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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Unsinn gemacht!
    Die Frauen haben sich geschnürt, um die erstrebte Wespentaille zu kriegen, geschnürt, so daß sie ernste Leberschäden davontrugen. Sie haben Schuhabsätze getragen, die die Füße vollkommen deformierten - geschweige denn, was die Chinesen früher mit den Füßen der armen kleinen Mädchen machten!“ Ich nickte.
    „Und was man noch in Afrika macht!“ sagte ich. „Die Naturvölker sind genauso verrückt. Mein Bruder, der lange in Afrika gewohnt hat, hat es erzählt. Von Tätowierungen über den ganzen Körper, von aufgeschnittenen Lippen, Lippen mit Löchern so groß, daß man tellergroße Scheiben darin reinquetscht - alles vollkommen gegen die Natur, alles erfunden als Zeichen an ,Feinheit’! Und das schlimmste, finde ich, war der Blödsinn, daß es nicht ,fein’ war, das eigene Kind zu stillen!“
    „Es sind erschreckend viele Frauen, die noch heute nicht stillen“, sagte Katrin. „Ich weiß es aus der Praxis. Die, die es nicht können, entweder weil sie keine Milch haben, oder weil sie ganztags arbeiten müssen, die tun mir herzlich leid. Aber es gibt auch viele, die es aus Bequemlichkeit nicht machen. Oder weil sie Angst um die Figur haben. Das mit der Bequemlichkeit begreife ich allerdings nicht, denk bloß, wie bequem ich es habe, keine Flaschen sauberzumachen, keine Babynahrung zuzubereiten, die Nahrungsquelle meines Kindes ist immer bereit, und ich gebe ihm das Beste, was man einem Säugling geben kann: die Muttermilch!“
    „Dasselbe sagte meine Mutter“, nickte ich. „Sie erzählte doch, daß ich so gierig trank, daß ich wahrscheinlich schon damals den Grundstein für meine unerwünschten Kurven legte.“
    „Wenn sie unerwünscht sind, warum machst du dann nichts dagegen?“ fragte Katrin. „Es würde dir sehr gut stehen, wenn du ein paar Pfündchen abnehmen könntest.“
    „Ich weiß es“, sagte ich kleinlaut. „Und ich bin ganz neidisch, wenn ich gertenschlanke Mädchen sehe. Aber es ist so hoffnungslos!“
    „Quatsch!“ sagte Katrin energisch. „Hör ganz und gar auf mit Süßigkeiten, iß wenig Soßen und wenig Fett. Ich habe eine Kalorientabelle, die gebe ich dir, dann kannst du selbst herausfinden, was dick macht und was nicht. Kein Mensch erwartet, daß du regelrecht hungern sollst, du sollst nur ein bißchen vorsichtig sein und nur soviel essen, daß du gerade satt wirst, nie mehr!“
    „Ich werde es versuchen“, sagte ich.
    Das, was mich dazu trieb, war der Gedanke: Wie schön, wenn ich als hübsches, schlankes Mädchen Hartmut wiedertreffen könnte! Wie schön, wenn er stolz darauf sein könnte, sich in meiner Begleitung zu zeigen!
    Ich hatte zwei Tafeln Schokolade in meinem Zimmer. Die schenkte ich am gleichen Tag Anjas Kindern.
    Und an dem Abend ging ich zu Bett mit der Kalorientabelle als Bettlektüre.
    Wir hatten einen sehr arbeitsreichen Tag in der Praxis gehabt, und Bernt hatte eine Unmenge Hausbesuche.
    „Ich glaube, du mußt heute mit dem Bus nach Hause fahren, Allegra“, sagte er, als die Sprechstunde endlich zu Ende war. „Ruf bitte Katrin an und sage ihr, daß ich eine Stunde später zu Mittag komme.“
    „Wird gemacht“, versprach ich.
    Bernt verschwand, ich räumte auf, legte die Instrumente in den Sterilisator und schaltete den Strom an. Das Ding hatte zum Glück eine Zeitschaltuhr, so daß ich nicht zu warten brauchte. Ich konnte die sterilen Instrumente am folgenden Morgen rausholen.
    Dann wanderte ich zur Bushaltestelle und beschleunigte meine Schritte und biß die Zähne zusammen, als ich an einem Schokoladengeschäft vorbeiging. Ich war heute früh auf der Waage gewesen und hatte festgestellt, daß ich ein halbes Pfund abgenommen hatte.
    Zu Hause fand ich eine verschlossene Tür mit einem angehefteten Zettel: „Allegra, ich bin bei Anja. K.“
    Gut, also rüber aufs Nachbargrundstück. Da fand ich Katrin vor dem Haus. Sie saß im Schneidersitz auf dem Rasen, neben sich die Baby-Tragetasche mit ihrem schlafenden Sohn, vor sich auf einem großen weißen Handtuch eine Sammlung Schrauben, ein paar Zangen und Schraubenzieher, ein kleines Kanisterchen Öl und noch ein paar undefinierbare Sachen.
    „Was in aller Welt machst du?“ fragte ich.
    „Repariere Anjas elektrischen Dosenöffner“, antwortete Katrin. „Die Ärmste hat lauter Pech heute. Ihr Eintopf ist ihr hoffnungslos angebrannt, das ganze Haus stinkt danach. Dann wollte sie eine Konservendose aufmachen, aber der Dosenöffner wollte nicht mehr. Dann wurde ich gerufen mitsamt

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