es wirklich geschafft hatten
    - daß Moses dieses Wunder vollbracht hatte! Moses saß an einem Tisch in der Ecke und unterhielt sich lebhaft mit ein paar Kellnern, während er sich das gute Essen schmecken ließ.
    „Sagen Sie“, fragte ich unseren Ober, „sind denn keine anderen Gäste hier?“
    „No, Miß. Wir erwarteten heute acht Autos. Nur das Ihre ist durchgekommen! “
    Glück, dachte ich - Glück ist gar kein Wort!
    Dieser Abend brachte uns sieben Menschen in „my dear group“ einander näher. Wir hatten so viel gemeinsam erlebt und hatten so viel vor uns, wir waren isoliert von der Umwelt, aufeinander angewiesen. Nach dem Essen saßen wir in einem riesengroßen, urgemütlichen Aufenthaltsraum vor einem offenen Kamin. Ein großes Feuer zauberte eine eigenartige Stimmung.
    Herr Dieters saß Senta, Heiko und mir gegenüber.

Weitere Kostenlose Bücher