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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kann ich Postpakete austragen oder Autos waschen oder.“
    „Schiffe löschen“, schlug ich vor. „Ich habe mir sagen lassen, daß man dazu besonders gut geeignet ist, wenn man ein naturwissenschaftliches Staatsexamen hat. Aua, ich schreibe Papa, daß du mich mißhandelst!“
    „Unverschämtes Rotzkind!“ sagte Heiko und milderte sowohl den Ausdruck als auch den unsanften Klaps hintendrauf mit einem durchaus nicht unsanften Kuß. „Aber wie gesagt, vorläufig fahre ich in die Stadt und gucke mich um, mal sehen, was für ein Job daraus wird.“
    „Aus dem Rumgucken? Gib zu, du führst was im Schilde!“
    „Klar tu ich das. Wie spät ist es? - Du, ich laufe, dann schaffe ich den Zehn-Uhr-Bus!“
    Ja, wir waren wieder Fußgänger und Busfahrer geworden. Senta und Rolf waren zurück, hatten ihr Auto geholt und uns als Trost zwei Flaschen Chianti hinterlassen nebst einem todschicken, bunten Einkaufskorb, der auch als Badetasche zu benutzen war.
    Wir waren auch ein paarmal schwimmen gewesen, als wir eine Woche glühende Hitze hatten. Einmal waren wir im Zoo und standen lange und sentimental vor dem Impalagehege und gedachten unserer ersten Begegnung. Wobei wir ganz fest Händchen hielten.
    Es war ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen uns, daß wir den ganzen Sommer zu Hause blieben. Da alles mit Heiko so unsicher war, wollten wir kein Geld für eine Urlaubsreise anlegen. Es hieß jetzt warten, sparen und Daumen drücken.
    Ich machte sauber, ich plättete alles, was sich während meiner Konditoreizeit angehäuft hatte, ich fing mit dem Mittagessen an. Dann hörte ich Heikos Schlüssel in der Tür.
    „Sonnie! Mach ganz schnell, wo hast du deinen Impfschein?“
    „Im Paß“, sagte ich und sah bestimmt wie ein Fragezeichen aus. „Hol ihn wie der Blitz - hier, nimm deinen Mantel, es nieselt draußen - ein bißchen Hoppla, ich habe eine Taxe vor der Tür!“
    „ Was hast du?“ Ich dachte, ich höre nicht richtig. Wenn er eine Mondrakete gesagt hätte, wäre ich auch nicht erstaunter gewesen.
    „Eine Taxe. Mach doch schnell - ja, richtig, mal sehen! - Das Paßbild ist scheußlich, macht nichts - da, der Impfschein - ich schalte die Kochplatte aus, nun komm!“
    Er zerrte mich zur Tür hinaus.
    „Aber Heiko - was hast du? Was soll ich?“
    „Mitkommen! Du sollst gegen Gelbfieber geimpft werden! Wir fliegen am Sonntag nach Afrika!“

Dritter Teil
    Im Land meiner Träume

Aufbruch nach Süden
    Unter mir lag das Lichtermeer von Hamburg.
    Die Straßen wie leuchtende Bänder - die Autos schoben ihre Lichtkegel vor sich hin. Da: das dunkel-seidige Band der Elbe! Wir stiegen höher, die Lichter da unten schwanden allmählich. Jetzt durch eine Wolkendecke - hier oben strahlte noch die Sonne.
    Ich drehte den Kopf. Heikos Blick war unentwegt auf mich gerichtet. Seine Augen strahlten, voll Glück, voll Wärme - voll Liebe.
    „Heiko“, flüsterte ich. „Es kann nicht wahr sein!“
    „Soll ich dich in den Arm zwicken?“
    „Nein - lieber nicht. Ich werde versuchen, es doch zu glauben. O Heiko, wenn das nicht alles ein Märchen ist!“
    „Ja, Liebling. Das kann man wohl sagen.“
    Die Lichtbuchstaben vor uns erloschen. Wir durften die Gürtel abschnallen und rauchen, wenn wir wollten.
    Ich wollte nicht. Ich wollte nur eins. Endlich in Ruhe das alles durchdenken, was uns die letzten turbulenten Tage gebracht hatten. All das unfaßbar Schöne so richtig bewußt in mich aufnehmen - von dem Augenblick an, als Heiko mich in die Taxe schubste, um zum Tropeninstitut zu fahren.
    Eine schnelle Art „Erstorientierung“ hatte ich schon in der Taxe gekriegt. Ich wußte jetzt so ungefähr den Zusammenhang der Ereignisse.
    Während ich an jenem Morgen nichtsahnend im Milchgeschäft gewesen war, hatte Heiko einen Anruf gekriegt. Wir hatten die Telefonnummer unserer Wirtsleute ein paar Menschen anvertraut, „für äußerste Not“, wie Heiko es ausdrückte: meinen und seinen Eltern, Senta - und Heikos Doktorvater. Er war es, der anrief: Ob Heiko zur Zeit frei wäre, ob er interessiert an einem Sommerjob sei? Dann möge er sich im „Büro Tellus-Touren“ melden. Er würde gegen elf Uhr vom Chef, dem Direktor Grünbach, erwartet.
    Das war es also, was Heiko im Schilde führte an dem denkwürdigen Morgen, als er mit dem Zehn-Uhr-Bus in die Stadt fuhr.
    Eine Stunde später - gab er zu - hatte er sich selbst in den Arm zwicken müssen!
    Der Direktor hatte ihn aufgeklärt: Am Sonntag wollte eine
    Reisegesellschaft nach Ostafrika

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