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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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neck“ - einen Gummihals, und las mit.
    „Heiko! Ich gratuliere! Das ist ja dein Diplom!“
    „Eben! Das kam im richtigen Augenblick!“
    „O Heiko, ich bin so stolz auf dich! Ich platze vor Stolz! Ich bin also mit einem richtigen Doktor verheiratet!“
    „Und ich mit einem richtigen Kindskopf!“
    Der Fahrer saß wieder hinter dem Steuer. Nun drehte er den Kopf und grinste breit:
    „Und wo soll es hingehen, Herr Doktor?“
    Direktor Grünbach grinste auch, hell begeistert. Natürlich war es für sein Unternehmen viel besser, den Reiseteilnehmern einen richtigen Doktor als Reiseführer vorsetzen zu können.
    „Wenn ich bloß auch irgendein Titelchen hätte!“ seufzte ich. „Wenn man so aussieht wie Sie, kleine gnädige Frau, braucht man keinen Titel“, meinte der Direktor. Was er wohl damit meinte?
    „Du, Heiko“, sagte ich nachher. „Was für ein Doktor bist du jetzt eigentlich? Dr. vier. bein. oder Dr. sieb, schlaf, oder was?“
    „Dr. rer. nat.“, belehrte mich Heiko. „Du hast noch viel zu lernen, kleine gnädige Frau!“
    Ich saß lange da mit geschlossenen Augen. Alles hatte ich in die Erinnerung zurückgerufen, alles, was in diesen letzten, wunderbaren Tagen geschehen war. Auch mein Telefongespräch mit Papa und Beatemutti, die sich so innig mit uns gefreut hatten! Den Blitzbesuch von Senta und Rolf, die uns die Filmkamera brachten - den heutigen Nachmittag im Hamburger Flughafen, wo Direktor Grünbach sich persönlich eingefunden und sich vergewissert hatte, daß alles in Ordnung war, und uns den achtzehn Reiseteilnehmern vorstellte.
    Wir flogen diesmal mit einer planmäßigen Linienmaschine, also nicht mit einem Charterflugzeug wie im vorigen Jahr. In Frankfurt würden wir umsteigen, ebenso in Wien. Von dort nach Entebbe, dann weiter nach Nairobi, wo wir am frühen Morgen eintreffen würden.
    Unsere Reisegesellschaft war leicht erkennbar an den blauen Flugtaschen, die jeder von „Tellus-Touren“ als Geschenk bekommen hatte. Ja, wenn das unterwegs Verwechslungen gäbe! Meine Tasche war voll Lesestoff. Ich bildete mir ein, ziemlich viel über die Steppentiere zu wissen, die Vierfüßler waren mir einigermaßen bekannt. Aber die gefiederten Viecher verschafften mir Angstzustände! In Uganda sollten wir angeblich ungeheuer viele Arten zu sehen bekommen. Ich hatte in jeder freien Minute - davon hatte es übrigens nicht allzu viele gegeben - über diese verflixten Piepvögel gelesen, hatte versucht, mir die Illustrationen in Heikos dicken Lehrbüchern genau zu merken. Daß ich einen Marabu von einem Nektarvogel unterscheiden konnte (was mein unverschämter
    Mann übrigens bezweifelte), war nicht genug. Ich las und schwitzte über Pelikane und Kormorane, über Nilgänse und Goliathreiher, über Schlangenhalsvögel und Königsfischer und wie die Biester alle hießen! Ach ja, dann war auch der Hammerkopf da - und der Schreiseeadler - und der „Roller“ - wenn ich sie bloß nicht durcheinanderbrachte!
    Wie gesagt, ich schwitzte! Und meine blaue Tasche enthielt lauter Bücher und Hefte über die Vögel Ostafrikas. Außer meinem Lehrbuch in Suaheli, selbstverständlich.
    Flughafen Frankfurt. Hier hatte ich damals mit Senta gesessen, hier hatten wir das Ehepaar Dieters kennengelernt - da, durch den Ausgang waren wir zum Flugzeug rausgegangen - , hier hatte Heiko mich gesehen, aber ich ihn noch nicht. Himmel, was war alles seit damals passiert! Dabei lag es nur ein Jahr und vier Monate zurück.
    Unsere Gruppe hielt sich in der Nähe von Heiko und mir auf. Die meisten der Teilnehmer waren bis jetzt nie in einem anderen Erdteil gewesen, für fünf, sechs von ihnen war es sogar der erste Flug.
    Sie hatten allerlei Fragen, und wir gaben uns die größte Mühe, vernünftig und vor allem freundlich zu antworten.
    Es ging weiter mit einem österreichischen Flugzeug nach Wien. Zum dritten Male flog ich über die Alpen, ohne sie sehen zu können. Es war jetzt dunkel geworden, und außerdem flogen wir ja über den Wolken.
    Es gab Abendessen, es schmeckte köstlich, zum Essen waren wir den ganzen Tag nicht gekommen! Ich aß und las gleichzeitig, biß von meinem Brötchen ab und studierte gleichzeitig die Pelikane; ich löffelte meine Cremespeise und merkte mir das Gefieder der Goliathreiher. Die Zeit verging im Nu, und schon waren wir in Wien.
    Gleich nach der Landung kam eine Stimme aus dem Lautsprecher und teilte mit, unser Anschlußflugzeug habe eine Stunde Verspätung. Eine Stunde hätten wir planmäßig

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