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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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glaubst das doch nicht etwa auch, dass ich diese Jenny gevögelt habe, oder?« Er wirkte aufrichtig verletzt.
    Ich warf einen Blick aus dem Fenster auf die Straße, durch die der Wind pfiff. »Woher soll ich das wissen?«, fragte ich schließlich.
    Er schaltete den Fernseher ein. »Ich hab’s jedenfalls nicht getan. Und selbst wenn ich gewollt hätte: In meinem Zustand hätte ich sowieso keinen mehr hochgekriegt.«
    Er versuchte, die Sache zu verharmlosen, sie wegzumogeln. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich nur zu gut.
    »Du schienst aber vorher noch ganz gut zu wissen, was du tust. Wir haben dich den ganzen verdammten Abend nicht von ihr weggekriegt.« Ich hatte ihn angeblafft, plötzlich und ohne Vorwarnung. Meine Stimme knallte wie ein Peitschenhieb über das Fernsehgemurmel hinweg. Ich konnte nicht länger vorgeben, dass mich sein Verhalten nicht interessierte und ich kein Urteil über ihn fällte. Die offensichtlichste Frage von allen war nämlich noch immer nicht beantwortet. Ganz langsam hatte ich darauf hingearbeitet.
    »Wer war die überhaupt?«, wollte ich wissen und war selbst überrascht über die Heftigkeit meines Ärgers.
    »Das weiß ich auch nicht so genau«, antwortete er nach kurzem Zögern. Offenbar überlegte er, was er sagen sollte. »Kann sein, dass ich sie mal bei der Arbeit getroffen habe, bei einer Tagung oder so was. Ich weiß es echt nicht mehr genau. Aber es sah so aus, als würdet ihr sie kennen, du und Cora. Ich dachte, du kennst sie vielleicht von einer der Presseagenturen.«
    »Nein«, entgegnete ich ungläubig. »Sie ist also keine Kollegin von dir?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Irgendwie seltsam.«
    »Seltsam?«, wiederholte ich, weil mir nichts anderes einfiel. Ich war gleichzeitig ratlos und sauer und hätte plötzlich am liebsten geweint. Das wurde langsam zur Gewohnheit, dabei war das sonst gar nicht meine Art.
    »Sie hat uns den ganzen Abend verdorben, nicht wahr?«, sagte Mike reumütig, als er sah, wie sehr mich das Ganze mitnahm. »Dabei sollte er doch eigentlich nur für uns vier sein – endlich wieder vereint.«
    Ich schluckte und verkrampfte mich innerlich, unfähig, etwas zu sagen. Ich hatte kein Recht, Ansprüche an ihn zu stellen. »Du warst also die ganze Zeit bei Gabe? Du bist tatsächlich im strömenden Regen zu Fuß dorthin gegangen?«
    »Ja. Zum Glück kann man bei Gabe jederzeit reinschneien. Du kennst ihn ja. Der ewige Student.« In seinem Blick lag jetzt eine Spur von Trotz. Er hatte keine Lust mehr, weiter befragt zu werden. Ein warnender Unterton war aus seiner Stimme herauszuhören.
    »Wo ist deine Jacke?«, fragte ich. Ich hätte es nicht beschwören können, aber er schien zu erschrecken.
    »Was?«
    »Wo ist deine Lederjacke? Die, die du am Samstag anhattest?«
    »Die hatte ich doch gar nicht an, oder? Oh … doch. Dann muss sie ja irgendwo sein.«
    »Du hattest sie aber nicht an, als du am Sonntagmorgen hier aufgelaufen bist.«
    »Dann ist sie bestimmt bei Gabe. Ich muss wohl bei ihm anrufen und sie abholen.«
    Wieder starrte er betont interessiert auf den Fernseher. »Danke fürs Vorbeikommen, Lizzy.« Er riss mit den Zähnen die Packung auf und biss in einen Keks. »Aber du müsstest eigentlich wissen, dass ich nicht so dumm bin, hinter eurem Rücken krumme Dinger zu drehen.«
    Er würde nichts mehr sagen zu dem Thema. Er hatte mir klargemacht, dass für ihn die Sache abgeschlossen war, und seinen Blick wieder dem Fernseher zugewandt. Also mampften wir schweigend unsere Kekse und sahen uns eine Vorher-Nachher-Sendung an.
    Mir ließ die Frage keine Ruhe, was am Sonntag zwischen ihm und Cora vorgefallen war, aber ich musste wohl einsehen, dass ich es nie erfahren würde.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm glauben konnte. Seine Geschichte wirkte durchaus plausibel, ließ sich aber genauso als vollkommen unplausibel einordnen, je nach Blickwinkel. Ein simples Missgeschick im Suff – oder eine höchst suspekte Lüge. Für beides gab es Anhaltspunkte.
    Wie Cora die Sache einstufte, wusste ich nicht, weil sie sich zunächst weigerte, darüber zu sprechen, und zwar kategorisch. Das Thema Jenny schien also zu ruhen. Und es ging ohnehin nur die beiden etwas an. Selbstverständlich deutete alles darauf hin, dass sie ihm verzeihen würde. Es würde kein schneller oder einfacher Prozess sein, aber am Ende würde sie ihm vergeben.
    Das Thema starb jedoch nicht, sondern tauchte nur ab, und es lauerte, wie Jenny selbst, unter der Oberfläche. Irgendwann

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