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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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uns in weiser Voraussicht schon mal einen Grabstein und einen Platz auf dem Friedhof besorgt.«
    Einige Augenblicke lang starrte Cædmon Aisquith die paranoide, präraffaelitische Schönheit an, die vor ihm stand. Wie ein verrückter Dirigent benutzte sie ihre Hände, um die unsinnigen Worte zu unterstreichen, die ihr über die spröden Lippen kamen.
    »Warum haben Sie sich mit mir in Verbindung gesetzt? Warum sind Sie nicht zu den Behörden gegangen?« Er sprach ruhig, denn er wollte nicht den Ausschlag geben, dass sie sich von verrückt in absolut völlig übergeschnappt verwandelte.
    »Weil die Behörden in dem Mord mit drinstecken, deshalb. Und sie glauben fälschlicherweise, dass Dr. Padgham Ihnen, unmittelbar
bevor er starb, eine E-Mail geschickt hat«, antwortete sie. Ganz eindeutig war sie nicht in der Lage, in verständlichen Sätzen zu sprechen. »Deshalb wollen sie Sie töten. Und vertrauen Sie mir, Sie zu töten, wäre für diese Typen ein Kinderspiel. Wie der Sensenmann, der diesen Duracell-Hasen einfach aus dem Hut zaubert.«
    »Mmmm.« Er fragte sich, ob sie vielleicht irgendwelche halluzinogenen Drogen genommen hatte.
    »Ist das alles, was Sie zu sagen haben?«
    »Ich könnte sagen, dass Sie einen Hang zu durcheinandergewürfelten Metaphern haben.«
    »Hören Sie, ich meine es todernst. Mit Betonung auf Tod , nur für den Fall, dass Sie zu beschränkt sind, die Botschaft zu kapieren. Sie glauben mir immer noch nicht? Schön. Ich habe den Beweis gleich hier.«
    »Tatsächlich?«
    Sie fing an, in der Tasche zu wühlen, die ihr von der lederbekleideten Schulter hing. Als er verstohlen hineinlugte, erhaschte er einen Blick auf etwas, das wie eine Aktenmappe und eine Packung gefrorenes Gemüse aussah.
    Es war klar wie Kloßbrühe: Die Frau war völlig durchgeknallt.
    Mit entschlossenem Gesichtsausdruck zog sie eine khakifarbene Weste aus der Tasche und schwenkte das Kleidungsstück vor seinem Gesicht herum. »Die hab ich getragen, als Dr. Padgham ermordet wurde. Dann musste ich über seine Leiche klettern …« Ihre Brust hob und senkte sich unübersehbar. »Das ist sein Blut, das da auf der Vorderseite.«
    »Darf ich?« Cædmon berührte den Blutfleck und stellte überrascht fest, dass er noch feucht war.
    Wären da nicht der immer noch klebrige Blutfleck und der schwache Geruch nach Erbrochenem gewesen, hätte er die Frau nicht ernst genommen. Stattdessen zog er sein Handy aus der Brusttasche.
    »Was tun Sie da?« Edie Miller packte ihn verzweifelt am Arm,
um ihn daran zu hindern, das Mobiltelefon ans Ohr zu halten. »Wenn Sie die Polizei rufen, dann sind wir so gut wie tot!«
    »Wenn Sie so liebenswürdig wären, mich loszulassen? Ich rufe Padgham an.« Und gehe dabei hoffentlich diesem Wahnsinn auf den Grund.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, murmelte sie und ließ ihn los.
    Er hatte Padges Handynummer bereits gespeichert, deshalb konnte er den Anruf schnell tätigen. Er ließ es fünfmal klingeln, dann legte er auf, als eine automatische Ansage abzuspielen begann.
    »Wie es scheint, hat der alte Knabe sein Handy ausgeschaltet.«
    »Falsch!«, kreischte Edie Miller, was ihr einige Seitenblicke von Passanten einbrachte. »Der alte Knabe liegt unter seinem Schreibtisch in einer Pfütze seines eigenen Blutes.«
    Besorgt, dass sie weiter unwillkommene Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte, deutete er auf ein paar Tische in der Nähe. »Ich bin bereit, Ihnen zuzuhören, vorausgesetzt, Sie bleiben ruhig. Verstanden?«
    Sie nickte, wobei sie es tatsächlich schaffte, zerknirscht auszusehen.
    »Nun gut. Bitte setzen Sie sich, während ich uns etwas Kaffee besorge. Es sei denn natürlich, Sie bevorzugen Tee.«
    »Nein. Kaffee ist in Ordnung.« Sie warf einen Blick auf die Espressobar in der Nähe. »Ein Cappuccino wäre besser.«
    »Zur Kenntnis genommen. Ich bin gleich zurück.«
    Aisquith sah ihr nach, wie sie wie ein folgsames Kind zu einem kleinen Tisch neben der Espressobar schlurfte. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, nahm sie die Tasche von der Schulter und presste sie an die Brust. Obwohl die Fülle dunkelbrauner Korkenzieherlocken ihr prächtigster Vorzug war, waren es die tief liegenden braunen Augen, die seine Aufmerksamkeit fesselten. Betont von geraden Brauen, verlieh diese Kombination ihr eine ernste Ausstrahlung, die in völligem Gegensatz zu ihrer energischen Persönlichkeit stand. Und in völligem Gegensatz zu ihrer exzentrischen
Kleidung – einer ledernen, schwarzen Motorradjacke, klobigen

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