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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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Tote.

Nach allem
    Z wei Wochen später war ich bei Stevie zu Lachs mit Kartoffelgratin eingeladen. Cora war wieder zu Hause und erholte sich gut. Zwischen ihr und Mike schien alles wieder in Ordnung zu sein, und deshalb war auch die Welt wieder in Ordnung.
    »Was glaubst du, warum sie es getan hat? Für ihn? Ist er das wert, verdammt noch mal? Ist irgendein Mann das wert? Und diese Jenny, was hat sie jetzt davon? Was ist nur los mit den Leuten?«
    Ich lud meinen gesamten Frust bei Stevie ab, versteckte meinen Verdacht aber hinter den Floskeln, die man in solch einem Fall erwartete. Stevie setzte unterdessen Teewasser auf und durchbrach die Nachmittagsstille, die in seiner sanft beleuchteten Junggesellenbude herrschte, indem er in einem tröstlichen Anfall von Geschäftigkeit mit Tassen und Löffeln herumklapperte. Ich erzählte ihm nichts von dem Ohrring oder den Zeitungsausschnitten. Oder von meinem Verdacht. Ihm wäre sofort alles klar gewesen.
    »Glaubst du, dass er … du weißt schon, mit ihr geschlafen hat?«, fragte ich beinahe unwillkürlich. Es war die letzte Frage, die noch blieb. Ungeachtet dessen, was vorgefallen war, ungeachtet dessen, was Mike sonst noch getan haben mochte, war dieser Punkt immer noch am schwersten zu verdauen.
    Der Gedanke daran, wie er sie Zentimeter für Zentimeter erobert hatte! Jenny stellte sowohl für mich als auch für Cora eine Bedrohung dar, sie war die unbekannte Größe, die wir immer gefürchtet hatten. Sie vereinte beide Welten, die wir getrennt besetzt hatten – die Welt des Alltags und die der Fantasie. Sie konnte alles sein und damit erreichen, woran wir gescheitert waren. Woran vor allem ich gescheitert war, so schien es mir. Hatte Mike für Jenny alles aufs Spiel gesetzt und für mich nicht? Falls sie gevögelt hatten. Selbst ein einziges Mal wäre zu viel, das wusste ich selbst nur zu genau.
    Stevie musste es wissen, das war mir inzwischen klar geworden. Mike teilte alles andere mit ihm, warum also nicht das? Er hätte es gewusst, wenn die beiden eine Affäre gehabt hätten. Oder wenn sie ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre.
    Ich stand auf und griff nach der Tasse, in die er gerade Milch goss. Ich stellte sie ab. Die Stille wurde unerträglich.
    »Stevie, hat er es dir erzählt? Zum letzten Mal: War es eine Affäre? Oder etwas Schlimmeres? Hat er etwas Schlimmes getan?« Ich hatte es endlich ausgesprochen und erwartete Schweigen, Entrüstung oder zumindest ein Dementi.
    Aber Stevie brach in Gelächter aus. »Etwas Schlimmes? Oh Baby, du wirst dich nie ändern, oder? Schlimm? So schlimm wie ein Mord? Mir war klar, dass du irgendwann auf diese Idee kommst. Hat ganz schön lange gedauert. Für einen Mord fehlt Mike der Mumm, das weißt du genau. Das Mädchen hatte einfach Pech, das ist alles. Wahrscheinlich war ein halbes Dutzend zwielichtiger Kerle hinter ihr her. Was dich eigentlich interessiert, ist, ob er sie gevögelt hat, stimmt’s? Ich bezweifle es. Wenn er es getan hat, dann hat er mir jedenfalls nie davon erzählt. Und er hat mir sonst alles erzählt. Die eigentliche Frage ist doch, warum es dich so interessiert, mit wem er schläft?«
    Er hatte mich noch nie Baby genannt. Es gefiel mir gar nicht, dass er mich so nannte. Genauso wenig wie das eigenartige Lächeln auf seinem Gesicht.
    Es machte mich wahnsinnig, dass er sich über mich amüsierte. Am liebsten hätte ich ihm eine kräftige Ohrfeige verpasst, doch stattdessen drehte ich mich weg. Dann sagte Stevie ohne Vorwarnung, ohne ein Lächeln oder auch nur die Spur eines Lächelns: »Ich dachte, er hört auf, wenn ich es Cora sage. Also habe ich es ihr gesagt.«
    Er sieht aus, als könnte er jeden Moment unter dem Gewicht seiner Schuld auf die Knie sinken. Der Wasserkessel zischt hysterisch. Nach kurzem Zögern blicke ich ihm direkt in die Augen und weiß ohne weitere Erklärung, was er meint. Mir ist sofort klar, wen er an sie verraten hat.
    »Ich dachte, wenn sie wüsste, was passiert ist, würde er mal fünf Minuten von dir lassen und mir Gelegenheit geben, dir etwas Reales, Greifbares zu bieten.«
    Er hält inne und setzt dann seine Verteidigungsrede fort: »Sie hatte ein Recht darauf, es zu wissen. Zumindest glaubte ich das damals. Ich dachte, sie würde ihn auf ihre typische Cora-Art in seine Schranken weisen.«
    Er seufzt, als drohte ihn der Druck, der auf ihm lastet, zu zermalmen, wenn er sich nicht mit aller Macht dagegenstemmt. »Aber es hat nicht funktioniert. Nichts hat sich geändert. Ich

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