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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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ist schon ein bisschen mehr nötig, Schätzchen«, grinste er, nahm die Pfundnote aber trotzdem entgegen und rieb sie nachdenklich zwischen Daumen und Zeigefinger, als überlegte er, mit welcher Masche er es als Nächstes probieren könnte. »Aber wir können uns natürlich auch ein anderes Mal weiter unterhalten, wenn Sie gerade nicht so beschäftigt sind. Ich weiß ja, wo ich Sie finde, nicht wahr?«
    Ich spürte seinen Blick im Nacken, während ich davonhastete, egal wohin, Hauptsache weg. Hinter mir begann sich die Begegnung flimmernd in Luft aufzulösen. Wörter sprudelten wahllos und unkontrolliert aus meinem Mund – wie beim automatischen Schreiben, wenn verschrobene Menschen irgendetwas hinkritzeln und behaupten, daraus spreche eine Stimme aus dem Jenseits –, und ich hoffte inständig, dass aus ihnen die unerschütterliche, halb belustigt, halb gereizt reagierende Journalistin sprach, die genügend Menschenkenntnis besaß, um sich von diesem erbärmlichen Erpressungsversuch unbeeindruckt zu zeigen.
    Währenddessen brüllte in meinem Kopf ein kleines Kind in Endlosschleife »Verdammt, was ist hier los, verdammt, was ist hier los?!«, ein Kind, das sich in hilfloser Wut die Augen rieb, mit dem Fuß auf den Boden stampfte und sich einen Zornknoten in den Magen machte, in der Hoffnung, dass ihm schlecht wurde und es das Mitleid einer älteren, größeren, weiseren Person erregte, die in der Lage war, die richtigen Entscheidungen zu treffen und alles wieder ins Lot zu bringen.
    Diese Hoffnung war mir nicht vergönnt. Als der Currymann das nächste Mal auf mich zukam, formulierte er seine Forderung direkter. »Hundertfünfzig Pfund, oder ich gehe zur Polizei«, sagte er. Nur das. Kein Lächeln.
    Dieses Mal musste ich mit Mike sprechen. Ich ging schnurstracks zu seinem Büro, wo wir in seinem Auto in der Tiefgarage saßen wie zwei Menschen, die wirklich etwas zu verbergen hatten.
    »Das hört nie auf, oder?«, fragte er. Ich war mir nicht ganz sicher, was er damit meinte.
    »Wenn du dich darauf beziehst, ob er es sich plötzlich anders überlegt und einfach wieder in der Gosse verschwindet, vermutlich nicht.« Diesen Ton hatte ich mir Mike gegenüber in letzter Zeit angewöhnt, den Ton einer strengen Gouvernante, die mit einem erschreckend einfältigen Kind spricht. Manchmal verstand ich, warum Cora ihre manipulativen Methoden bei ihm anwendete.
    Er zuckte mit den Schultern. »Also gut, was machen wir?« Er rieb an einem unsichtbaren Fleck zwischen seinen Bartstoppeln herum.
    »Ich finde, wir sollten zahlen«, antwortete ich, obwohl mich der Gedanke, dass es dieses verdammte Wiesel von Stadtstreicher geschafft hatte, uns ein Schnippchen zu schlagen, so fuchsteufelswild machte, dass ich am liebsten aufgesprungen wäre, meine Arme wie ein aufgebrachter Gorilla geschwungen und auf Mike eingeprügelt hätte, bis sein Kopf barst wie eine reife Melone – oder zumindest bis er das Bewusstsein verlor. Schließlich hatte er uns diese Suppe eingebrockt. Außerdem war er die nächstbeste Zielscheibe. Ich war müde. Todmüde. Aber ich wollte hören, was er dazu zu sagen hatte. Was blieb mir anderes übrig?
    Nach einer kurzen Pause, in der er sich mehrmals mit den Händen durch die braunen Locken fuhr und auf seiner Lippe herumkaute, sagte er schließlich: »Also gut, uns bleibt wohl keine andere Wahl.«
    Ich war sofort wieder auf hundertachtzig. Wahrscheinlich wäre jede Antwort falsch gewesen, aber mich ärgerte, wie schnell er sich geschlagen gab. Selbst wenn die Niederlage letztlich unvermeidlich war – musste er sie wirklich so schnell akzeptieren und sich meiner Führung unterordnen? Andererseits: Warum überraschte mich das so sehr?
    »Verdammt noch mal!«, fuhr ich ihn an. »Warum triffst du nicht zur Abwechslung eine eigene Entscheidung? Wäre mal was ganz Neues. Tu was, irgendwas. Was denkst DU , was wir TUN sollten, Mike? Was denkst du, was WIR TUN sollten?«
    »Na ja, nicht zu zahlen ist ja wohl auch keine Lösung«, sagte er ernsthaft und fügte dann ein wenig verletzt hinzu: »Schrei mich nicht so an, Lizzy. Ich weiß, dass das alles meine Schuld ist. Wir könnten es natürlich auch drauf ankommen lassen. Selbst wenn er zur Polizei geht, muss die ihm ja nicht unbedingt glauben, oder? Nur weil ich da war, können die nicht behaupten, dass ich etwas getan habe. Schließlich habe ich ja auch nichts getan.«
    Ich fasste die Lage noch einmal schonungslos für ihn zusammen. Ich wollte, dass er alles knapp und

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