Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
Vom Netzwerk:
Abwärtsspirale hatte sich zu drehen begonnen.
    Mike und Jenny schienen so viel Gesprächsstoff zu haben, dass es schon peinlich war. Obwohl wir bei dem Krach kein Wort verstanden, beobachtete ich ihre Lippenbewegungen. Es tat mir weh, mit ansehen zu müssen, wie Coras Wut hinter ihrem starren, aufgesetzten Lächeln wuchs und wuchs, was er überhaupt nicht zu bemerken schien. Die beiden unterhielten sich unablässig, vermutlich über PR und Musik und Kinofilme, und das trotz des Höllenlärms. Währenddessen tupfte Cora ihre durchnässte Kleidung ab und versuchte immer wieder, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken und uns mit einzubeziehen. Vergeblich. Irgendwann verkündete Jenny, sie würde in der kommenden Woche eine Party schmeißen, zu der sie uns alle einlud – eine ebenso überraschende wie großzügige Geste.
    »Ihr müsst unbedingt kommen«, insistierte sie und rief uns die Adresse zu. »Das wird sicher total lustig.«
    »Keine Ahnung, wo das ist«, wandte Cora kraftlos ein. »Wir kennen uns überhaupt nicht mehr aus in der Stadt.«
    »Ach, das ist ganz leicht zu finden. Ihr müsst nur runter zum Fluss, und wenn ihr vor dem Stadion steht, wohne ich direkt gegenüber im dritten Stock, das Haus mit der alten Eiche vor der Tür.«
    Stevie lauschte aufmerksam und hingerissen, als sie weiter von ihren Plänen für die Party erzählte. Mike warf immer wieder etwas ein und erntete damit jedes Mal ein zärtliches Lächeln. Stevie entschuldigte sich irgendwann, wenngleich sichtbar ungern, und verschwand auf die Toilette. Es kam der Punkt, an dem Coras Geduld endgültig ausgereizt war. Ich war froh, dass sie es mir abnehmen würde, diesem blödsinnigen Getue ein Ende zu setzen, und damit auch meinem verzweifelten Bemühen, mein eigenes Elend und meinen Ärger nicht zu zeigen. »Ich finde, wir sollten Stevie suchen gehen«, erklärte sie spitz, als er zwanzig Minuten später noch immer nicht zurück war.
    Aber falls Mike den Wink mit dem Zaunpfahl dieses Mal wahrnahm, ignorierte er ihn nicht nur, sondern torpedierte ihn geradezu, ohne Rücksicht auf die Granatsplitter und Trümmer, die später unweigerlich auf ihn einprasseln würden.
    »Okay, dann bleibe ich hier. Für den Fall, dass er doch zurückkommt und du ihn verpasst«, sagte er und drückte ihre Hand. »Dreh du eine Runde, sonst verlieren wir uns noch alle.«
    Aus der Nummer kam Cora nicht mehr heraus. Nachdem sie ihre Hand so angewidert zurückgezogen hatte, als hätte er sie bespuckt, war sie gezwungen, Mike und Jenny allein an der Bar zurückzulassen, eigentlich das Gegenteil von dem, was sie bezweckt hatte.
    »Lass uns Stevie finden und sie anschließend irgendwie loswerden«, brüllte sie mir heiser ins Ohr und tauchte mit großen Schritten in die brodelnde Menge ein. »Ich will nach Hause.« Sie war jetzt den Tränen nahe. Mir ging es genauso.
    Aber Stevie saß an keinem der mit fettigen Kartons übersäten Stahlrohrtische der Burger-Bar, und er hatte sich auch nicht mit einem der etlichen betrunkenen Mädels, die sich nur noch schwankend auf den Beinen hielten und krampfhaft ihr Glas umklammerten, in eine Ecke verzogen. Stevie doch nicht! Er war weder bei den Herrenklos zu finden, noch stand er mit einem Fünfer in der Hand im Gedränge um eine der niedrigen Theken. Dafür fanden wir ihn bei unserer Rückkehr wieder am Ausgangspunkt an der Bar vor. Allein. Mike und Jenny waren verschwunden.
    Stevie wirkte mehr als nur leicht verärgert, er schmollte ganz offensichtlich.
    »Na endlich«, knurrte er. »Wo wart ihr denn alle, verdammt noch mal?«
    »Wo ist Mike?«, wollte Cora wissen.
    »Keine Ahnung. Ich habe hier gewartet, weil ich dachte, dass ihr irgendwann zurückkommt und mich holt. Wo zur Hölle sind die beiden anderen hin?«
    Wir warteten, während sich unser letztes Quäntchen Wohlwollen langsam aber sicher in Luft auflöste. Unsere Gläser waren leer, und es lohnte sich nicht mehr, sich für die letzte Viertelstunde zur Theke durchzukämpfen. Unser Taxi war für halb zwei bestellt.
    Wir warteten, bis man uns aus dem Hauptraum des Clubs komplimentierte. Nachdem Cora unsere Jacken geholt hatte, warteten wir an der Garderobe weiter. Irgendwann mussten wir zusammen mit Betrunkenen und Pärchen, die sich spontan zum One-Night-Stand zusammengefunden hatten, auf die eisige Straße hinaus, wo ein kalter Nieselregen einsetzte. Das Herz wurde mir schwer, und meine Füße taten weh.
    Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu Cora und Mike nach

Weitere Kostenlose Bücher