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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nicht schlafen?“
    „Ich könnte vielleicht“, sagte ich leise, um meine schlafende Schwester hinter der Drahtgeflechtwand nicht zu wecken. „Aber ich möchte nicht. Ich will den Tag genießen! Ihn so lang wie möglich machen!“
    „Wir kriegen heut schönes Wetter“, sagte er mit einem Blick zum Himmel. Er nickte wieder und setzte seine Runde fort.
    Ich setzte mich auf einen Korbstuhl in der Loggia vor unserem Appartement. Es war schon hell, wenn auch die Sonne noch nicht aufgegangen war. Ich sah mich um. Links ein herrlicher Ausblick über eine endlose, grüne, leicht hügelige Landschaft. Rechts das wunderhübsche Haupthaus, wo glühendrote Schlinggewächse sich um jeden Pfeiler wanden. Gradeaus... was war denn das? Ach natürlich, der Swimming Pool! Deswegen hatte mein „Herr und Gebieter“ gesagt, ich sollte den Badeanzug anziehen.
    Aber - was war denn das? Auf der niedrigen Mauer des Schwimmbeckens bewegte sich etwas. War es ein Hund? Nein, un-möglich. Eine Katze auch nicht... dafür war es zu groß. War es ein wirklich wildes Tier, das sich in der Nacht hierhergewagt hatte? Wollte es womöglich aus dem Schwimmbecken trinken?
    Ich ging ein paar Schritte, ich mußte herausfinden, was es war. Die Tür von Heikos Appartement wurde leise aufgemacht.
    Ich nickte ihm nur zu, er drückte mich einen Augenblick an sich, dann wies ich stumm mit dem Finger zum Becken.
    „Nimm das Obst mit und komm!“ flüsterte er.
    Auf nackten Füßen gingen wir Hand in Hand über den Rasen.
    „Sei vorsichtig, damit wir das Tier nicht verjagen!“ flüsterte ich.
    Heiko blieb stehen. „Sieh mal an! Du sprichst ja deutsch!“
    „Ach. das kam so ganz von selbst. Ich mußte ja gestern immerzu deutsch sprechen.“
    „Dann tu es doch weiter! Du hast übrigens gewaltige Fortschritte gemacht. Das macht wohl.“
    „Die Liebe?“ fragte ich.
    Er drückte meine Hand.
    „Vielleicht. Ich wollte eigentlich ,die bittere Notwendigkeit’ sagen. Nun komm. Das Tier läuft nicht weg. Ich kenne es vom vorigen Jahr, ich habe mich mit ihm und seinen vielen Familienangehörigen befreundet.“
    „Was ist es denn für ein Tier? Ein Affe oder ein Schakal.“
    „Ein Steinbock!“ lachte Heiko. Da mußte ich auch lachen. Ach, diese Frau Tiger, sie verschaffte uns manchen heiteren Augenblick, nicht nur Ärger!
    „O Heiko... es ist ja eine Meerkatze! Genau wie auf der Veranda im Hotel!“
    „Eben. Gehen wir ruhig näher, sie sind wirklich ganz zahm.“
    Dann waren wir am Swimming Pool. Auf der kleinen Mauer saß die Meerkatze, ein herrliches Exemplar, ein großes Männchen. Er hatte anscheinend überhaupt keine Angst vor uns.
    Ich kniete auf der Bassinkante und steckte die Hand ins Wasser.
    Dann blickte ich auf und mußte lachen. Am anderen Ende stand der Meerkatzenmann und steckte ein kleines schwarzes Händchen in das durchsichtig klare Wasser. Ach, jetzt sah ich - er angelte einen großen Käfer raus, der hilflos im Wasser zappelte.
    Heiko streckte die Hand aus. Das Tier lief auf ihn zu und nahm mit seinem kleinen Händchen das angebotene Bananenstück.
    Plötzlich waren noch drei Meerkatzen da. Sie kamen ganz nahe, hatten überhaupt keine Angst. Sie sahen uns mit ihren kleinen klugen
    Augen an, verfolgten unsere Bewegungen, stellten sich auf die Hinterbeine - ach, was sage ich, ich meine auf die Beine, die vorderen sind ja Ärmel - und nahmen uns sehr manierlich die Brotbissen und Obststückchen aus den Händen.
    „Sonnie, bist du gegen Wundstarrkrampf geimpft?“
    „Und ob! Was glaubst du von meinem Vater? Er hat uns derart gepiekst, daß wir wie alte Nadelkissen durch die Gegend liefen! Pocken und Wundstarrkrampf und Fleckfieber und...“
    „Ist ja gut! Ich glaube allerdings nicht, daß die Kerle hier uns beißen werden, aber sicher ist sicher. Hei, du da - hier ist keine Selbstbedienung, du Gauner!“
    Er rettete den Rest des Paketes, bevor eine unternehmungslustige Meerkatze es verschleppte.
    Dann waren unsere Vorräte alle. Die Affen sahen wohl ein, daß hier nichts mehr zu holen war. Sie verzogen sich, fingen an, auf dem Rasen zu spielen, kletterten auf einen blumenumwundenen Baumstamm und ich starrte und starrte sie an. Es war zu schön!
    Dann hörte ich hinter mir einen Riesenplatsch. Es war mein „Herr und Gebieter“, der ins Schwimmbecken gesprungen war. Ich folgte seinem Beispiel, und als ich meinen Kopf aus dem kühlen Wasser steckte und mich auf den Rücken umdrehte, ging die Sonne auf.
    Die Lodge war erwacht. Nackte

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