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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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Hand hatte und es in einer fest geballten, weißen Faust vor mir ausstreckte. Ich hatte es auf die Ablage gelegt, als ich auf den Toast gewartet hatte. Coras Augen wanderten von der Klinge zu meinem Gesicht und wieder zurück, während mein Blick die entgegengesetzte Richtung einschlug. Der ganze Raum hielt die Luft an.
    Du könntest es einfach tun, sagte eine winzige Stimme links hinten in meinem Gehirn.
    Was könnte ich?
    Es tun. Es wäre Selbstverteidigung.
    Warum?
    Denk dran, wie einfach alles wäre.
    Aber wie würde es aussehen?
    Sie hat Depressionen, nimmt Antidepressiva, ist paranoid. Sie hat dich angegriffen, du musstest dich verteidigen. Jeder würde es verstehen. Sie hat ihren eigenen Mann angegriffen.
    Aber das ist doch lächerlich, oder? Das könnte ich nicht. Es wirklich tun. Dafür würde ich nie eine plausible Erklärung finden.
    Vielleicht schon, wenn du auf die richtige Weise lächeln und es auf die richtige Weise erzählen würdest. Und dann denk dran, was alles möglich wäre …
    Ich blieb unbeweglich stehen, eine Ewigkeit. Auf Coras Gesicht zeichnete sich jetzt echte Angst ab. Sie erkannte, dass meine Unbeweglichkeit und mein Schweigen nur Tarnung für etwas waren, mit dem ich tief in meinem Inneren rang. Meine weißen, krampfhaft um das Messer geschlossenen Fingerknöchel bezeugten, wie fest mich der Gedanke im Griff hatte.
    Erst das Geräusch von Mikes Schlüssel im Türschloss durchschnitt das unsichtbare, bis zum Zerreißen gespannte Band der Zeit, und der brennende Schmerz des Zurückschnappens öffnete mir die Augen für das Theaterstück, das wir beinahe aufgeführt hätten. Als ich Mikes Schritte hörte, machte ich reflexartig einen Schritt nach hinten, legte das Messer neben den Laib Brot auf die Küchenanrichte und zog mich, als er die Tür öffnete, in Richtung Herd zurück, wo ich mich von Cora wegdrehte und mein Gesicht in Ordnung brachte, meine Stimme.
    »Was ist hier los?« Verwirrt von unserem Schweigen blickte er zwischen Cora und mir hin und her. Ich drehte mich um und sagte hallo.
    »Lizzy, deine Lippe blutet. Was ist passiert?«
    »Ich habe mir draufgebissen«, sagte ich ruhig. Ohne nachzudenken war mir eine plausible Lüge eingefallen, ein weiterer Reflex. Coras Mund stand immer noch offen, und es gelang ihr nur mit Mühe, ihn zu schließen. Wieder blickte er zwischen uns hin und her.
    »Was ist hier passiert? Habt ihr beide euch jetzt etwa auch gestritten? Oh, bitte nicht! Bitte nicht, ja? Kein Streit mehr. Bitte, Cora, ich halte das nicht aus.«
    Sie flüchtete sich in seine Arme, aus Angst vor mir oder aus Reue.
    »Ich liebe dich. Ich liebe dich«, schluchzte sie, und er hielt sie fest und streichelte ihr übers Haar.
    »Lizzy?«
    »Wir streiten doch gar nicht«, versicherte ich glaubhaft. »Wir kochen gerade Tee, und ich habe ihr von einem meiner Artikel von heute erzählt. Keine schöne Geschichte. Es geht um einen geköpften Mann, und ich hätte vielleicht nicht ganz so anschaulich werden dürfen. Cora, gib mir doch mal die Küchenrolle rüber, ja? Und die Marmelade, ich bin am Verhungern!«
    Ich sollte vielleicht klarstellen, dass ich nicht wirklich eine Stimme in meinem Kopf gehört hatte – jedenfalls nicht wie eine Schizophrene, die tatsächlich Stimmen hört, die nicht ihre eigenen sind. Bei mir war es lediglich mein Verstand, der verschiedene Optionen abwog, sie hinterfragte, Vorschläge machte.
    Trotzdem war es bereits das dritte Mal, dass ich darüber nachgedacht hatte, sie umzubringen.

Afternoons and Coffee Spoons
    N ur die Ohrfeige an sich hätte natürlich nicht ausgereicht, um das Undenkbare zu denken. Auch nicht Coras Indiskretion im Beisein meiner Kollegen oder die Wut über ihre endlose Ich-Bezogenheit. Ich mag vieles sein, aber ich bin nicht kleinlich und neige auch nicht dazu, leichtfertig Tötungsabsichten zu entwickeln. Es war etwas anderes.
    Ich war vermutlich nicht ganz ehrlich mit mir selbst gewesen, hatte verdrängt, wie schlecht ich mich in letzter Zeit gefühlt hatte, wie unglücklich und unerfüllt ich gewesen war. Mikes Rückkehr hatte das alles erst deutlich gemacht, beleuchtete die Sinnlosigkeit eines jeden Tages.
    Ein paar Tage nach dem Vorfall mit dem Kaffeebecher erinnerte ich mich daran – oder vielleicht wurde es mir zum ersten Mal mit vollkommener Klarheit bewusst –, wie schön es gewesen war, als Mike nur die Hand auszustrecken brauchte, um mich zu berühren.
    Es war einer dieser schrecklichen, düsteren, das Gehirn

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