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S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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keine Schuldgefühle.
     
    [Ende der Aufnahme]
     
    Nach dem Interview bin ich noch ca. 20 Minuten bei Mara. Sie verspricht mir, bei ihrer Bekannten – Susanne heißt sie – nachzufragen, ob diese mit mir reden würde. Ich schreibe Mara noch einmal meine Telefonnummer auf. Sie will sie an Susanne weitergeben.
    Falls diese keine Lust auf ein Gespräch habe, würde sie mich, so Mara, noch mal anrufen und mir Bescheid sagen. Ansonsten würde mich Susanne direkt anrufen.
     
    Mara beschreibt mir noch, wo genau sie saß, als sie die Berührung an ihrem Kopf spürte, und welchen Gang sie entlang lief, als sie von hinten gestoßen wurde. Ich bin ein wenig enttäuscht, als ich feststelle, dass es wahrscheinlich nicht der gleiche Platz ist, an dem Jessica saß, als sie die Schritte hörte. Mara war vermutlich etwas weiter rechts, vielleicht drei Meter von der Stelle entfernt.
     

8. Nichts Ungewöhnliches
     
    Samstag, 8. März 2008: Gestern und vorgestern war ich mehrere Stunden auf S3. Ich will mir angewöhnen, dort unten an meiner Dissertation zu arbeiten. Gestern saß ich fast vier Stunden, etwa von sechs bis zehn, an dem Platz, an dem Jessica saß als sie die Schritte hörte. Vorgestern saß ich etwa drei Stunden, etwa von halb fünf bis halb acht, dort, wo vermutlich Mara saß, als sie die Berührung an ihrem Kopf spürte.
    Ich hatte nicht ernsthaft erwartet, etwas Unheimliches zu erleben und ich erlebte auch nichts Unheimliches. Aber es ist schon so, dass da unten eine etwas „seltsame“ Atmosphäre herrscht. Gerade abends ist es fast menschenleer, man hört nur das leise Rauschen der Lüftung. Und es scheint mir auch, als wäre es dort unten etwas „schummriger“ als anderswo, als wäre das Licht auf S3 ein anderes. Ich kann verstehen, dass sich Leute hier nicht gerne hinsetzen. Ich aber genoss die Ruhe und konnte gut arbeiten.
     

9. Noch ein Anruf
     
    Sonntag, 9.März 2008: Etwa um 19 Uhr klingelt das Telefon, ein junger Mann ist dran. Er habe meinen Aushang gesehen und vielleicht könne er etwas zu meinem „Projekt“ beitragen. Ob es denn auch eine „finanzielle Aufwandsentschädigung“ gebe, wenn er sich mit mir unterhalte? Ich antworte, dass ich ihm kein Geld zahlen könne, ihm aber ein Bier oder einen Kaffee ausgeben würde. Darauf meint er, er müsse sich das noch überlegen.
    Ich glaube nicht, dass er noch einmal anruft.
     
    Ich werde auf keinen Fall anfangen, Geld für Interviews zu zahlen. Zum einem brauche ich mein Geld selbst, zum anderen bestünde dann die Gefahr, dass sich Leute Geschichten ausdenken, nur um die „finanzielle Aufwandsentschädigung“ zu kassieren.
     

10. Susannes Erlebnis
     
    Montag, 10. März 2008: Um 15.30 ruft mich Susanne an, Maras Bekannte. Ja, sie wäre prinzipiell bereit zu einem kleinen Interview. Es mache ihr nichts aus, über ihr Erlebnis zu sprechen. Vielleicht könne sie ja direkt am Telefon alles erzählen. Das wäre ihr eigentlich sogar lieber, im Moment habe sie nicht so viel Zeit.
    Zum Glück kann ich Susanne überreden, sich doch persönlich mit mir zu treffen. Sie schlägt ein kleines Café in der Innenstadt vor, da sei es ganz nett. Ich kenne das Café, weiß, dass es dort relativ ruhig ist und man sich unterhalten kann, ohne brüllen zu müssen. Also stimme ich zu. Wie verabredet bin ich um 17 Uhr vor Ort.
    Susanne zu finden ist nicht schwer, sie ist die einzige junge Frau in dem Café. Außer ihr befinden sich noch zwei ältere Damen in dem kleinen Raum, außerdem ein Mann, der in einem gelben Reclam-Band liest. Ich gehe zu ihr und wir begrüßen uns.
    Susanne macht auf mich einen sehr „normalen“ Eindruck, was nicht abwertend gemeint ist. Sie ist blond, schlank, mittelgroß, trägt unauffällige, gepflegte Kleidung (Esprit) und trinkt Milchkaffee. Es ist schwer vorstellbar, dass sie und Mara – diese legt ja Wert auf einen unkonventionellen, „alternativen“ Stil – gute Freundinnen sind. Susanne erzählt, dass man sich aus einer Arbeitsgruppe kennt. Und Mara meinte ja auch nur, Susanne sei eine „Bekannte“.
     
    Das Interview selbst ist relativ kurz. Gleich zu Beginn unseres Treffens sagt mir Susanne, dass sie nicht viel Zeit habe. Insgesamt unterhalten wir uns etwa 30 Minuten, die eigentliche Tonbandaufnahme ist etwas weniger als 20 Minuten lang.
    Während unseres Gesprächs wirkt Susanne sehr unaufgeregt, nicht ängstlich oder irgendwie emotional aufgewühlt. Sie erzählt flüssig, muss selten nach dem richtigen Wort suchen. Manche

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