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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Dummkopf in Köln waren und nicht da, wo sie sein sollten, nämlich bei zwei Urinproben, die ich in der Zentrifuge hatte.
    Als ich die Gläser rausholte, entdeckte ich zu meinem Schrecken, daß ich vergessen hatte, sie zu kennzeichnen. Du liebe Zeit, jetzt ahnte ich nicht, welche Probe von Herrn Berg und welche von Frau Peters war!
    Also mußte ich Bernt errötend meine Vergeßlichkeit beichten. „Ich sehe mir die Proben an“, sagte Bernt kurz. „Wenn beide negativ sind, ist kein Unglück geschehen, hat die eine oder die andere einen Befund, müssen wir uns neue Proben geben lassen.“
    Kein vorwurfsvolles Wort, kein Schimpfen. Er legte die Proben unters Mikroskop, studierte sie gründlich. „Glück, Allegra“, sagte er mit einem kleinen Lächeln. „Sie sind beide in Ordnung. Aber künftig.“
    „. muß ich besser aufpassen, ich weiß es“, unterbrach ich. „Schimpf mich nur tüchtig aus, Bernt, ich verdiene es.“ - So, nun zitterte mein Mund wieder. „Oder - kündigst du mir jetzt?“ Dann lachte er.
    „Nein, das tu ich bestimmt nicht. Aber ich fange so langsam an zu glauben, daß du selbst einen Arzt brauchst, Allegra. Irgend etwas ist mit dir los!“
    Ja, es war irgend etwas mit mir los. Da hatte er recht.
    „Hör, Allegra“, sagte Katrin eines Tages am Tisch. „Es ist schön und gut, daß du abnehmen willst, aber jetzt treibst du es zu weit! Du ißt ja kaum! Und was sagt die Waage?“
    „Ich weiß nicht, ich habe mich lange nicht gewogen“, gestand
    ich.
    „Dann tu es. Du bist jetzt wirklich schlank geworden, aber es ist zu schnell gegangen. So was muß man langsam und schrittweise tun!“
    „Hör auf meine weise Frau“, nickte Bernt. „Sie hat nämlich ausnahmsweise recht.“
    „Ich höre immer ausnahmsweise! Habe ich nicht immer recht?“ fragte Katrin inquisitorisch.
    „Jedenfalls kommt es manchmal vor“, räumte Bernt ein. „Und wenn es nicht stimmt, dann lasse ich dich doch in dem Glauben, weil ich ein rücksichtsvoller und liebender Ehemann bin.“
    „Na, du kannst dich auf etwas gefaßt machen!“ brummte Katrin. „Und dieses Etwas wird weder Rücksicht noch Liebe.“
    „. sondern angebranntes Essen sein“, meinte Bernt.
    „Viel schlimmer!“ drohte Katrin. „Ich lehne es ab, deine kaputte Nachttischlampe zu reparieren! Das kannst du selbst tun!“
    „Geliebtes Eheweib“, sagte Bernt. „Du hast immer und ausnahmslos recht. Betrachte alle anderen Äußerungen als nicht gesagt!“
    „Na gut“, lachte Katrin. „Dann hol deine blöde Lampe, ich werde mal sehen, was sich machen läßt!“
    Ja, die beiden konnten gut scherzen. Sie waren glücklich und hatten keine Probleme. Sie hatten niemanden, der in Köln saß und ihnen Unfreundlichkeiten schrieb.
    Warum in aller Welt konnte ich es nicht lassen, an den dummen Kerl zu denken?
    Ich hatte in dieser Zeit viel Norwegisch gelernt, unter anderem einen derben Spruch: „Die Liebe hat keinen Willen. Sie fällt genausogut auf einen Dreck wie auf eine Lilie!“
    Hartmut war beileibe keine Lilie. Aber ein Dreck war er nun auch nicht!
    Daß die Liebe keinen Willen hat, das stimmte aber. Jedenfalls was mich und meine Liebe betraf.
    Das Leben ging weiter, ich nahm mich zusammen und tat meine Arbeit, paßte höllisch auf, so daß ich keine weiteren Schnitzer in der Praxis machte - und wurde jeden Tag schlanker und trauriger.

Wie vom Himmel gesandt
    Katrin kam die Kellertreppe hoch, atmete auf und sank auf einen Küchenhocker nieder.
    „So!“ sagte sie. „Das wäre erledigt! Falls ich jetzt noch das Bedürfnis hätte, eine Stecknadel einzufrieren, könnte ich es nicht tun. Es gäbe dafür keinen Millimeter Platz in der Tiefkühltruhe.“
    „Du bist auch wirklich fleißig gewesen“, lobte ich. „Ich glaube, da ist kein einziger Fallapfel mehr im Garten.“
    „In Anjas und Andreas’ auch nicht! Alles befindet sich jetzt als selbstgemachtes Kompott in unseren Tiefkühltruhen. Ich freue mich natürlich über unsere Obstgärten, nur an einem Tag des Jahres verwünsche ich sie, nämlich an dem Tag, wo ich von früh bis spät Äpfel schäle und koche. Genau wie Bernt: Nur an einem Tag des Jahres findet er, daß er zuviel verdient, nämlich wenn er seine Steuererklärung schreibt.“
    Plötzlich horchten wir auf. Kein Zweifel. Vor unserem Tor hielt ein Auto.
    „Hoffentlich ein Patient“, sagte Katrin. „Angelhaken in der Hand oder Schürfwunde auf einer Kindernase. Wenn es Besuch für uns ist, fliegt er raus, ich bin müde wie ein

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