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S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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Pesch erzählt hat. Stören dürfte mich diesmal niemand, um Mitternacht läuft hier keiner mehr durch. Tatsächlich kriege ich den Schraubenzieher in den Spalt zwischen Lukendeckel und Fußboden, es geht ganz leicht. Indem ich den Schraubenzieher bewege, kann ich den Deckel sogar um einige Millimeter hin und her schieben. Aber ich kriege ihn nicht angehoben. Wenn ich ihn hochstemme, dann verkantet er. Ich kann ihn auch nicht greifen. Er hebt sich immer nur um wenige Millimeter, zu wenig zum festhalten. Wie zum Teufel soll das überhaupt gehen? Wie soll jemand dieses Scheißding anheben? Nach etwa zehn Minuten gebe ich es auf, alleine schafft man das nicht. Vielleicht würde es zu zweit gehen. Einer hebt den Deckel an und der andere greift mit beiden Händen zu. Ist das wirklich die Luke, von der Frau Pesch gesprochen hat? Sie muss es sein, sonst ist hier nichts. Vielleicht bitte ich Daniel um Hilfe, der ist für solche Aktionen meistens zu haben.
    Ich gehe zurück zu meinem Platz und klappe meinen alten Laptop auf. Arbeiten bringt nichts mehr, ich würde nur noch Quatsch schreiben. Also spiele ich noch ein bisschen „Transport Tycoon“, später dann „Monkey Island“. Auch das kann man mittlerweile umsonst downloaden. Es lebe das Internet!
    Zwischen halb eins und zwei bin ich völlig alleine auf S3. Nicht einmal entfernte Schritte sind zu hören. Eigentlich ganz gut, dass mich niemand sieht. Sicher wirkt es verschroben, wenn jemand nach Mitternacht in der Bibliothek sitzt und sich mit historischen Computerspielen beschäftigt.
     
    Kurz nach zwei packe ich meine Sachen zusammen, bringe die Bildbände zurück und mache mich auf den Heimweg. Ich habe seit über sieben Stunden nichts gegessen und mir knurrt der Magen. Vielleicht hat ja noch irgendein Dönerladen auf, sonst eben McDonalds oder Tankstelle.
     

32. Drei
     
    Mittwoch, 30. April 2008: Ich habe im Eingangsbereich der Bibliothek einen Bekannten getroffen, d.h. ich konnte ihm nicht ausweichen. Deshalb bin erst kurz nach halb acht auf S3. Ich setze mich an den Tisch, an dem ich auch gestern und vorgestern saß. Etwa vier Meter rechts von mir arbeitet eine Studentin. Sie sitzt vor einem rosafarbenen Apple-Notebook, an dem ein ebenfalls rosafarbenes, ansonsten nicht genau bestimmbares Plüschbommeldings hängt. Wusste gar nicht, dass es Apple in Rosa gibt.
    Kurz nach acht bin ich wieder allein, niemand zu sehen. Nur ab und zu Schritte und das Summen der Kopierer. Heute habe ich mein Notebook nicht dabei, auch keine Tasche, nur Stift und Notizblock. Ich will mir zwei Bücher anschauen, die mich schon länger interessieren, was Soziologisches: „Stigma“ von Erving Goffman und eine Aufsatzsammlung von Alois Hahn, die den umständlichen Titel „Konstruktionen des Selbst, der Welt und der Geschichte“ trägt.
    Stigma liest sich gut, Goffman macht es nicht komplizierter als nötig. Kurz nach zehn habe ich fast das halbe Buch durch. Zeit für eine Pause. Ich gehe aufs Klo und dann zum Kaffeeautomaten. Als ich zurück zu meinem Platz komme, fällt mir ein, dass ich ja heute eine Kamera mitnehmen wollte. Wusste doch, dass ich etwas vergessen habe. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass die wenigen Sachen – nur zwei Bücher, Notizblock und Stift – anders liegen.
    Zwischen halb elf und zwölf lese ich in Alois Hahns Aufsatzsammlung. Das Buch ist toll, wirklich inspirierend. Ich wünschte, ich könnte so schreiben wie Hahn. Aber trotz aller Begeisterung strengt mich das Lesen an und schon gegen halb zwölf merke ich, dass ich nicht mehr folgen kann. Ich lese ohne wirklich zu verstehen, verliere immer wieder den Faden und muss zurückblättern. Es bringt nichts mehr. Ich lege das Buch weg, verschränke die Arme hinter dem Kopf, strecke mich und gähne mit geschlossenen Augen.
     
    Vielleicht sollte ich einfach nach Hause gehen. Was zum Teufel mache ich hier überhaupt? Ich bin verdammt müde, mir sinkt schon der Kopf auf die Brust. Aber anstatt ins Bett zu gehen oder mich aufs Sofa zu legen, sitze ich alleine im hintersten Winkel der Bibliothek und warte, dass irgendetwas Seltsames passiert.
    Aber okay, bis eins wollte ich bleiben und bis eins werde ich bleiben. Vielleicht mache ich kurz die Augen zu, vielleicht hilft das. Ich rutsche mit dem Stuhl nach vorne, verschränke die Arme auf dem Tisch und lege meinen Kopf ab. Einige Sekunden betrachte ich die nahen Kratzer auf der alten Tischplatte... dann bin ich weg.
     
    Ich habe dieses warme, pelzige

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