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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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unmissverständlich vor sich ausgebreitet sah, in einfachen Worten, denen er sich stellen musste, statt sie mir im Mund herumzudrehen. »Du hast die Polizei angelogen. Sie hat dich im Büro verhört und gefragt, ob du sie kanntest, und du hast gelogen, oder etwa nicht? Du hast sie nach Hause gebracht. Vielleicht warst du die letzte Person, die sie lebend gesehen hat. Die Verbindung zum Charlie’s hat die Polizei noch gar nicht entdeckt, weil bisher niemand ausgesagt hat, dass sie dort gewesen ist. Diese Information hast du zurückgehalten. Warum solltest du das tun, wenn du nichts zu verbergen hast? Er muss nur das Charlie’s und dich erwähnen, und schon fällt es der Polizei wie Schuppen von den Augen, ob du nun etwas getan hast oder nicht. Was ist mit Cora, wenn sie plötzlich deinen Namen in der Zeitung liest? Was ist mit mir, wenn die Polizei herausfindet, dass ich es gewusst habe? Du sagst, du hättest sie kaum gekannt und zwischen euch sei nichts gewesen, aber sie hatte dieses Buch bei sich herumliegen. Du hast behauptet, nie in der Wohnung des toten Mädchens gewesen zu sein, aber du bist dennoch dort gewesen. Vermutlich sogar mehr als einmal, oder, Mike? Lange genug, um den verdammten Füller dort zu vergessen!«
    Klarer ließ es sich nicht ausdrücken.
    »Füller?« Er sah verwirrt aus.
    »Ja, den Füller, den wir dir zum einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt haben.«
    »Den blauen Füllfederhalter? Den habe ich seit Monaten nicht mehr gesehen. Ich dachte, ich hätte ihn bei der Arbeit verloren.«
    »Und das Buch? Der T. S.-Eliot-Band? Du, ich und Jenny teilen also rein zufällig eine Vorliebe für Eliot? Für J. Alfred Prufrocks Liebesgesang , um genauer zu sein?«
    »Woher soll ich das wissen? Welches Buch?« Er hält inne und denkt nach. »Den Eliot-Band habe ich immer in meiner Tasche mit mir herumgetragen. Ich glaube, er ist beim Umzug ins neue Büro verloren gegangen. Vielleicht hat ihn Jenny irgendwo liegen sehen. Viele Leute mögen Eliot. Hör zu, Lizzy, ich sage es dir jetzt zum letzten Mal: Ich hatte keine Affäre mit Jenny. Wir hatten keinen Sex. Wir waren nicht ineinander verliebt. Ich weiß nicht, was das Zeug bei ihr verloren hatte, der Füller und das Buch. Den Füller hat sie mir vielleicht sogar geklaut, was weiß denn ich? Ich habe sie nach Hause gebracht, ihr gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen soll, und bin gegangen. Das war alles.«
    »Für die Polizei sieht es aber vielleicht ganz anders aus.«
    »Ich weiß.«
    Schweigen breitete sich zwischen uns aus.
    »Weißt du noch, damals?«, fragte er und vergrub das Gesicht in den Händen. »Damals hätten wir nie gedacht, dass …« Er verstummte wieder. Ich wartete ab und schluckte, ein wenig besänftigt, aber nicht bereit nachzugeben.
    »Wie konnte es so weit mit uns kommen, Lizzy? Wenn ich an unsere Wünsche und Träume zurückdenke, daran, wie wir später einmal sein wollten … Warum sind wir so geworden, wie wir sind? Sollten wir nicht eigentlich glücklich sein? Können wir uns nicht ändern?«
    Darauf schienen wir beide keine Antwort zu wissen. Wenn es wirklich darauf ankam, ließen uns die Worte im Stich.
    »Wird alles wieder gut?«, fragte er leise.
    »Wir bezahlen«, antwortete ich, obwohl ich bezweifelte, dass es das war, was er gemeint hatte. »Das wird schon wieder. Er verlangt ja kein Vermögen. Wenigstens ist er nicht raffgierig.« (Noch nicht, fügte ich in Gedanken hinzu. Irgendetwas sagte mir, dass es nicht dabei bleiben würde.)
    Ich legte Mike die Hand auf die Schulter, und er führte sie an die Lippen und hielt sie so behutsam in der Hand, als bestünde sie aus dem zartesten, kostbarsten Stoff der Welt.
    Zwei Tage später steckte ich hundertfünfzig Pfund in Zehnpfundnoten in einen braunen Umschlag, den ich dem Currymann in der Damentoilette am Hauptbahnhof, in der hintersten Kabine mit den vollgekritzelten Wänden, in die Hand schob.
    »Versuchen Sie nicht, noch mehr Geld zu kriegen«, zischte ich, mein Blick so fest und meine Stimme so kalt, wie ich es bei dem schwer zu ignorierenden Uringestank vermochte. »Sie hatten Ihren Spaß. Und vergessen Sie nicht, dass Sie sich damit offiziell der Erpressung schuldig gemacht haben. Sie standen oft genug vor Gericht, noch ein paar Fehltritte, und Sie wandern in den Knast. Ich hoffe, wir verstehen uns. Wenn Sie Ärger machen, garantiere ich Ihnen, dass ich zur Polizei gehe. Und ich kenne auch ein paar Richter persönlich, lassen Sie sich das gesagt sein. Ich werde dafür

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