Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
-ganz nahe, auf einem Scheinwerfer der augenblicklich nicht in Betrieb war, saß etwas - etwas Lebendiges - , es ähnelte einem Eichhörnchen. Es drehte das niedliche Köpfchen, ich sah die Augen - dann machte es einen eleganten Sprung aufs Verandageländer, wo es anfing, ein paar liegengebliebene Krümel zu sammeln.
    Heiko stand hinter mir. Er nahm leise meine Hand, sagte kein Wort.
    Ein paar Minuten blieb das schöne Tier sitzen, dann verschwand es wieder in die Dunkelheit hinein.
    „Ein Baumhörnchen“, erklärte Heiko. „Auch einer meiner Lieblinge.“
    „Ich glaube, mein Mann würde am liebsten ein Jahr im Busch verbringen, um lauter Hörnchen und Bilche und so was zu studieren“, flüsterte ich. „Tausend Dank, daß Sie uns geholt haben, Frau Robinson.“
    Sie nickte, lächelte und setzte sich so, daß sie den Leopardenplatz im Auge hatte. Wir setzten uns dazu, und wir schwiegen zusammen und waren glücklich zusammen - und verstanden uns ohne Worte.
    Dann geschah es.
    Ein Schatten, ein weiches, geschmeidiges Etwas kam irgendwie aus dem Nichts hervor. Frau Robinson drückte einen Augenblick meinen Arm, Heiko stand vom Sessel auf.
    Noch ein Scheinwerfer wurde eingeschaltet. Die Baumstämme mit den Ködern waren hell bestrahlt. Jetzt kamen auch die anderen Gäste aus den Schlafräumen, erschienen müde, zerzauste Gestalten.
    Aus dem weichen, schleichenden Etwas wurde etwas Festes, Handgreifliches. Ein Katzentier, prachtvoll anzusehen, überirdisch schön, vollkommen harmonisch gebaut, wunderbar in den Bewegungen. Es sprang auf den Baum, kletterte geschickt hoch -und da stand es auf dem Gerüst und begann, an dem Fleisch zu zerren.
    Fotoapparate machten Klick, Filmkameras surrten leise. Das Tier ließ sich nicht stören. Und da - da unten - da war noch ein Schatten! Ja, es war ein zweites Tier, diesmal etwas kleiner. Bald hatten wir beide vor uns im hellen Licht.
    Wie wunderbar war das Fell - so glatt, daß man die Muskelbewegungen sehen konnte, die kräftigen Hinterbeine beim Klettern, die Halsmuskeln beim Kauen. Und dann der lange, schöne Schwanz. Der fein geformte, runde Katzenkopf, die kräftigen Pranken - es war ;ine solche Schönheitsoffenbarung, daß mir einfach ein Kloß in den Hals kam.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Ich ahne nicht, wie lange wir so gestanden hatten, als die Tiere heruntersprangen und wieder im Busch verschwanden.
    Wir sagten uns gute Nacht. Es war halb vier morgens geworden.
    Am folgenden Morgen starteten wir schon um sieben. Wir hatten einen langen Tag vor uns.
    Wir bekamen ein solides Frühstück im Sportman Arms Hotel, ich durfte wieder das Buschbaby begrüßen, und dann ging es ohne Zwischenpause nach Nairobi, wo wir grade rechtzeitig zum Lunch ankamen. Auf dieser Strecke hatte Heiko „meinen“ Wagen vom Vortage zu betreuen.
    Als wir uns zu einem sehr notwendigen Mittagsschlaf hinlegten, sagte Heiko: „Übrigens, mein Kompliment, holdes Weib. Deine Leutchen waren ja derart im Bilde, daß ich ihnen nichts Neues erzählen konnte. Immer, wenn ich meine Weisheit auspackte, sagten sie: ,Ja, das hat unsere Reiseleiterin schon gestern erzählt.’ - Ja, das habe ich mir schon aufgeschrieben.’ Übrigens, dieser glattgeleckte Filmtyp sagte etwas von dem jungen Mädchen’, er hatte einfach nicht mitgekriegt, daß du meine mir vor Gott angetraute Frau bist.“ „Hast du ihn denn aufgeklärt?“
    „Na klar! Dann musterte er mich von oben bis unten und sagte: ,Sie sind also Doktor Brunner’, als ob er meinte, einen Doktor hätte er sich ganz anders vorgestellt!“
    „Hast du ihm denn erzählt, daß dein Doktortitel erst vier Tage alt ist?“ fragte ich.
    „Nee. Das habe ich total vergessen zu erwähnen“, sagte mein Herr und Gebieter. Er fiel ins Bett, zog die Decke bis zur Nasenspitze hoch, und eine Minute später schlief er fest.

Wiedersehen mit dem Glück
    Wie war doch alles anders als das letztemal!
    Diese Trockenheit, dieser Staub! Meine blütenweiße Bluse war nach ein paar Stunden rotbraun, nach weiteren zwei Stunden schwarz.
    Das Schwarze kam von den Grasbränden.
    Es war ein trostloser Anblick: Weite Strecken standen in Brand, andere lagen schwarz und verkohlt da, und Asche und Staub vermischten sich mit dem roten Sand und wirbelten uns ins Gesicht, blieben an unserer Kleidung haften.
    Ich hatte über diese Brände gelesen und konnte meine Gruppe orientieren. Die Eingeborenen brennen das Gras ab, damit das neue schneller wächst. Aber dabei verbrennen sie das

Weitere Kostenlose Bücher