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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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Flüchtige weiße Dunstschwaden schwebten über der Wasseroberfläche.

    Kaum stieß der Bug bei der kleinen Insel auf Grund, sprang MacFarlane aus dem Boot und watete hastig durch das fast kniehohe Wasser, das ans grasbewachsene Ufer schwappte. Offensichtlich ungeduldig bedeutete er Cædmon, das Boot an einem kleinen Busch in der Nähe festzumachen. Wenige Augenblicke später legten Edie und der Hüne neben ihnen an, und zusammen machten die vier sich auf den Weg zum Kreuz.
    Sich deutlich der Tatsache bewusst, dass ihm nur noch achtzehn Minuten blieben, befühlte Cædmon den verwitterten Stein. Wenn ein Hinweis in den Stein eingemeißelt gewesen war, dann hatten die Götter des Regens und des Windes schon lange dafür gesorgt, dass er ausgelöscht worden war.
    Unbeirrt ging er um das Kreuz herum zu dessen Rückseite, und als er auf etwas Hartes trat, fiel er auf die Knie und schob das lange Gras zur Seite.
    »Was machen Sie da?«, zischte MacFarlane und ging neben ihm in die Hocke.
    »Da ist etwas in den Boden eingelassen. Ich glaube, es ist eine … Ja, es ist eine Art Gedenktafel. Haben Sie ein Taschentuch oder so etwas? Ich muss die Oberfläche abwischen.«
    MacFarlane befahl dem Hünen mit einer Geste, ihm die schwarze Strickmütze zu geben, die er auf dem Kopf trug.
    Mit der Mütze in der Hand begann Cædmon, heftig über die etwa fünfundzwanzig Zentimeter breite quadratische Gedenktafel aus Bronze zu reiben, auf deren gravierter Oberfläche sich über die Jahre Erde angesammelt hatte. Während er arbeitete, fiel ein Schatten über ihn. Als er den Blick hob, sah er, dass Edie sich mit aufgeregtem Gesichtsausdruck über seine rechte Schulter beugte. Sie wusste, dass es von dieser Bronzeplakette abhing, ob sie leben oder sterben würde. Angst ist eine mächtige Antriebskraft, deshalb rieb Cædmon umso stärker.
    Es waren einige Minuten entschlossenen Polierens nötig, um eine einzelne Zeile in lateinischer Schrift freizulegen.

    Mit wild in der Brust klopfendem Herzen starrte Cædmon auf die Tafel, völlig überwältigt von dieser einen Zeile in Latein. Wie ein Mann, dem soeben ein Geist erschienen war.
    » Hic amicitur archa cederis «, murmelte er, als wäre es eine magische Beschwörungsformel.
    »Was bedeutet das?«, forderte MacFarlane und drängte ihn mit der Schulter zur Seite, um die Tafel selbst untersuchen zu können.
    Cædmon holte ein paarmal tief Luft, um sich wieder zu fassen. »Da steht: ›Hier liegt verborgen die Bundeslade‹.«

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    »Gleich wird das corpus delicti enthüllt. Aber nicht von mir«, murmelte Cædmon, der so nahe bei Edie stand, dass sie seine Körperwärme spüren konnte.
    Sie rückte noch ein Stück näher, denn ein kalter Windstoß ließ ihre Zähne klappern.
    Sie standen wenige Schritte von der Stelle entfernt, wo Braxton und Sanchez einträchtig hackten und schaufelten. Die Ausgrabung war bereits in vollem Gange. Das Steinkreuz war in der hektischen Raserei, die entstanden war, nachdem Cædmon die Bronzetafel übersetzt hatte, umgestoßen worden. In der Überzeugung, dass die Tafel nichts anderes als ein großes X auf einer Schatzkarte war, hatte MacFarlane sich nicht lange damit aufgehalten, den Boden mit dem Bodenradar zu scannen, sondern war fest davon überzeugt, dass die Bundeslade unter dem Steinkreuz vergraben war.
    »Nicht zu glauben, dass es beinahe siebenhundert Jahre her ist, seit zum letzten Mal jemand die Bundeslade zu Gesicht bekommen hat«, bemerkte sie, wenn auch aus keinem anderen Grund, als ihre Angst im Zaum zu halten. Nach ihrer Armbanduhr blieben noch
sechs Minuten. »Ich weiß jetzt, wie Galen of Godmersham sich fühlte, als er die Bundeslade im Tal Esdrelon fand.«
    »Wenn du dich erinnerst, musste er auf Leben und Tod um den Besitz des Artefakts kämpfen.« Genau wie sie starrte Cædmon angespannt auf das tiefer werdende Erdloch. »Wie auch immer, wenn wir dadurch mit dem Leben davonkommen, verzichte ich mit Freuden auf jeglichen Anspruch an dem Schatz.«
    »Irgendwie glaube ich nicht, dass du in der Sache allzu großes Mitspracherecht haben wirst. Was bedeutet, dass wir um den Kampf gegen MacFarlane und das teuflische Trio nicht herumkommen.« Da sie minutenlang Braxtons Drohungen hatte ertragen müssen, während er sie zur Insel hinübergerudert hatte, war sie sich nur zu deutlich bewusst, dass ihnen die Männer zahlenund waffenmäßig haushoch überlegen waren. »Ich bin kein großer Militärtaktiker, aber ich schätze, es ist nicht gerade zu

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