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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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wartete dort draußen keine Welt voller Probleme und Streit auf uns, herrschte ungetrübter Friede. Irgendwann fiel ich in einen traumlosen, warmen Schlummer. Als ich aufwachte, war ich mit meiner alten Strickjacke zugedeckt, und auf der Sofalehne lag ein kleiner Zettel: »Danke, dass du immer für mich da bist, Kuss, Mike.« Ich starrte lange auf den Zettel.
    Der Schlag kam aus heiterem Himmel. Niemand hatte mich je zuvor ins Gesicht geschlagen, und der Knall war so laut, dass ich eine halbe Sekunde lang glaubte, er komme von außerhalb des Zimmers. Während Cora mit schreckgeweiteten Augen die Hand zurückzog, breitete sich hitzige Röte auf meiner Wange aus. Ich merkte, dass mein Mund offen stand, und klappte ihn wieder zu. Ich war so perplex, dass ich gleichzeitig gegen einen plötzlichen Lachreiz und das Verlangen ankämpfen musste, so fest ich konnte zurückzuschlagen. Das hätte allerdings fatale Folgen haben können, denn so heftig wie mein Blut kochte, hätte ich sie vielleicht zu Tode geprügelt, wenn ich meinen Händen freien Lauf gelassen hätte. Unwillkürlich machte ich einen Schritt auf sie zu, und sie wich ängstlich zurück.
    Unser Gespräch am Abend nach Mikes Besuch war von der ersten Minute an schlecht gelaufen.
    »Hat er dich geschickt? Wo ist er?«, hatte Cora gefragt, bevor die Tür noch ganz offen war. »Ich vermute, er hat dir erzählt, ich hätte die Nerven verloren oder so was. Weil natürlich alles meine Schuld ist. Bei Michael ist immer alles die Schuld der anderen, nicht wahr?«
    Sie roch stark nach Alkohol und hatte offensichtlich geweint. Nachdem ich eingetreten war, nahm sie Kurs auf die Küche, kämpfte vergeblich mit der Kindersicherung einer Pillendose und knallte sie auf die Küchenablage, als wollte sie sie zur Unterwerfung zwingen. Ich nahm ihr die Dose aus der Hand und las das Etikett. Oh mein Gott: Valium.
    »Wogegen nimmst du die, Cora? Du bist ganz offensichtlich betrunken. Versuchst du etwa, dich umzubringen?«
    »Das würde dir so passen, oder? Wäre das nicht sowieso die einfachste Lösung für dich? Und eine gute Story noch dazu. Aber von guten Storys hast du bestimmt die Nase voll fürs Erste, oder Lizzy?«
    »So interessant wärst du jetzt auch wieder nicht, Cora. Es sei denn, es würde herauskommen, dass du eine Affäre mit Catherine Zeta-Jones hattest.« Ich versuchte, die Sache mit einem Witz herunterzuspielen und ging zum Herd, um Wasser aufzusetzen. »Ich mache dir einen Kaffee, soll ich? Willst du was essen?« Ich schnappte mir das Brotmesser und begann mit geschäftiger Sachlichkeit, an einem Laib Brot herumzusägen.
    »Kaffee, na klar. Kaffee ist ja für alles die Lösung. Mein Leben zerbricht, und alles, was du mir zu bieten hast, ist Kaffee? Lizzy, die immer auf alles eine Antwort weiß? Lizzy, die immer alles unter Kontrolle hat, und Kaffee ist alles, was dir einfällt? Du hast ganz schön nachgelassen.«
    » Du zerbrichst, Cora, nicht dein Leben. Ich weiß nicht, warum du so fest entschlossen bist, dein Leben auch noch zugrunde zu richten.« Ich steckte die Brotscheiben in den Toaster und machte den Kühlschrank auf.
    »Schau an. Als könntest du kein Wässerchen trüben. Es ist doch immer dasselbe. Du musst dich ja wirklich sehr überlegen fühlen. Cool, gelassen, kompetent und ach so wunderschön. Alle hören dir zu, wenn du redest, ist es nicht so, Lizzy? Aber du hörst mir nicht zu.«
    »Es ist schwer, jemandem zuzuhören, der so besoffen ist wie du in letzter Zeit. Was versuchst du mir mitzuteilen, Cora? Bitte sag’s mir! Ich kann keine Gedanken lesen.«
    »Das weißt du nur zu gut. Du willst es bloß nicht zugeben.«
    »Wir reden hier über Jenny, nicht wahr? Cora, warum kannst du es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Das ist ein Jahr her. Sie ist tot. Sie ist tot. Selbst wenn es stimmen würde, was du Mike und ihr unterstellst, was macht das jetzt noch für einen Unterschied? Ihr beide seid zusammen, hier und jetzt. Warum ist das nicht genug?« Ich merkte, dass ich meine Wut kaum noch unter Kontrolle hatte.
    Cora starrte ungefähr zehn Sekunden in die grenzenlose Weite des Kühlschranks und kämpfte gegen die Tränen an.
    »Weil ich es wissen muss. Ich muss wissen, ob sie … ob sie es … es macht nämlich sehr wohl einen Unterschied … den entscheidenden Unterschied. Was, wenn er … damals … er war betrunken. Du weißt nicht, wie es ist, wenn er betrunken ist. Wie er dann sein kann. Oh, warum sind wir nur nach Cardiff

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